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Lourdes - der Aufruf zur Umkehr
   

Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Liebt einander! 1/2009 → In dieser Ausgabe



Die Erscheinungen der Muttergottes in Lourdes im Jahre 1858 sind nicht nur ein sehr wichtiges historisches Ereignis, sondern auch ein großes Geschenk Gottes an die Kirche und die ganze Menschheit.

 

In diesem Heiligtum verwandelt Jesus Christus auf die Fürsprache Seiner Mutter hin fortwährend die Herzen von Millionen von Pilgern, die jedes Jahr dorthin kommen. Er heilt auch ihre Seelen und Körper. Gerade an solchen Orten wie Lourdes entdeckt man auf greifbare Art und Weise die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu, dass das, was über die Geschichte der Menschheit und das ewige Glück eines jeden Menschen entscheidet, vor den Großen dieser Welt verborgen ist - vor solchen Menschen also, die sich nicht von der Logik des Glaubens leiten lassen. Den Kleinen aber, für die der Glaube an Jesus Christus zum größten Schatz geworden ist, offenbart Gott alles. Der liebende Gott appelliert die ganze Zeit an uns: “Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Jesaja 7,9). Das bedeutet: Wenn ihr nicht an die Existenz des Geheimnisses Gottes glaubt, der im Schoß der Jungfrau Maria wahrer Mensch wurde, dann verschließt ihr euch selber die Möglichkeit zur Erkenntnis der Wahrheit und damit den Weg zum ewigen Leben.

Die Geschichte der Erscheinungen

Die hl. Bernadette Soubirous kam am 7. Januar 1844 in der frommen aber armen Familie von François und Ludovique Soubirous zur Welt. Im Jahre 1854 war die Familie aufgrund der Finanzkrise dazu gezwungen, ihre Mühle in Boly zu verlassen und in eine kleine Elendswohnung in Lourdes umzuziehen. Ihre materielle Situation verschlechterte sich dadurch noch mehr. Vater und Mutter mussten sich als Lohnarbeiter verdingen. Bernadette vertrat ihre Eltern im Haushalt und kümmerte sich um die jüngeren Geschwister: Schwester Antoinette und die Brüder Jean-Marie und Justin. Aus diesem Grunde konnte sie nicht zur Schule gehen und sich auch nicht auf die Erste Heilige Kommunion vorbereiten.

Im Jahre 1855 erreichte die Cholera Lourdes. Viele Menschen starben. Auch die elfjährige Bernadette steckte sich an. Die Krankheit ruinierte ihren zarten Körper; sie bekam Asthma und Knochentuberkulose, was später zu ihrem Tod im Alter von nur 34 Jahren führte. Zu Beginn des Monats September im Jahre 1857 schickten die Eltern Bernadette in das benachbarte Dorf Bertres zur Familie Avarant, damit sie dort beim Schafehüten aushalf.

Am 21. Januar 1857 kehrte Bernadette nach Lourdes zurück und begann mit den Vorbereitungen auf die Erste Heilige Kommunion. Sie begann auch die Grundschule zu besuchen, die von den Schwestern aus Nevers geführt wurde. In kürzester Zeit lernte Bernadette das Lesen und Schreiben. Nach der Schule half sie ihrer Mutter bei den Hausarbeiten und den jüngeren Geschwistern. Bernadette wuchs in der Atmosphäre einer einfachen aber ehrlichen Frömmigkeit auf. Ihre Eltern beteten täglich mit den Kindern. So erhielt Bernadette den Schatz des lebendigen Glaubens und des kindlichen Vertrauens auf Gott.

