Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Das Fegefeuer: Sechzehnter Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
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Das Fegefeuer: Sechzehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


III. Kreis. Fortsetzung. Marco Lombardo's Rede von den zwei Sonnen. Dante's politisches Glaubensbekenntniß.

Das Schwarz der Höll und einer Nacht, durchfunkelt

Nicht von des ärmsten Himmels bleichstem Schein,

Vom dichtesten der Nebel rings umdunkelt,

Nie schloß es mich in grobem Schleier ein,

Als jener Rauch, der dorten uns umflossen;

Nie schien es mir so schmerzlich rauh zu sein.

Nicht könnt ich stehn, die Augen unverschlossen,

Drum nahte sich, und seine Schulter bot

Mein Führer mir treu, weis und unverdrossen.

So wie der Blinde gern in seiner Not

Dem Führer nachfolgt, um nicht anzurennen

An was Gefahr bring und vielleicht den Tod,

So folgt ich ihm, ohn etwas zu erkennen,

Durch widrig bittern Qualm und horcht auf ihn,

Der sprach: "Gib Achtung, daß wir uns nicht trennen."

Ich hörte Stimmen dort, und jede schien

Um Gnad und Frieden zu dem Lamm zu stöhnen,

Ob des der Herr die Sünden uns verziehn.

Agnus Dei hört ich den Anfang tönen,

Wobei sich aller Wort und Weise glich,

Und voller Einklang herrscht in ihren Tönen.

"Dies sind wohl Geister, Herr!" so wandt ich mich

An ihn, und er: "Es ist, wie du entscheidest;

Sie lösen von der Zornwut Schlingen sich."

"Wer bist du, der du unsern Rauch durchschneidest,

Von dem man, wie du von uns sprichst, vernimmt,

Daß du die Zeit dir noch nach Monden scheidest?"

Die Rede ward von einem angestimmt,

Drum sprach mein Meister: "Stille sein Begehren

Und frag ihn, ob man hier nach oben klimmt."

"Geschöpf, das, um zum Schöpfer heimzukehren,

Sich reiniget und schön wird wie zuvor,

Begleite mich, dann sollst du Wunder hören!"

So ich, und er: "Ich schreite mit dir vor,

So weit ich darf, und, um uns nicht zu scheiden,

Führ uns im Rauch an Auges Statt das Ohr."

Drauf ich: "Obschon die Hüllen mich umkleiden,

Die nur der Tod löst, schreit ich doch hinauf

Und drang bis hierher durch der Hölle Leiden.

Und nahm der Herr mich so zu Gnaden auf,

Daß ich vermag zu ihm emporzustreben,

Ganz gegen dieser Zeit gewohnten Lauf,

So sage mir, wer warst du einst im Leben,

Und ob ich hier die rechte Straße hielt,

Denn unsre Richtung wird dein Wort uns geben."—

"Mark hieß ich einst, und was die Welt enthielt,

Ich konnt es wohl und strebte nach dem Preise,

Nach welchem jetzt auf Erden keiner zielt.

Grad vor dir ist der Weg zum höhern Kreise."

Er sprachs: "Noch bitt ich dich," So fügt er bei,

"Fürbittend denke mein am Ziel der Reise."

Und ich zu ihm: "Bei meiner Treu, es sei!

Doch wisse, daß ich einen Zweifel finde,

An dem ich berste, sag ich ihn nicht frei.

Er war einst einfach; doppelt jetzt empfinde

Ich ihn in mir, nach dem, was du gesagt,

Sobald ich mit dem Dort das Hier verbinde.

Wahr ists, die Welt, so wie du mir geklagt,

Ist öd an jeder Tugend, jeder Ehre,

Und ganz mit Bosheit schwanger und geplagt.

Doch daß ich sie erkenn und ändern lehre,

So bitt ich, deute jetzt die Ursach mir.

Der sucht sie dort, der in des Himmels Sphäre."

Ein bang gepreßtes Ach! entwand sich hier

Laut seiner Brust, und dann begann er: "Wisse,

Die Welt ist blind, und du, Freund, kommst von ihr.

Ihr, die ihr lebt, sprecht immer nur, es müsse

Der Himmel selber Schuld an allem sein,

Als ob er euch gewaltsam mit sich risse.

Wärs also, sprich, wo wäre nur ein Schein

Von freiem Willen? Wie entsprächs dem Rechte,

Daß Lust der Tugend folgt, dem Laster Pein?

