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Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Autor: ks. Andrzej Trojanowski TChr,
Liebt einander! 2/2009 → Katholische Kirche

Liebt einander!



„Und das Wort ist Fleisch geworden“ – das ist die Wahrheit über die Krippe von Bethlehem, aber sie verwirklicht sich auch unter einer anderen Gestalt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben (…)“ (Johannes 6, 54).

Der Erlöser weiß, dass wir schwache Menschen sind und schwach bleiben, dass wir jeden Tag gezwungen sind, mit der eigenen Unvollkommenheit zu kämpfen, deshalb bietet Er uns eine wahrhaft göttliche Hilfe an. Wie unser irdischer Leib sein tägliches Brot benötigt, so braucht auch das göttliche Leben in uns Nahrung: „(…) Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Johannes 6, 41). In jedem, der Jesus als das tägliche Brot in sich aufnimmt, erfüllt sich täglich das Geheimnis der Weihnacht, das Wunder vom Wort Gottes, das Fleisch geworden ist.“ (hl. Edith Stein)

Es war zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Marie-Aimée, eine Kunststudentin, ging oft durch die Gassen von Montmartre in der Nähe der berühmten Pariser Basilika Sacré Coeur spazieren. Sie schaute gern den Straßenmalern zu. In die Basilika trat sie lediglich aus Interesse für die künstlerische Ausgestaltung des Gebäudes ein. Marie-Aimée war zwar nicht ungläubig, aber doch so sehr der Kirche und den Sakramenten fern, dass sie nicht wusste, was die „goldene Scheibe“, die sich auf dem Altar befand, und in deren Mitte etwas „kleines Weißes“ steckte, zu bedeuten hatte.

Eines Tages kniete sich Marie-Aimée einfach wie die anderen Menschen in der Bank hin. Nach einigen Minuten erfuhr sie etwas ihr bis dahin Unbekanntes: Sie fühlte, dass sie eine ungewöhnlich heftige, zugleich aber sehr zärtliche Liebe umfasste und durchdrang; in einem einzigen Augenblick begriff Marie-Aimée, dass sie sich in der Gegenwart von Jemandem befand, der sie mit übermenschlicher Kraft an sich zog und zu Dem auch sie selber sich hingezogen fühlte …

Nach dem Ende ihres Studiums beschloss Marie-Aimée, die Hauptstadt zu verlassen und irgendwo in der Provinz Kinder zu unterrichten. Sie begab sich also in eine Kleinstadt und fing an, in einer Schule zu arbeiten. Sie fühlte, dass die Erfahrung aus der Basilika den Anfang einer neuen Berufung bildete, die sie aber noch nicht beschreiben konnte. In der Ortschaft, in der sie lebte, gab es nur eine einzige Kirche und nur einmal in der Woche Gottesdienst, und zwar am Sonntag. Wochentags blieb die Kirche wegen Priestermangel geschlossen. Weil es also nicht anders ging, kam Marie-Aimée auch bei geschlossenen Kirchentüren zur Anbetung. Der Priester, der sonntags die Messe feierte, erfuhr davon. Er erklärte sich damit einverstanden, das Allerheiligste Sakrament seinem „merkwürdigen Gemeindemitglied“ zur Aufbewahrung in ihrer kleinen Mietwohnung zu überlassen. Für die junge Frau wurde das Jahr in der intimen Gegenwart Christi in der Hostie zu einem Gnadenmeer. Sie fühlte sich immer mehr darin bestätigt, dass es ihre Berufung sei, fortwährend die Gnaden, die aus der eucharistischen Gegenwart Gottes fließen, zu empfangen und gleichzeitig für diese zu danken. Sie wechselte die Wohnung und führte ein Leben, im dem das vielstündige Gebet einen großen Platz einnahm. In Kürze schloss sich ihr eine Freundin von früher an, die ebenfalls seit Jahren einen Weg zur Vereinigung mit Gott suchte. Nach einiger Zeit gesellte sich eine dritte Freundin hinzu und später noch eine vierte, die ebenfalls diesen Weg zu Gott für sich entdeckte. Langsam begann so unter der geistlichen Leitung eines Priesters und mit dem Einverständnis des Bischofs der Entstehungsprozess einer neuen geistlichen Ordensgemeinschaft. Seit einigen Jahren besitzt die – bisher siebenköpfige Schwesterngemeinschaft – eine eigene Ordensregel, die von dem zuständigen Diözesanbischof bestätigt worden ist. Die Nonnen tragen eine bordeauxbeigefarbene Tracht als Zeichen dafür, dass sie am Leben des göttlichen Leibes und Blutes Christi teilhaben.