Der Tag, der alles veränderte

Am 11. Februar 1858 machte sich Bernadette zusammen mit ihrer Schwester Antoinette und dem Nachbarsmädchen Jeanne auf den Weg zum Fluss Gave, um dort trockene Äste zum Heizen zu sammeln. Als sie an die Grotte kamen, über der sich der Felsen wölbt, der Massabielle genannt wird, mussten sie den eisigen Flusslauf überqueren. Bernadette zog ihre Schuhe aus, und als sie gerade dabei war, sich die Strümpfe auszuziehen, hörte sie ein seltsames Rauschen des Windes. “Ich schaute zur Grotte hin”, schrieb sie später, “und sah, dass aus ihrem Innern eine goldene Wolke herausfloss, direkt dahinter kam eine so schöne Dame, wie ich niemals zuvor eine gesehen hatte. Sie trug ein weißes Gewand, einen weißen Schleier, einen blauen Gürtel und hatte gelbe Rosen an den Füßen. Sie schaute mich sofort an, lächelte mir zu und forderte mich auf, zu ihr zu kommen, genauso, als ob sie meine Mutter wäre. Meine ganze Angst verschwand, aber es schien mir, als ob ich das Bewusstsein dafür verloren hätte, wo ich war. Ich rieb mir die Augen, schloss sie, öffnete sie wieder, aber die Dame stand immer noch an derselben Stelle und lächelte mir zu, bis ich verstand, dass es keine Einbildung war. Ich dachte nicht weiter darüber nach, was ich tat und nahm einfach den Rosenkranz in meine Hände und kniete nieder. Die Dame nickte zum Zeichen ihrer Zufriedenheit und nahm ebenfalls den Rosenkranz zur Hand, den sie über der rechten Schulter hängen hatte. Als ich anfangen wollte, den Rosenkranz zu beten und versuchte, meine Hand zur Stirn zu führen, war meine Hand wie gelähmt - und erst als die Dame sich bekreuzigte, konnte ich dasselbe tun. Doch ich betete alleine, die Dame ließ die einzelnen Perlen durch ihre Finger gleiten, ohne etwas zu sagen. Erst am Ende jedes Zehners sprach sie mit mir Ehre sei dem Vater … Als ich fertig war, gab sie mir ein Zeichen näher zu kommen, doch ich traute mich nicht. Da verschwand sie plötzlich.”

Als die Mädchen die kniende Bernadette sahen, fingen sie an, sie auszulachen und sagten, sie sei eine dumme Frömmlerin. Doch nach einigen Augenblicken verstanden sie, dass etwas vorgefallen sein musste, und fingen an, ihre Freundin auszufragen. Anfangs wollte Bernadette ihnen nichts sagen, doch dann gab sie nach: Sie erzählte ihren Gefährtinnen von der Erscheinung der geheimnisvollen Dame und bat sie, keinem etwas davon zu erzählen. Doch nachdem sie Zuhause angekommen waren, erzählten die Mädchen schnell davon und Bernadette musste ihrer Mutter das Vorgefallene in allen Einzelheiten schildern. Die Mutter schimpfte sie aus und sagte, das seien alles Einbildungen gewesen und verbot ihr, nochmals zur Grotte zu gehen.

“Ich verspreche Dir kein Glück auf dieser Welt”

Die Begegnung mit der geheimnisvollen, schönen Dame, die wie ein junges Mädchen im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren aussah, war für Bernadette ein so gewaltiges Erlebnis gewesen, dass sie von diesem Augenblick an einen inneren Drang verspürte, die Grotte nochmals aufzusuchen. Die Mutter verbot ihr dies jedoch strengstens. Erst am 14. Februar nach der Heiligen Messe gab sie den Bitten ihrer Tochter nach. Bernadette machte sich sofort mit zwei Freundinnen auf den Weg zur Grotte Massabielle. Sie waren mit Rosenkränzen und geweihtem Wasser bewaffnet. Sie wollten die geheimnisvolle Gestalt mit dem Weihwasser besprengen und so feststellen, ob es sich nicht um eine Falle des Teufels handelt. Auf dem Weg dorthin gesellten sich noch andere Mädchen zu ihnen. Bernadette erreichte als Erste die Grotte und kniete sofort zum Rosenkranzgebet nieder. “Kaum hatte ich den ersten Zehner beendet, als ich schon dieselbe Dame sah”, schrieb sie. “Sofort besprengte ich sie mit dem Weihwasser und sagte, sie solle bleiben, wenn sie von Gott kommt und gehen, wenn dies nicht der Fall sei. Gleichzeitig besprengte ich sie immer mehr. Die Dame lächelte mir zu und neigte den Kopf. Je mehr ich sie besprengte, desto mehr lächelte sie und nickte mit dem Kopf. (…) Als ich den Rosenkranz beendet hatte, verschwand die Gestalt.” Man muss hier betonen, dass nur Bernadette allein die Erscheinung sah. Für die Zeit der Erscheinung befand sie sich in Extase, ganz versunken in das, was sie sah, vollkommen losgelöst von der Realität, den Blick starr auf einen Punkt gerichtet.

