Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Das Fegefeuer: Siebzehnter Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Das Fegefeuer: Siebzehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


Vision der Bilder des Zorns. IV. Kreis: Träge Christen, eilig laufend. Abend. Excurs über die moralische Eintheilung des Fegefeuers.

Denk, Leser, wenn dich Nebel je umstrickte,

Auf Alpenhöhn, durch den, wie durch die Haut

Des Maulwurfs Auge blickt, das deine blickte,

Wie, wenn der feuchte Qualm, der dich umgraut,

Nun dünn wird und beginnt, sich zu erhellen,

Dann matt hinein das Rund der Sonne schaut;

Und doch vermagst du kaum, dir vorzustellen,

Wie ich die Sonn itzt wiedersah, die sich

Soeben senken wollt ins Bett der Wellen.

So, gleichen Schritts mit meinem Hort, entwich

Ich aus der Wolk, als wie aus dunkler Klause,

Zum Strahl, der sterbend schon am Strand erblich.

Phantasie, die du aus ihrem Hause

Weithin die Seel entrückst, daß mans nicht spürt,

Ob ringsumher Trompetenschall erbrause,

Was regt dich auf, wenn nichts den Sinn berührt?

Das Himmelslicht erregt dich, das hernieder

Von selber strömt, das auch ein Wille führt.

Die Arge sah ich, die sich im Gefieder

Des Vogels barg, der ewig Reu und Gram

Verhaucht im Klang der süßen Klagelieder.

Und ganz zurückgedrängt ward wundersam

Hier meine Seel in sich, zu nichts sich neigend

Und nichts aufnehmend, was von außen kam.

Darauf erschien, der Phantasie entsteigend,

Ein Mann am Kreuz, so trotzig-stolz wie er

Von Ansehn war, sich auch im Tode zeigend.

Ich sah dabei den großen Ahasver,

Esther, sein Weib, und Mardochai, den Frommen,

In Wort und Tat so ganz, rund um ihn her.

Und dieses Bild zersprang, kaum wahrgenommen,

Gleich einer Blase, die mit kurzem Schein

Im Wasser glänzt, wenn sie emporgeschwommen.

Dann zeigte mein Gesicht ein Mägdelein.

"O Fürstin, Mutter!" rief die Tränenvolle,

"Was wolltest du aus Zorn vernichtet sein!

Du starbst, daß dein Lavinia bleiben solle.

Bin ich nun dein? Nicht andrer Tod, es zwingt

Der deine mich zu bittrem Tränenzolle."

Gleich wie der Schlaf in jähem Schreck zerspringt,

Wenn Strahlen an des Schläfers Antlitz prallen,

Doch eh er ganz erstirbt, sich sträubt und ringt,

So sah ich jetzt mein Traumbild niederfallen,

Als mir ein Licht ins Antlitz schlug, so klar,

Wies nie zur Erde strömt aus Himmelshallen.

Ich wandte mich, zu sehen, wo ich war,

Als eine Stimm erklang: "Hier müßt ihr steigen!"

Und ich vergaß des andern ganz und gar.

Sie zwang den Willen, sich dorthin zu neigen,

Zu sehn, wer sprach, und ließ, bis ich belehrt,

Die Unruh nicht in meinem Innern Schweigen.

Wie von der Sonne, die den Blick beschwert,

Durch zuviel Licht ihr eignes Bild bedeckend,

Ward von dem Glanze meine Kraft verzehrt.

"Ein Himmelsgeist ists, uns den Weg entdeckend,

Der aufwärts führt, auch ohne daß wir flehn,

Und selber sich in seinem Licht versteckend.

Wie wir uns selber tun, ist uns geschehn,

Denn wer die Not erblickt und harrt der Bitte,

Ist böslich schon geneigt, sie zu verschmähn.

Auf! Solchem Rufe nach mit raschem Tritte!

Wir müssen aufwärts, eh das Dunkel naht,

Sonst löst der Tag erst die gehemmten Schritte."

Mein Führer sprachs, worauf zum Felsgestad

Wir, hingewandt nach einer Stiege, gingen,

Und wie ich auf die erste Stufe trat,

Fühlt ich ein Wehn, wie von bewegten Schwingen

Im Angesicht, und laut erklangs, mir nah:

"Heil den Friedfertgen, die den Zorn bezwingen."

