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Eheliche Liebe
   

Autor: Jan Bilewicz,
Liebt einander! 2/2012 → Familie



Gott gibt uns in der Heiligen Schrift immer wieder (oder besser gesagt: ständig) durch verschiedene Worte und Bilder das Rezept für ein gelungenes Leben, auch für das Eheleben. Und weil es von Gott kommt, ist es ein absolut zuverlässiges Rezept. Ihm liegt etwas an unserem Glück – oftmals mehr als uns selbst.

Im hl. Evangelium nach Matthäus sagt Jesus: „Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.“ (7, 24-26). Diese Worte sind gut nachvollziehbar. Das Haus unseres Lebens, auch des ehelichen, müssen wir auf Christus bauen, auf Seiner Lehre, auf den Sakramenten, durch die Er wirkt. Jesus der Herr sagt nicht, dass er selbst dieses Haus bauen wird. Dies ist unsere Aufgabe. Er wird die Arbeit nicht für uns tun, aber wir wissen nun, wie wir bauen sollen, und er wird uns nicht seine Hilfe dabei verweigern. Die Richtigkeit dieses Rezepts wird sogar von soziologischen Untersuchungen bestätigt. Wir haben sie schon mehrfach zitiert. Die Schlussfolgerung daraus ist folgende: Gelungen sind jene Ehen, die Gott ernst nehmen. Warum ist das so? Weil Gott die Liebe ist und damit auch die Quelle der ehelichen Liebe. Man muss nahe bei dieser Quelle leben, um beständig aus ihr schöpfen zu können.  

Mit der Gnade zusammenwirken

Eine unserer Leserinnen hat einen sehr bitteren Brief an unsere Redaktion geschrieben. Hier eine Passage daraus: „Ihr schreibt über die Liebe, über verschiedene Erfahrungen junger Leute in diesem Bereich und über den sexuellen Verkehr. Ich bin vor Kurzem 50 geworden und habe 29 Ehejahre hinter mir, also durch die kirchliche Trauung geheiligte eheliche Liebe. Ich kann die Behauptung, eine solche Ehe würde authentische Liebe gewährleisten, nicht bestätigen. Der eheliche Schwur ist das Eine, und das Leben selbst ist etwas ganz anderes. In den Träumen, die man vor der Ehe hat, und in Büchern sieht alles wunderschön aus. Nach der Hochzeit verschwindet die Liebe irgendwohin, und es bleibt die sexuelle Ausbeutung der Ehefrau durch den in der Beziehung dominierenden Ehemann. Die emotionale Nähe schwindet, und die Ehefrau wird zu einem Objekt, das man durch das Sakrament der Ehe erworben hat. Ihre Rolle besteht darin, die Kinder zu erziehen, den Haushalt zu führen, den Ehemann sexuell zu befriedigen und arbeiten zu gehen. Zur Verteidigung dieser ihrer »Rechte« haben die Männer leider das Sakrament der Ehe zur Hand. Ich schreibe dies in voller Verantwortung für meine Worte, die nicht nur meinen persönlichen Erfahrungen entspringen, sondern auch mit den Verhaltensmustern in der Mehrzahl der mir bekannten Ehen übereinstimmen.

Ich will diese Alpträume gar nicht beschreiben, die das Resultat der durch die Kirche „geheiligten“ Liebe sind. Ständig wird die Frau für alles verantwortlich gemacht, darunter auch für die Abtreibung, während die Männer Heilige sind und nichts damit zu tun haben.“ Dieser Brief spricht einige wichtige Probleme an, die einer Erörterung bedürfen. Ich möchte mich nur auf eines davon konzentrieren. Die Leserin plagt sich mit Zweifeln am Wert des Ehesakraments. Die Ehe wurde doch von Gott als Gemeinschaft der Liebe geplant, demnach also als Quelle des Glücks für die Eheleute. Warum geschieht es dann, dass sie zur Quelle der Erniedrigung, des Leidens, der Demütigung wird? Hat Gott einen Fehler gemacht? Hat er schlecht geplant? ... Gott macht keine Fehler, und Er versagt nicht. Der Mensch hingegen versagt sehr wohl.  Leider schaffen sich manche– gegen den Willen Gottes –selbst den Vorhof zur Hölle, wo sie sich eigentlich den Vorhof zum Himmel schaffen könnten. Der Brief ist eine gute Illustration dessen, was der Katechismus der Katholischen Kirche zu Beginn des Kapitels über die Sünde im Sakrament der Ehe sagt: „Jeder Mensch erfährt in seiner Umgebung und in sich selbst das Böse. Diese Erfahrung zeigt sich auch in den Beziehungen zwischen Mann und Frau. Ihre Vereinigung war zu allen Zeiten durch Zwietracht, Herrschsucht, Untreue, Eifersucht und durch Konflikte bedroht …“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1606). Und weiter: „… diese Unordnung, die wir mit Schmerzen wahrnehmen, [stammt] nicht aus der Natur des Mannes und der Frau und auch nicht aus der Natur ihrer Beziehungen, sondern aus der Sünde“ (1607). Hier ist von der Erbsünde die Rede. Diese hat die ursprüngliche, vollkommene Beziehung von Mann und Frau zerstört, wie das Buch Genesis berichtet (3, 12).