Nachdem sie Zuhause angekommen war, hörte Bernadette von ihrer Mutter, dass sie nie wieder zur Grotte von Massabielle gehen dürfte. Es gab da jedoch eine sehr einflussreiche und wohlhabende Einwohnerin von Lourdes, Frau Peyret, die, von großer Neugier angetrieben, die Mutter Bernadettes dazu bringen konnte, ihre Tochter zur Grotte gehen zu lassen. Am 18. Februar, einem Freitag, ging Bernadette nach der Frühmesse zusammen mit den Frauen Peyret und Millet nach Massabielle. Die schöne Dame erschien wieder und bat die Seherin: “Könntest Du die nächsten 15 Tage hindurch hierhin kommen?” Das Mädchen antwortete, dass sie mit Freude ihre Bitte erfüllen werde. Da hörte sie: “Ich verspreche Dir kein Glück auf dieser Welt, aber in der anderen.”

Während der 4. und 5. Erscheinung (am 19. und 20. Februar) wurde Bernadette schon von vielen Menschen begleitet. Am 20. Februar lehrte die Muttergottes Bernadette ein Gebet, welches sie jeden Tag ihr ganzes Leben lang betete, dessen Inhalt sie aber nur für sich behielt. Bei der 6. Erscheinung am 21. Februar bat die Muttergottes um Gebet für die Sünder. In dieser Zeit wollte auch der ungläubige Arzt Dr. Dozous den “Betrug aufdecken” und beschloss deshalb, das Mädchen während der Extase zu untersuchen. Ihr Verhalten berührte ihn jedoch zutiefst und er erfuhr die Anwesenheit eines großen Geheimnisses. Von diesem Augenblick an begann der Prozess seiner Bekehrung. In seiner Erklärung stellte Dr. Dozous fest, dass für die Dauer der Extase das Gesicht Bernadettes überirdisch schön wurde. Dies bedeutete, dass sie mit jemandem in Kontakt war. Während ihrer Schauungen hatte sie einen gleichmäßigen Puls, einen ruhigen Atem und nichts wies auf eine nervöse Erregung hin.

Der Aufruf zur Buße und Umkehr

Da immer mehr Menschen den Ort der Erscheinungen aufsuchten, beunruhigte dies die örtlichen Machthaber. Sie versuchten, durch Verhöre und Drohungen Bernadette daran zu hindern, die Grotte zu besuchen. Während der 7. Erscheinung am 23. Februar teilte Maria dem Mädchen drei Geheimnisse mit, die nur sie alleine betrafen, und die Bernadette niemals anderen mitteilte. Die Muttergottes bat Bernadette auch darum, sie möge den Pfarrer darum bitten, an diesem Erscheinungsort eine Kapelle zu errichten. Pfarrer Peyramale glaubte jedoch nicht an die Authentizität der Erscheinungen und erbat sich darum ein sichtbares Zeichen. Bernadette sollte die schöne Dame nach ihrem Namen fragen, denn er habe nicht die Gewohnheit, geheimnisvollen Unbekannten zu glauben. Falls die Erscheinung nicht sage, wer sie sei, dann werde dies für ihn bedeuten, dass sie eine Betrügerin ist, bzw. dass Bernadette an Halluzinationen leide. Während der 8. Erscheinung übergab die Muttergottes die Botschaft zur Buße und Bekehrung und rief zum Gebet für die Bekehrung der Sünder auf. Sie sagte: “Tut Buße und betet zu Gott um die Bekehrung der Sünder.” Am nächsten Tag, dem 25. Februar, zeigte die Muttergottes auf eine Stelle auf der Erde in der Grotte und forderte Bernadette dazu auf, aus dieser Quelle zu trinken und sich zu waschen. Und weil es dort keine Quelle gab, fing das überraschte Mädchen an, die Erde an dieser Stelle mit den Fingern durchzugraben. Nach wenigen Augenblicken bemerkte sie hervorsprudelndes Wasser. Sie nahm die erdige Flüssigkeit in ihre Hände und wusch sich das Gesicht damit, welches durch den Matsch ganz dreckig wurde. In Kürze verwandelte sich der Schlamm jedoch in kristallklares Wasser, das schnell hervorsprudelte. Die Kunde von der Quelle, die in der Grotte entsprungen war, verbreitete sich rasch in der ganzen Umgebung. Das Wasser aus dieser Quelle wurde zum Zeichen der Heil bringenden Gnade Gottes. Dafür zeugen Tausende von wissenschaftlich unerklärbaren Heilungen.

