Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Die Hölle: Zweiunddreißigster Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
Deutsch VersionChristlichen Portal

Christian Resources

Vote!

 
Die Hölle: Zweiunddreißigster Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


IX. Kreis des ewigen Eises. 1. Kaina. Bluts-Verräther. 2. Antenora. Vaterlandsverräther.

O hätt ich Reime von so heiserm Schalle,

So rauh, wie sie erheischt dies Loch voll Graus,

Auf welchem ruhn die andern Felsen alle,

Dann drückt ich, was ich will, vollkommner aus,

Doch, sie nicht habend, geh ich nur mit Bangen

Jetzt an die Rede, wie zum harten Strauß.

Denn nicht ein Spiel ist ja mein Unterfangen,

Den Grund des Alls dem Liede zu vertraun,

Und nicht mit Kinderlallen auszulangen.

Doch fördern meine Reim itzt jene Fraun,

Amphions Hilf an Thebens Maur und Toren,

Dann wohl entspricht mein Lied der Tat an Graun.

O schlechtster Pöbel, an dem Ort verloren,

Der hart zu schildern ist, oh wärst du doch

In unsrer Welt als Zieg und Schaf geboren.

Wir waren nun im dunkeln Brunnenloch

Tief unterm Riesen, näher schon der Mitte,

Und nach der hohen Mauer sah ich noch.

Da hört ich sagen: "Schau auf deine Schritte,

Daß du den Armen nicht im Weiterziehn

Die Häupter stampfen magst mit deinem Tritte."

Drum wandt ich mich, und vor mir hin erschien

Und unter meinen Füßen auch ein Weiher,

Der durch den Frost Glas, und nicht Wasser, schien.

Die Donau bleibt im Frost vom Eise freier,

Und nah dem Pol, selbst in der längsten Nacht,

Deckt nicht den Sanais ein so dichter Schleier.

Und wäre Tabernik herabgekracht

Und Pietrapan, nicht hätte nur am Saume

Bei ihrem Sturz das Eis krick krick gemacht.

Wie abends, wenn die Bäuerin im Traume

Noch Ähren liest—die Schnauze vorgestreckt,

Der Frösche Volk quäkt aus dem nassen Raume;

So bis dahin, wo sich die Scham entdeckt,

Fahl, mit dem Ton des Storchs die Zähne schlagend,

War elend Geistervolk im Eis versteckt,

Zur Tiefe hingewandt das Antlitz tragend,

Vom Froste mit dem Mund und von den Wehn

Des Herzens mit den Augen Zeugnis sagend.

Als ich ein Weilchen erst mich umgesehn,

Schaut ich zum Boden hin und sah von oben

Zwei, eng umfaßt, vermischt das Haupthaar, stehn.

"Ihr, die ihr drängend Brust an Brust geschoben,

Wer seid ihr?" sprach ich—dann, als sie auf mich,

Die Hälse rückend, ihre Blick erhoben,

Sah ich die Augen, feucht erst innerlich,

Von Tränen träufeln, die, noch kaum ergossen,

Zu Eis erstarrten; und sie schlossen sich,

Fest, wie nie Klammern Holz an Holz geschlossen,

Drum stießen sich im Grimme wilden Streits,

Gleich zweien Böcken, diese Qualgenossen.

Und einer, der sein Ohrenpaar bereits

Durch Frost verlor, brach, stets gebückt, das Schweigen:

Was hängst du so am Schauspiel unsres Leids?

Soll ich, wer diese beiden sind, dir zeigen?

Das Tal, das des Bisenzio Flut benetzt,

War ihnen einst und ihrem Vater eigen.

Ein Leib gebar sie, und durchsuche jetzt

Kaina ganz, du findest sicher keinen

Mit besserm Grund in dieses Eis versetzt;

Nicht ihn, des Brust und Schatten einst durch einen

Stoß seines Speers durchbohrt des Artus Hand;

Focaccia nicht, noch ihn, des Kopf den meinen

So deckt, daß mir die Aussicht gänzlich schwand.

Den, hörst du Sassol Mascheroni nennen,

Du, ein Toskaner, sicher leicht erkannt.