Sind also deshalb die ehelichen Beziehungen zum Scheitern verurteilt? Keineswegs: „Um die durch die Sünde geschlagenen Wunden zu heilen, benötigen Mann und Frau die Hilfe der Gnade, die Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit ihnen nie verweigert hat. Ohne diese Hilfe kann es dem Mann und der Frau nie gelingen, die Lebenseinheit zustande zu bringen, zu der Gott sie »am Anfang« geschaffen hat«“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1608). Gott verweigert uns niemals Seine Gnaden. Er schenkt sie hauptsächlich durch die Sakramente. Das Sakrament der Ehe wurde eingesetzt, um die eheliche Liebe zu vervollkommnen und die Einheit zu stärken. „Die Gnade des Sakramentes vervollkommnet so die menschliche Liebe der Gatten, stärkt ihre unauflösliche Einheit und heiligt sie auf dem Weg zum ewigen Leben“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1661). „In einer christlichen Ehe werden zudem die Ehegatten durch ein besonderes Sakrament gestärkt und gleichsam geweiht für die Pflichten und die Würde ihres Standes“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1638).

Mit anderen Worten, das Sakrament der Ehe ist eben gerade dafür da, dass die Liebe nach der Hochzeit nicht „irgendwohin verschwindet“, dass es keine „sexuelle Ausbeutung der Ehefrau durch den dominierenden Ehemann“ gibt, dass die Ehefrau nicht wie ein „Objekt“ behandelt wird, und dass es keine ähnlich gearteten „Alpträume“ gibt. Und dennoch passiert dies in vielen Ehen. Warum? Deswegen, weil die Zusammenarbeit mit der Gnade des Sakraments gefehlt hat. Der selige Heilige Vater Johannes Paul II. sagte einmal: „Wegen der Ursünde leben die Menschen in einer erblichen Sündhaftigkeit und geraten leicht auf den Weg der persönlichen Sünden, wenn sie nicht mit der Gnade zusammenarbeiten, die Gott der Menschheit durch die Erlösung, welche von Christus vollzogen wurde, geschenkt hat“ (Rom, 5.11.1986). Natürlich! Man muss mit der Gnade zusammenarbeiten, und es müssen dies beide Ehepartner tun. Es reicht nicht, vor den Priester hinzutreten und die sakramentalen Worte: „… ich nehme dich zur Frau (zum Mann) und gelobe dir, dich zu lieben …“ zu sprechen, damit ab dann alles wie in den Glückwünschen der Hochzeitsgäste verläuft. Gott nimmt uns nicht alles ab, sondern Er unterstützt unsere Anstrengungen im Guten. Seine Unterstützung ist notwendig. Ohne Ihn bringen wir nicht viel zustande.  