Die kleine Kapelle der Schwestern wird seit einigen Jahren von vielen Menschen aufgesucht und in letzter Zeit gewinnt die Bewegung an Intensität. Es kommen hauptsächlich Menschen, die mit ihren seelischen Problemen und ihrem Gefühl des Verlorenseins woanders keine Hilfe finden können. Die Schwestern sprechen mit jedem und beten vor allem vor dem Allerheiligsten Sakrament. Das Fürbittgebet findet vor dem geöffneten Tabernakel statt, aus dem die heilende Kraft strömt. Auf einmal zeigt es sich, dass Christus in der Gestalt der Hostie Wunder vollbringt: Er befreit von Depressionen, Selbstmordgedanken und Süchten, heilt seelische Verletzungen und Komplexe … Muss man wirklich zunächst in Not geraten sein, um diese ungewöhnliche Quelle der Lebensenergie zu entdecken? Muss man zuerst Zusammenbrüche, Einsamkeit, Abhängigkeit von Magie, Medikamenten, Alkohol erfahren haben, um zu glauben und sich durch die aus der Hostie strahlende Liebe emporheben zu lassen? Die Schwestern wissen, dass sie selber niemandem helfen können; sie wissen, dass die inneren Heilungen ein Beweis für die Barmherzigkeit Gottes sind, der in der Hostie lebt und wirkt.

Menschen, die zu den Schwestern kommen, um sich einen Rat zu holen, erfahren, dass das, was in ihnen geschieht, in jeder, auch in ihrer eigenen, Kirche möglich gewesen wäre. Doch wo war ihr Glaube? Wo der Wunsch nach Anbetung? Die Schwestern wissen auch, dass sie lediglich an der Wiederentdeckung der mächtigsten Kraft der geistigen Auferstehung, die sich ganz in unserer Nähe befindet, teilhaben.

Vor anderthalb Jahren wurde den Schwestern die Sorge um die Liturgie im weltgrößten Gebetszentrum für die Seelen aus dem Fegefeuer anvertraut. Bei diesem Zentrum handelt es sich um eine zu Beginn des Jahrhunderts in Nord-Frankreich, in der Ortschaft Montligeon, erbaute Basilika. Die Schwestern deuteten dies als eine Einladung zum Fürbittgebet für die armen Seelen. Es zeigte sich, dass die „Zusammenarbeit“ mit diesen Seelen wunderbare Früchte trägt: Wenn man bei der eucharistischen Anbetung an die Verstorbenen denkt und sie um ihre Fürsprache bittet, dann erhalten die noch Lebenden sehr viele Gnaden. Seit einigen Jahren wird Schwester Marie-Aimée von verschiedenen Gruppen und Zentren der charismatischen Bewegungen eingeladen. Sie teilt ihre Erfahrungen aus dem Gebetsleben und ihrem persönlichen Leben, das mit dem eucharistischen Christus verbunden ist, anderen mit. Bei ihren Vorträgen, die von Gebeten durchflochten sind, bezieht sie sich oft auf die christlichen Mystiker – dies ist eine weitere, immer mehr geschätzte Quelle für das geistige Leben. Bei Schwester Marie-Aimées Vorträgen gibt es immer ein gemeinschaftliches Gebet, einen Priester, der die Beichte hört und – an erster Stelle – Gott selber in der Hostie. Kein Wunder also, dass die Schwester nicht in der Lage ist, den vielen Einladungen nachzukommen.