Jetzt hör, um mir nur schleunig Ruh zu gönnen,

Ich, Camicion, erwarte den Carlin

Und werde neben ihm mich brüsten können:"

Noch sah ich viele Hundesfratzen ziehn

Vor großem Frost in diesem tiefen Kreise,

Und schaudre noch vor dem, was mir erschien.

Und weiter ging zum Mittelpunkt die Reise,

Auf welchem ruht des ganzen Alls Gewicht,

Und selber zittert ich beim ewgen Eise.

Wars Vorsatz, wars Geschick—ich weiß es nicht,

Genug, es stieß mein Fuß beim Weitergehen

Durch viele Häupter, eins ins Angesicht.

"Was trittst du mich?"—so hört ichs heulend schmähen,

"Rächst du noch schärfer Montapert an mir?

Wenn aber nicht, weswegen ists geschehen?—"

"Mein Meister," sprach ich, "harr ein wenig hier,

Denn gern belehrt ich mich von diesem näher,

Dann folg ich, wie dirs gut dünkt, eilig dir."

Still stand, wie ich gewünscht, der hohe Seher,

Und jener fluchte noch so wild wie erst,

Da sprach ich: "Wer bist du, du arger Schmäher?"

"Und du, der du durch Antenora fährst,"

Sprach er, "wer du, der so stößt andrer Wangen,

Daß es zu arg war, wenn du lebend wärst?"—

"Ich lebe", sagt ich. "Hättest du Verlangen

Nach Ruf, so wird er dir durch mich zuteil,

Drum wirst du wohl mit Freuden mich empfangen."

Drauf er: "Ich wünsche nur das Gegenteil,

Drum packe dich—in diesen Eisesmassen

Verspricht solch Schmeichelwort ein schlechtes Heil."

Da griff ich nieder, ihn beim Schopf zu fassen,

Und sagt ihm: "Nötig wirds, daß du dich nennst,

Soll ich ein Haar auf deinem Kopfe lassen."

Und er: "Ob du mich zausen magst, du kennst

Mich dennoch nicht—nichts sollst du hier erkunden,

Wenn du mir tausendmal ins Antlitz rennst."

Ich hielt sein Haar um meine Hand gewunden,

Und ob schon ausgerauft manch Büschel war,

Schaut er hinab und bellte gleich den Hunden.

Da rief ein andrer: "Bocca, nun fürwahr,

Du ließest schon genug die Kiefern klingen,

Jetzt bellst du noch? Plagt dich der Teufel gar?"

"Dich", rief ich, "mag ich nicht zum Reden zwingen,

Verräter du, allein zu deiner Schmach

Will ich zur Erde wahre Nachricht bringen."

"Erzähle, was du willst, doch hintennach",

Rief Bocca, "magst du diesen nur nicht schönen,

Der eben jetzo so geläufig sprach.

Sieh ihn fürs Gold der Franken hier belohnen

Und sage, daß Duera da nicht fehlt,

Wo ziemlich kühl und frisch die Sünder wohnen.

Und fragt man noch, wen sonst dies Eis verhehlt,

Dort siehst du Becherias Augen triefen,

Den jüngst die Florentiner abgekehlt.

Auch wohnt Soldanier jetzt in diesen Tiefen,

Gan, Sribaldello, der Faenzas Tor

Den Feinden aufschloß, da noch alle schliefen."

Wir gingen fort, und, etwas weiter vor,

War, Haupt auf Haupt gedrückt, ein Paar zu finden,

Das fest in einem Loch zusammenfror.

Wie man aus Hunger nagt an harten Rinden,

So fraß der Obre hier den Untern an

Da, wo sich Nacken und Gehirn verbinden.

Wie in die Schläfe Menalipps den Zahn

Einst Sydeus voll von wilder Wut geschlagen,

So ward von ihm dem Schädel hier getan.

"O du, der du mit viehischem Behagen

Den Haß an diesem stillst, an dem du nagst,

Weshalb", begann ich, "magst du dich beklagen?

Und hör ich, daß du dich mit Recht beklagst,

Und wer er sei, und was dein Nagen räche,

So sollst du dort erstehn, wo du erlagst,

Wenn diese nicht verdorrt, mit der ich spreche."




Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

Читайте також: Данте Аліг'єрі. Божественна комедія.

Читайте также: Данте Алигьери. Божественная комедия.


Top

Empfehlen Sie diese Seite einem Freund!

Siehe auch