Die ersten wunderbaren Heilungen

Am nächsten Tag erschien die Muttergottes nicht, dafür geschah das erste Wunder an der Grotte. Der Steinmetz Louis Bouriette war seit 20 Jahren blind auf dem rechten Auge, das ihm bei einem Arbeitsunfall ausgeschlagen worden war. Er betete eifrig vor der Grotte von Massabielle und wusch sich mehrmals die Augen mit dem Wasser aus der Quelle. Da geschah das Wunder: Sein rechtes Auge wurde neu erschaffen und Louis konnte wieder sehen.

Die zweite wunderbare Heilung geschah am 1. März. Katharine Latapie konnte nach einem schweren Unfall und einem komplizierten Bruch die Hand nicht mehr öffnen. Nach einem Gebet und dem Eintauchen der Hand war diese wieder wie vor dem Unfall.

Das Wasser aus der Quelle in der Grotte von Massabielle wurde zum Zeichen des göttlichen Wirkens. In der Nähe wurden später spezielle Bäder errichtet, wo nach dem Gebet jährlich Hunderttausende kranker Pilger ins Wasser eintauchen. Es kommt dort zu wunderbaren physischen und geistigen Heilungen. Untersuchungen brachten zutage, dass es sich um ganz normales Wasser handelt, ohne besondere antiseptische oder antibakterielle Wirkungen. Es wurde aber auch niemals eine Ansteckung oder Erkrankung aufgrund des Badens oder Trinkens des Wassers festgestellt, und dies obwohl dort Tausende kranker Menschen eingetaucht werden, die alle nur erdenklichen Arten von Krankheiten haben. Dies ist für die Wissenschaft nicht nur ein Rätsel, sondern lehrt auch demütig zu sein angesichts der Wirkungsweise Gottes, die sich allen wissenschaftlichen Untersuchungen und Analysen entzieht. Es handelt sich ja nicht um “magisches” Wasser. Vielmehr soll das Eintauchen in dieses Wasser, das Trinken davon oder das Waschen mit diesem ein Zeichen der Bekehrung, des Loslösens von der Sünde, des Vertrauens auf Gott sein. Man vereint sich mit Ihm und ist bereit, Seinen Willen zu erfüllen. Dann wird das Wasser aus Lourdes zum Zeichen, durch das Gott physische und geistige Heilungen vollbringt.

Während der Erscheinung am 27. Februar versammelten sich vor der Grotte an die 1000 Menschen. Mit jedem Tag wurden es mehr. Am 3. März waren es an die 4000 Personen und am 8. März bereits um die 8000. Darunter befanden sich Journalisten aus der lokalen Presse und in Kürze erschienen Artikel voller Hohn und Ironie. Diese Artikel wurden zu Vorlagen für die großen Zeitungen aus Paris und anderen französischen Städten. Nur die Artikel von Roman Capdevielle, dem Redakteur der Memorial des Pyrenees, berichteten unvoreingenommen und objektiv über die Ereignisse an der Grotte von Massabielle.

Als Bernadette am 27. Februar nach der Erscheinung an der Grotte nach Hause ging, begegnete sie Eugenie Troy, einem blinden Mädchen, das einen Tumor an den Augen hatte. Bernadette umarmte sie herzlich, küsste sie und bat sie anschließend, sie möge sich mit dem Wasser aus der Grotte waschen. Als Eugenie das getan hatte, wurde sie sofort geheilt. Die Nachricht von diesem Wunder verbreitete sich in Windeseile.