Der Sonne letzte bleiche Strahlen sah

Ich über uns, gefolgt von nächtgen Schatten.

Und schon erschienen Sternlein hier und da.

"O meine Kraft, was mußt du so ermatten!"

So dacht ich still bei mir, denn ich empfand,

Daß sich entstrickt der Füße Nerven hatten.

Wir waren auf der höchsten Stufe Rand

Und standen fest, wie angeheftet, dorten,

Gleich einem Kahn in des Gestades Sand.

Aufmerksam lauscht ich erst nach allen Orten,

Ob nichts zu hören sei, und wandte nun

Zu meinem Meister mich mit diesen Worten:

"Mein süßer Vater, sprich, welch übles Tun

Führt uns zur Läuterung in diesem Kreise.

Laß nicht die Rede, gleich den Füßen, ruhn."

"Trägheit zum Guten", Sprach darauf der Weise,

"Zahlt hier die dort gemachten Schulden erst;

Hier wird der träge Rudrer schnell zur Reife.

Merk auf, damit dus deutlicher erfährst,

Weil ungenutzt sonst unser Stillstand bliebe—

Frucht bringt dein Weilen, wenn du dich belehrst.

Nicht Schöpfer, noch Geschöpf ist ohne Liebe,

Noch war es je. Du weißt, in der Natur

Und in der Seel entkeimen ihre Triebe.

Nie irrt die erste von der rechten Spur.

Die zweite kann im Gegenstande fehlen

Und bald zu stark sein, bald zu lässig nur.

Weiß sie zum Ziel das erste Gut zu wählen,

Ist sie beim zweiten nicht zu heiß, zu kalt,

Dann reizt sie nicht zu schlechter Lust die Seelen

Doch schweift sie ab zum Bösen, ist sie bald

Zum Guten lau, zu eifrig bald im Rennen,

So tut dem Schöpfer das Geschöpf Gewalt.

So muß die Liebe, wie du wirst erkennen,

In euch die Saat zu jeder Tugend streun,

Doch auch zu allem, was wir Laster nennen.

Nun, weil ob ihres Gegenstands sich freun

Die Liebe muß, an dessen Heil sich weiden,

Drum hat kein Ding den eignen Haß zu scheuen.

Und weil kein Sein sich kann vom Ursein scheiden

Und ohne dieses für sich selbst bestehn,

Muß dies zu hoffen jeder Trieb vermeiden.

Drum kannst du, folgr ich richtig, deutlich sehn:

Dem Nächsten gilt die Liebe nur zum Schlimmen

Und kann aus dreifach schmutzgem Quell entstehn.

Der hofft zur Herrlichkeit emporzuklimmen

Durch andrer Fall, und dieses muß zur Lust,

Die Größe zu erniedrigen, ihn stimmen.

Der Gunst, des Ruhmes und der Macht Verlust

Scheut der, wenn sich ein andrer aufgeschwungen,

Und liebt das Gegenteil mit banger Brust.

Der ist entrüstet von Beleidigungen,

Drob Durst nach Rach in ihm sich offenbart,

Bis ihm dem andern weh zu tun gelungen.

Ob dieser Liebe von dreifacher Art

Weint man dort unten—jetzt vernimm von Liebe,

Die nicht durch rechtes Maß geregelt ward.

Nach einem Gute strebt mit dunkelm Triebe

Der Mensch und fühlt, daß seiner Wünsche Glut,

Erreicht ers nicht, ihm unbefriedigt bliebe.

Die träge Lieb ists zu dem wahren Gut,

Die säumt, es zu erschaun, es zu erringen,

Die hier nach echter Reue Buße tut.

Gut scheinen andre Güter, doch sie bringen

Nicht wahres Glück, sind Stoff und Wurzel nicht,

Aus welchen Früchte wahren Heils entspringen.

Die Lieb, auf solches Gut zu sehr erpicht,

Büßt in drei Kreisen oberhalb mit Zähren;

Doch wie sie dreifach irrt von Recht und Pflicht,

Das sollst du selbst dir suchen und erklären."


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

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