Eine Gemeinschaft der Liebe

Zu lieben ist die grundlegende und angeborene Berufung des Menschen. Warum? Deswegen, weil jeder Mensch als Abbild und Gleichnis Gottes geschaffen ist, Der selbst die Liebe ist. Wir sind nur in dem Maße glücklich, wie wir diese Berufung verwirklichen. Der Heilige Vater Johannes Paul II. stellte noch ausdrücklicher fest: „ der Mensch kann ohne echte Liebe nicht leben“ (Sandomierz, 12.06.1999). Der Mensch kann ohne echte Liebe nicht leben! Und was sollen wir gar zu den Worten des hl. Johannes sagen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod“ (1.Johannes 3, 14). Worauf beruht diese „echte Liebe“? Wie kann man sie erlangen, wenn doch von ihr unser Glück abhängt und man ohne sie nicht leben kann? Liebe ich oder bleibe ich im Tod? Wir denken über diese so wichtigen Fragen viel zu selten ernsthaft nach. Nebenbei bemerkt scheint der moderne Mensch seine Arbeit als die einzige ernsthafte Beschäftigung zu betrachten. Nach der Arbeit hingegen sucht er Unterhaltung. Und in diesem Rhythmus verbringt er seine Zeit. Das Nachsinnen über die wichtigsten Dinge seiner Existenz (nicht nur über die Antwort auf die oben genannten Fragen) steht leider außerhalb dieses Rhythmus. Er sehnt sich nach Liebe und Glück, denkt aber nicht darüber nach, wie er dies alles erreichen kann. Er interessiert sich wenig dafür, wer er ist, und wer er sein könnte. Vielmehr interessiert ihn, wie viel und was er hat und was er haben könnte. Nach der Wahrheit über sich selbst und über sein Leben sucht er weniger, intensiv hingegen sucht er nach der Wahrheit über Sachen. Immer bereit, Sachen zu vervollkommnen, vervollkommnet er sich selbst nur ungern … All dies spiegelt sich in der Lebensqualität wider. Wir besitzen immer mehr, aber dieser Besitz ist überhaupt keine Garantie für unser Glück.

Glück kommt von woanders her. Die Liebe zwischen Mann und Frau ist eine spezifische Form der Liebe. Gott hat in ihnen das Fundament für die allervertrauteste, allerintimste von allen irdischen Beziehungen angelegt. Sie sind zwei einander ergänzende Personentypen. Sie unterscheiden sich körperlich, psychisch und geistig auf eine solche Weise, dass sie in der Verschmelzung dieser einander ergänzenden Eigenschaften ihre Fülle finden. Sie ersehnen diese Fülle. Allgemein gesprochen ist die Frau für den Mann (und andersherum) nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer und geistiger Ebene attraktiv. Wie entsteht diese „echte Liebe“, die „langmütig“, und „gütig“ ist, die „nicht ihren Vorteil sucht“, „sich nicht zum Zorn reizen lässt“ und „das Böse nicht nachträgt“ (1.Korinther 13, 4-6), usw.? Sie ist vor allem eine Reaktion auf die Werte, die die andere Person in sich trägt: Güte, Milde, Selbstbeherrschung, Reinheit, Großzügigkeit, Fleiß, Glauben, u.ä. Sie ist das Entzücken über die Schönheit der Person, und diese ist eben durch jene Eigenschaften schön.

Wenn jenes Entzücken hauptsächlich die körperliche Schönheit betrifft, dann bleibt die Liebe oberflächlich. Jeder Mensch ist einzigartig. Der Schöpfer wiederholt sich nicht. Der individuelle Zauber und die innere Schönheit einer Person berührt die andere Person, und diese beginnt zu lieben. Die etwas abgedroschene Wendung „Wir sind füreinander geschaffen“ kann sehr authentisch erlebt werden. Sie sollte sogar so erlebt werden. Ich muss die Person finden, die Gott für mich geschaffen und vorgesehen hat, und andersherum: Gott hat mich für sie bestimmt, und ich muss mich von dieser Person auch finden lassen. Oder anders ausgedrückt: Ich muss die Person finden, die mich ergänzt wie keine andere (was keineswegs eine Verschiedenheit der Charaktere, Temperamente, Interessen u.ä. bedeuten muss). Das beste Motiv für eine Heirat ist Liebe, die aus der Überzeugung erwächst, dass ich die Ehe mit jemandem eingehe, den Gott mir bestimmt hat, und dass ich jemand bin, den Gott für ihn bestimmt hat. Die Authentizität dieser Liebe muss durch Nachdenken und Überlegung geprüft werden. Nur in einer solchen von Gott geplanten Beziehung werden sich die Ehepartner am richtigen Ort fühlen. Nur solch eine Beziehung schafft eine Verbindung von Nähe, Sensibilität und Tiefe, welche mit keiner anderen Person erreichbar ist. Die Liebe allein macht eine Ehe wünschenswert, stellt aber noch keine verbindliche Beziehung her. Die Gemeinschaft der Liebe zwischen Mann und Frau wird erst im Moment der sakramentalen Eheschließung zur objektiven Wirklichkeit.