“Ich bin die Unbefleckte Empfängnis”

Am 25. März, dem Fest der Verkündigung, fühlte Bernadette in der Nacht ein starkes inneres Drängen und begab sich deshalb schon um 5°°Uhr morgens mit ihren Eltern zur Grotte. Es war noch dunkel und eine tiefe Stille herrschte, doch an dem Ort der Erscheinungen hatte sich bereits eine große Gruppe Menschen versammelt, darunter auch Kommissar Jacomet. Während des Rosenkranzgebetes erschien Bernadette die schöne Dame. Bernadette hatte sie schon während der früheren Erscheinungen wiederholt nach ihrem Namen gefragt, doch die Dame lächelte nur. Bernadette fragte die Erscheinung nochmals und diesmal erhielt sie die lang erwartete Antwort: “Ich bin die Unbefleckte Empfängnis”. Bernadette war von dieser Antwort sehr überrascht, denn sie wusste nicht, was dieser seltsame Name “Unbefleckte Empfängnis” zu bedeuten hatte, sie hatte diesen Ausdruck ja noch nie gehört. Sie konnte jedoch nichts weiter fragen, denn die wunderschöne Dame war bereits verschwunden.

Bernadette rief daraufhin so schnell sie konnte zu Pfarrer Peyramal, um ihm diesen seltsamen Namen zu überbringen. Um ihn unterwegs nicht zu vergessen, wiederholte sie ihn immer wieder: “Unbefleckte Empfängnis”. Bernadette wusste nicht, dass am 8. Dezember 1854 im Petersdom feierlich das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis der Allerheiligsten Jungfrau Maria verkündet worden war. Als der Pfarrer aus dem Munde Bernadettes die Bezeichnung “Unbefleckte Empfängnis” hörte, verschlug es ihm die Sprache. Er hatte nämlich verstanden, dass die Muttergottes die theologische Formel gebraucht hatte, welche vor vier Jahren benutzt worden war, um das Dogma zu bestätigen. Maria ist die “Unbefleckte Empfängnis“, weil sie vom Beginn ihres Daseins an vor der Erbsünde bewahrt worden ist, um ihre Aufgabe als Mutter des Erlösers erfüllen zu können. Erst da verstand der Pfarrer, dass er es hier tatsächlich mit den Erscheinungen der Muttergottes zu tun hatte. Und Bernadette, dieses vierzehnjährige Mädchen, wurde in seiner ganzen Schlichtheit und Unwissenheit zur Übermittlerin der Botschaft der Unbefleckten an die ganze Welt.

Die Erscheinung vom 25. März wurde bahnbrechend für Bernadette, denn erst ab diesem Zeitpunkt verstand sie, dass diese wunderschöne Dame, die ihr erschien, tatsächlich die Muttergottes ist und nicht irgendeine Arme Seele aus dem Fegfeuer oder eine Halluzination, wie manche es ihr einzureden versuchten.

Die beiden letzten Erscheinungen

Am 7. April fand die 17. Erscheinung statt. Während der Extase schob Bernadette unbewusst ihre rechte Hand über die Flamme der Kerze, die sie in der linken Hand hielt. Eine Viertelstunde lang durchdrang die Flamme ihre Finger, ohne dass das Mädchen etwas spürte; ihre Hand blieb ebenfalls unverletzt. Beobachtet wurde das Ganze von dem bereits erwähnten Dr. Dozous, der nach der Beendigung der Extase das folgende Experiment an Bernadette durchführte: Er nahm eine andere brennende Kerze und berührte mit der Flamme die Hand des Mädchens, das sofort vor Schmerz aufschrie und mit Empörung sagte: “Sie verbrennen mich!“ Für Dr. Dozous wurde klar, dass er es hier mit einem übernatürlichen Vorgang zu tun hatte. Dies überzeugte ihn endgültig von der Echtheit der Erscheinungen.

Und an der Grotte fanden weitere wunderbare Heilungen statt. Eine davon ereignete sich am 2. März, als eine verzweifelte Mutter 15 Minuten lang ihren sterbenden, 18 Monate alten Sohn in die Quelle tauchte. Schon am nächsten Tag war das Kind vollkommen gesund.