Die Triebe pflanzen ein des Himmels Mächte,

Nicht sag ich all; allein auch dies gesetzt,

Ward euch Erkenntnis auch fürs Gut und Schlechte,

Und freier Will—und, wenn er, auch verletzt

Und müde, standhaft mit dem Himmel streitet,

So siegt er, wohlgenährt, doch stets zuletzt.

Die Urkraft, welche sich durchs All verbreitet,

Beherrscht die Freien und erschafft den Geist,

Den nicht der Himmel mehr als Vormund leitet.

Drum, wenn die Gegenwart euch mit sich reißt,

In euch nur liegt der Grund, liegt in euch allen,

Wie, was ich sage, deutlich dir beweist.

Es kommt aus dessen Hand, des Wohlgefallen

Ihr lächelt, eh sie ist, gleich einem Kind,

Das lacht und weint in unschuldsvollem Lallen,

Die junge Seele, die nichts weiß und sinnt,

Als daß, vom heitern Schöpfer ausgegangen,

Sie gern dahin kehrt, wo die Freuden sind.

Sie schmeckt ein kleines Gut erst, fühlt Verlangen

Und rennt ihm nach, wenn sie kein Führer hält,

Kein Zaum sie hemmt, der Neigung nachzuhangen.

Gesetz, als Zaum, ist nötig drum der Welt,

Ein Herrscher auch, der von der Stadt, der wahren,

Im Auge mindestens den Turm behält.

Gesetze sind, doch wer mag sie bewahren?

Kein Mensch! Denn seht, ein Hirt, der wiederkaut,

Doch nicht gespaltne Klaun hat, führt die Scharen;

Daher die Herde, die dem Führer traut,

Der das verschlingt, wonach sie selber lüstert,

Nur dies verzehrt und nicht nach Höherm schaut.

Drum, was man auch von anderm Grunde flüstert,

Nicht die Natur ist ruchlos und verkehrt,

Nur schlechte Führung hat die Welt verdüstert.

Rom hatte, das zum Glück die Welt bekehrt,

Zwei Sonnen, und den Weg der Welt hatt eine,

Die andere den Weg zu Gott verklärt.

Verlöscht ward eine von der andern Scheine,

Und Schwert und Hirtenstab von einer Hand

Gefaßt im übel passenden Vereine.

Denn nicht mehr fürchten, wenn man sie verband,

Sich Hirtenstab und Schwert—du kannsts begreifen,

Denn an den Früchten wird der Baum erkannt.

Man sah im Land, das Etsch und Po durchstreifen

Eh man dem Kaiser Widerstand getan,

Stets edle Sitt und Kraft und Tugend reifen.

Jetzt finden, die den Guten sich zu nahn

Und sie zu sprechen, sich errötend scheuen,

In jenem Land vollkommen sichre Bahn.

Die alten Zeiten schelten dort die neuen

Noch durch drei Greise von der echten Art,

Die sich des nahen Todes harrend freuen.

Konrad Pallazzo ist es, und Gherard

Und Guid Castel, der besser heißen würde

Nach fränkscher Art: der ehrliche Lombard.

Roms Kirche fällt, weil sie die Doppelwürde,

Die Doppelherrschaft jetzt in sich vermengt,

In Kot, besudelnd sich und ihre Bürde"—

"Mein Marco," sprach ich, "klares Licht empfängt

Durch deine Rede jetzt mein Geist—ich sehe,

Was aus der Erbschaft Levis Stamm verdrängt.

Doch sage, welcher Gherard, meinst du, stehe

Als Trümmer noch versunkner guter Zeit,

So, daß er dieser Zeit Verderbnis schmähe?—

"Betrügst, versuchst du mich in meinem Leid?"

So er: "Du, Tuscisch sprechend, tust dergleichen,

Als kenntest du nicht Gherards Trefflichkeit?

Den Namen kenn ich, sonst kein andres Zeichen,

Wenn mans von seiner Gaja nicht entnimmt,

Gott sei mit dir, hier muß ich von euch weichen.

Sieh, wie in weißem Glanz der Rauch entglimmt.

Fort muß ich, denn schon ist der Engel dorten;

Ich scheid, eh er mich wahr hier sprechend nimmt."

Er sprachs und horchte nicht mehr meinen Worten.


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

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