Nach einer Zeit der Überlegung, des Kennenlernens und der Vorbereitung entscheiden sich die Verlobten für die vollkommene gegenseitige Hingabe ihrer selbst in endgültiger, unwiderruflicher und uneingeschränkter Weise, wobei sie Gott selbst, einen Vertreter der Kirche sowie Repräsentanten der Gemeinschaft, in der sie leben, zu Zeugen für die Aufrichtigkeit dieser Entscheidung nehmen. Es ist dies keine Entscheidung, die durch einen momentanen Einfluss, eine plötzlichen Gefühlsanwandlung u.ä. getroffen wird, sondern ein vernunftgeleiteter Entschluss. Die Ehepartner besiegeln diese Entscheidung durch die allerintimste, körperliche Vereinigung. Die Einheit der Seelen und Herzen wird bestätigt und besiegelt in der Einheit der Körper. Eine Ehe beginnt mit einem Gelöbnis, das die unwiderrufliche Entscheidung ausdrückt, den Ehepartner zu lieben. Jemand könnte nun sagen, dass man Gefühle nicht versprechen kann. Gefühle kommen, gehen, verändern sich … Richtig! Aber Liebe ist nicht nur Emotion: Liebe ist die Sorge um das Wohl des Ehepartners und um das gemeinsame Wohl. Das Eheversprechen wiederum ist die Verpflichtung, diese Liebe, welche die Ehepartner füreinander haben, zu schützen und zu pflegen. Sie können sie sehr wohl pflegen, denn dies hängt von ihrem eigenen Willen ab. 

Bedrohungen für die Liebe  

Die Liebe ist – wie alle großen Werte – der Gefahr des Verlustes ausgesetzt. Dies führt zu Scheidung oder degeneriert die Ehe zu irgendeiner gesellschaftlichen Vereinbarung, in der die Ehepartner sich gegenseitig nur gewisse Dienste leisten. Die Ehefrau kann sogar wie eine Bedienstete und Kurtisane behandelt werden und erhält als Gegenleistung den Ehestatus sowie ein kleineres oder größeres Taschengeld, der Ehemann wiederum ist das „Arbeitstier“, das schuftet, um die materiellen Gelüste der Ehefrau zu befriedigen, im Austausch für ihre sexuellen Dienste, u.ä. Was noch schlimmer ist, dies alles geschieht im Namen der sakramentalen Ehe. Die Motive zum Verharren in der Ehe können sehr verschieden sein. Selbst sogenannte gute Ehen können sich von Beweggründen leiten lassen, die nicht viel mit Liebe zu tun haben. Gott will große Dinge für uns. Zudem ist er auch noch bereit, uns beim Erreichen dieser großen Dinge zu helfen. Ob aber die Ehepartner selbst sie wollen? Welches sind die größten Gefahren für die eheliche Liebe? Eine weitverbreitete Gefahr ist das fehlende Bewusstsein, dass Liebe eine Aufgabe ist, und zwar eine Aufgabe für das ganze Leben. Die Hochzeit bezeichnet nicht etwa das Ende eines Weges, das Anlegen in einem Hafen der Vorsehung. Es ist dies das Ende eines bestimmten Lebensabschnitts und der Beginn eines neuen. Man darf nicht passiv bleiben. Unterschiede in den Charakteren, Fehler, Schwächen, materielle Schwierigkeiten, elterliche Pflichten, all dies verlangt einen ständigen Kampf mit dem eigenen Egoismus und eine Weiterentwicklung von allem, was die eheliche Gemeinschaft stärkt: Geduld, Verständnis, Vergebung, Vertrauen, usw. Wie viele junge Eheleute stellen sich ernsthaft folgende Fragen: „Was trägt zu unserer Einheit bei?“, „Was kann ich in dieser Frage tun?“, „Welche Merkmale meines Charakters stärken die eheliche Gemeinschaft, und welche schwächen sie?“