Die übernatürlichen Heilungen zogen Tausende von Menschen an. Die örtlichen Behörden wollten jedoch um jeden Preis die Pilgerscharen aufhalten und verschlossen daher den Zugang zur Grotte. Auf den Beschluss des Bürgermeisters hin wurde die Grotte zum illegalen Ort religiösen Kultes erklärt. Der Bischof war damit jedoch nicht einverstanden und die Menschen kamen weiterhin in Scharen nach Massabielle. Darüber hinaus schrieben viele Pilger Petitionen an den Minister für Konfessionsfragen, mit der Bitte, den Beschluss des Bürgermeisters rückgängig zu machen. Es kam auch immer wieder vor, dass die Menschen trotz der Drohungen seitens der Behörden die Umzäunung vor der Grotte niederrissen. Viele wurden aus diesem Grunde festgenommen und mit Geldstrafen gemahnt. Bernadette mischte sich in keiner Weise in diesen Konflikt zwischen Pilgern und Behörden ein.

Die Einstellung der Behörden änderte sich erst Ende September des Jahres 1858, als Napoleon III. nach der wunderbaren Heilung seines Sohnes die Öffnung der Grotte für die Pilger anordnete. Sein Kind wurde gesund, nachdem es das Wasser aus der wunderbaren Quelle getrunken und Kräuter, die aus Massabielle stammten, gegessen hatte.

Währenddessen wurde Bernadette aufgrund ihres sich immer weiter verschlechternden Gesundheitszustandes am 8. Mai für zwei Wochen in das nahegelegene Sanatorium in Cauteretes geschickt. Mit großer Sehnsucht erwartete sie ihre Erste Heilige Kommunion am 12. Juni und bereitete sich eifrig darauf vor. Von diesem Augenblick an wurde der Empfang der Heiligen Kommunion zum wichtigsten Ereignis und zur bedeutendsten Quelle ihrer geistigen Kräfte. Am 16. Juli, dem Festtag der Muttergottes vom Berge Karmel, empfand Bernadette nach dem Empfang der Heiligen Kommunion einen inneren Drang, sich zur Grotte zu begeben, um dort die Unbefleckte Jungfrau wiederzusehen. Sie kam dort kurz vor Sonnenuntergang an. Beim Rosenkranzgebet erschien ihr die Muttergottes zum letzten Mal. Bernadette sagte, Maria habe die ganze Zeit über geschwiegen, sei aber so schön wie niemals zuvor gewesen.

Erwähnenswert ist hier die Tatsache, dass für die Zeit der Erscheinungen, also vom 11. Februar bis zum 16. Juli 1858, in Lourdes keine Verbrechen stattgefunden haben und niemand zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist.

Epilog

Die Erscheinungen der Muttergottes in Lourdes bestätigten, dass die Lehre der Kirche wahr ist und von Gott stammt. Am 28. Juli berief Bischof Laurence eine Kommission zur Überprüfung der Echtheit der Erscheinungen. Bernadette und andere Zeugen wurden wiederholt verhört und die Umstände der wunderbaren Heilungen genauestens überprüft. Nachdem er die Ergebnisse der Kommission zur Kenntnis genommen hatte, erließ Bischof Laurence am 18. Januar des Jahres 1862 ein Dekret über die Echtheit und Übernatürlichkeit der Erscheinungen in Lourdes. Es heißt darin: “Wir halten es für sichergestellt, dass die Unbefleckte Maria, die Muttergottes, wahrhaftig der Barnadette Soubirous am 11. Februar des Jahres 1858 und in den folgenden Tagen 18 Mal in der Grotte von Massabielle, am Rande von Lourdes, erschienen ist und dass alle diese Erscheinungen echt waren. Die Gläubigen können also daran glauben.”

Im Jahre 1866 trat Bernadette in die Gemeinschaft der Barmherzigkeitsschwestern von Nevers ein und blieb dort bis zu ihrem Tode am 16. April 1879. Inzwischen wurde Lourdes zu einem der größten Wallfahrtsorte der Welt. Heutzutage suchen an die 5 Millionen Pilger jährlich diesen Ort auf, um dort Maria um Heilung an Leib und Seele zu bitten. Der Diener Gottes, Johannes Paul II., pilgerte zwei Mal dorthin. Seine zweite Pilgerreise war zugleich seine letzte Auslandsreise. Der Papst sagte damals die bezeichnenden Worte: “Ich bin am Ende meiner Pilgerreise angekommen…“

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Veröffentlicht im November 2010.


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