Ziemlich verbreitet ist die mit den Dogmen der Popkultur übereinstimmende Ansicht, dass der sexuelle Verkehr die Liebe fördert. Nicht unbedingt! Der Intimverkehr kann die Ehe stärken, er kann sie aber auch zugrunde richten, wie es beispielsweise bei unserer Leserin geschah. Er stärkt, wenn er aus echter Liebe entspringt und sich ethischen Regeln unterwirft, aber er zerstört, wenn er all dies nicht tut. Die Liebe erfordert vor allem Arbeit an sich selbst (die Arbeit an den äußeren Lebensumständen ist wichtig, jedoch nicht am wichtigsten). Bei der Arbeit an sich selbst hilft am meisten das Sakrament der Buße. Nach der Beziehung zu Gott sollte die Beziehung zum Ehepartner der erste Gegenstand der Gewissenserforschung sein. Man muss sich also danach fragen, wie diese Beziehung ist, womit man gegen die eheliche Liebe gesündigt hat, an welchem seiner Fehler man besonders arbeiten sollte, u.ä. Diese Rechenschaft muss man über sein eigenes Gewissen ablegen, nicht über das des Ehepartners. Die Beichte ist das wirksamste Mittel bei der Überwindung von Fehlern. Wie könnte jemand, der regelmäßig beichtet und die Beichte ernst nimmt (Ausdruck dessen sind konkrete Vorsätze zur Besserung) gleichzeitig seinen Ehepartner wie „ein Objekt, das er durch das Sakrament der Ehe erworben hat“ behandeln? Eine andere Bedrohung der ehelichen Liebe ist das fehlende Bewusstsein, dass „die Liebe aus Gott ist“ (1.Johannes 4, 7). Ein Verharren in der Sünde bedeutet, dass die Ehepartner sich vor Gott verschließen, Der die Liebe ist. Sie verschließen sich vor der Liebe und schöpfen nicht aus der Quelle der Liebe; demnach ist die Sünde die größte Bedrohung für die eheliche Liebe. Beachten wir, dass das Verharren in Sünde die Folge eines schwachen Glaubens sein kann, der nicht genährt und aufgrund dieser Vernachlässigung geschwächt worden ist. Der Glaube muss – ebenso wie die Liebe und jeder andere große Wert – gepflegt und genährt werden. Auch der Glaube kann verkümmern, zum Beispiel zu einem bloßen Lippenbekenntnis, dass Gott existiert, und welches man je nach Gelegenheit ablegt oder auch nicht.

Man muss Gott suchen, durch das tägliche Gebet in eine persönliche Beziehung zu Ihm treten. und dies verlangt einige Herzensanstrengung. Der Glaube wird sich ohne das systematische Gebet, ohne das Leben aus den Sakramenten, ohne die Lektüre der Heiligen Schrift nicht weiterentwickeln. Glaube ist das Bestreben, Christus kennenzulernen, Christus zu begegnen, die Anstrengung, für Ihn und Seiner Lehre gemäß zu leben. Der Glaube verwandelt die Liebe. Welten liegen zwischen der Beziehung von Menschen, die einen lebendigen Glauben leben, und der Beziehung von nicht gläubigen oder nur wenig gläubigen Menschen. Ehe wir nicht uns selbst und den anderen als Geschöpfe nach dem Abbild Gottes wahrnehmen, mit einer unsterblichen Seele und dem Ziel des ewigen Lebens, werden wir die wahre Würde und Größe des Menschen nicht verstehen. Dieses Bewusstsein gibt der Liebe eine neue Tiefe und eine neue Perspektive. Dann liebt man seinen Ehepartner nicht aus irgendwelchen egoistischen Motiven heraus, sondern im Hinblick auf Gott und Seine Gebote. In der vom Glauben erfüllten Liebe wird das Streben nach dem Wohl des Ehepartners um seine ewige Erlösung erweitert - um seine und um die eigene Erlösung. Die Zusammenarbeit bei der Erlangung des ewigen Lebens wird dann zum Zentrum der ehelichen Liebe. Der heilige Johannes Chrysostomus beschreibt diese Liebe so: „Ich habe dich in meine Arme geschlossen und liebe dich mehr als mein Leben. Denn das jetzige Leben ist nichts, und meine innigste Sehnsucht ist, es so mit dir zu verleben, dass wir die Gewissheit haben, auch im künftigen Leben, das uns bereitet ist, nicht getrennt zu werden “. Welch eine Achtung wird die eheliche Liebe erfüllen, wenn die Ehepartner bewusst der Ewigkeit entgegengehen. Könnte ein wahrhaft an das ewige Leben und das vorherige Gericht glaubender Ehepartner „seine Ehefrau sexuell ausbeuten“? Könnte er ihr Leben zu einem „Alptraum“ machen? Könnte er das Gott gegebene Eheversprechen nach dem Motto abtun: „Das Versprechen ist das eine, und das Leben ist etwas ganz anderes“? 

Einige praktische Verhaltensregeln  

Der Brief unserer Leserin ist eine Warnung für alle, die sich auf die Ehe vorbereiten. Was muss man tun, damit die Ehe gelingt? Kann man sich vor einer unglücklichen Ehe schützen? Die Heirat zu einem dem Aberglauben nach günstigen Zeitpunkt garantiert gar nichts. Ebenso wenig das Bewerfen der Frischvermählten mit Reis oder Kleingeld, oder andere abergläubische Praktiken (ich befürchte, dass manchmal auch die „kirchliche Heirat“ so gesehen wird). Aberglaube ziemt sich nicht für Jünger Christi. Hier jedoch einige grundlegende Regeln, von deren Erwägung und Befolgung viel abhängen kann: Seinen Glauben pflegen und sich im Glauben vervollkommnen. Je besser wir hier sind, umso vollkommener können wir lieben, und umso mehr werden auch wir geliebt. Wir gefallen nicht nur Gott (und dies sollte das erste Ziel unseres Strebens nach Vollkommenheit sein), sondern auch den Menschen. Sich die Frage stellen, ob der Mann bzw. die Frau, der/die mein Ehepartner werden soll, wirklich ein gläubiger Mensch ist. Dies ist eine Frage, die man sich selbst stellen sollte, nicht dem potentiellen Ehepartner. Es ist leicht festzustellen, ob dieser Glaube lebendig ist oder nur ein Lippenbekenntnis. Insbesondere das Gebet bezeugt einen lebendigen Glauben. Wenn jemand ehrlich betet, geht er sicherlich auch zur Beichte und arbeitet an sich selbst. Die voreheliche Reinheit kompromisslos bewahren. Das Verhalten des Mannes (ebenso der Frau) auf diesem Gebiet ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie er (sie) ist und ob er (sie) glaubt und wahrhaft liebt.

Die Liebe „handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil“ (1.Korinther 13, 5). Überredung, Aufdringlichkeit, Erpressungsversuche vonseiten des Mannes zeigen, dass wir es mit einem unbeherrschten oder gar sexuell süchtigen Mann zu tun haben. Das ist ein schlechter Kandidat für einen Ehemann. Es besteht das Risiko, dass er „seine Ehefrau sexuell ausbeuten“ wird. Dort, wo Begierde den Menschen unfrei macht, gibt es keine Chance für wahre Liebe. Ebenso ist eine Frau, die die voreheliche Reinheit nicht ernst nimmt, eine schlechte Kandidatin für eine Ehefrau. Sicher nimmt sie auch die Lehre Christi in anderen Fragen nicht ernst, im besten Fall ist sie einfach nur wenig gläubig, und es ist fragwürdig, ob sie ihr Eheleben „auf Felsen“ bauen will. Beständig um einen guten Ehemann bzw. eine gute Ehefrau beten, dabei aber nicht vergessen, dass dies einen nicht von selbstständigem Denken und Beurteilen befreit. Der erste Mann (die erste Frau), der (die) tiefere Gefühle und den Wunsch nach einem gemeinsamen Leben auslöst, muss nicht genau der (die) sein, der (die) von Gott für mich vorgesehen wurde. Und was ist zu tun, wenn jemand bereits in einer missglückten Ehe lebt? Vor allem niemals die Hoffnung auf eine Veränderung verlieren, sich darum bemühen, vertrauensvoll und beständig Gott um Hilfe anrufen. Denn für Ihn ist schließlich nichts unmöglich.

Jan Bilewicz

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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