Es lassen sich diesem Beispiel noch weitere Beobachtungen hinzufügen. Man braucht kein großer Geschichtskenner zu sein, um Folgendes feststellen zu können: Jedes politische System, das auf einer atheistischen Weltanschauung aufgebaut war, führte früher oder später zu Bürgerkämpfen und Mord. Nicht nur in den postkommunistischen Ländern, sondern auch in Frankreich oder Spanien stoßen die Historiker bis zum heutigen Tage auf Spuren verschiedener Verbrechen, die im Namen von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ begangen wurden … Man sollte sich nichts vormachen: Weder ein Gesellschaftsvertrag, noch eine Rechtsprechung oder ein Strafgesetz können ein Garant für den Frieden zwischen den Menschen sein und ihnen gegenseitige Toleranz und Respekt beibringen. Leider besitzen die menschliche Gerechtigkeit und Liebe eine gemeinsame, grundlegende Schwäche: Beide können niemals völlig selbstlos sein. Aus dieser Schwäche resultiert der Drang nach der Unterordnung des anderen und von da sind es nur ein paar Schritte zur gegenseitigen Verletzung. Nur eine selbstlose Liebe verletzt niemanden. Doch wer von uns wäre dazu fähig? Uneigennützigkeit in guten Werken kann man nur von Gott lernen, der als einziges Wesen jeden mit einer vollkommenen, reinen Liebe liebt. Ein Beweis dafür – und zugleich eine unerschöpfliche Quelle für jeden von uns - ist Gott selber in der Eucharistie. Es lohnt sich anzumerken, dass die für die moderne Gesellschaft typische Krise der Uneigennützigkeit, die von einem allgemeinen Konkurrenzdenken und der Sorge nur um das eigene Wohlergehen begleitet wird, als Folgeerscheinung einer tief gehenden Langzeit-Verweltlichung angesehen werden kann. Wie weit kann ein Fluss fließen, wenn seine Zuflüsse schrittweise abgeschnitten werden?

Einige Auswirkungen solch einer methodischen Vorgehensweise: In der „modernen“ Gesellschaft gilt der Glaube an Gott als rückständig, der Glaube an Horoskope, Magie, Wahrsagerei dagegen als fortschrittlich. Gleichzeitig wird in einem Land wie Frankreich ein Rekordhoch bei dem Verkauf von Antidepressiva erreicht. Das Fehlen der Bindung an Gott führt zum Verlust zwischenmenschlicher Bindungen, selbst in einem Land, in dem die Schlagworte von Brüderlichkeit und Solidarität seit über 200 Jahren die Sprache der Politiker beherrschen …

Trotz alldem stehen die Zentren der eucharistischen Anbetung nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses – wenigstens nicht bei den Menschen, die davon überzeugt sind, dass unser Glück an der Börse und in den Spielhallen entsteht. Hierbei ist es leicht, einer Illusion zum Opfer zu fallen und nicht zu bemerken, dass eine menschenfreundliche und gute Realität in der Stille entsteht, in der Kontemplation, in der Annahme von Liebe und Frieden, die aus der Eucharistie fließen. In den Strahlen der Eucharistie sieht die Welt irgendwie anders aus. Es zeigt sich, dass es nicht unbedingt die Helden der Schlagzeilen und Titelblätter sind, die die Hauptrollen in der Welt spielen. Diese gehören vielmehr denjenigen Menschen, die auf das Wort Gottes hören und die Absichten Gottes für die heutige Welt erfüllen. Könnten wir uns lediglich auf die Aktivisten, die einzig und allein ihre eigenen Ideen und Ambitionen verwirklichen, verlassen, dann hätten wir wahrlich nichts zu lachen. Glücklicherweise ist dem nicht so …

Irland: An die 60.000 Menschen aus 78 Gemeinden nehmen einmal wöchentlich an der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes teil. So währt die Anbetung unausgesetzt Tag und Nacht. USA: Die Einwohner eines der am meisten von Verbrechen heimgesuchten Viertels von Los Angeles beschließen, dem Beispiel Pater Traynors folgend, eine Stunde wöchentlich vor dem Allerheiligsten zu verbringen. Nach einigen Jahren fällt die Verbrechensquote unter den Durchschnitt. Die Einwohner benachbarter Viertel schließen sich nach diesem Erfolg an und organisieren ebenfalls eine immerwährende Anbetung. Seit dem Jahre 1986, d.h. ab dem Augenblick, als der Heilige Vater dieser Initiative seinen Segen erteilte, verbreitet sich die Laienbewegung der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes über die Grenzen der USA hinaus und erreicht Länder Mittelamerikas.

Es ist etwas sehr Wichtiges geschehen: Wir haben Briefe von Lesern erhalten, die sich dieser Bewegung der immerwährenden Anbetung anschließen wollen. Würde tatsächlich bei uns eine Menschenkette entstehen, die regelmäßig einen Teil ihrer Zeit vor Jesus in der Hostie verbringt, dann wäre dies ein wertvolles und außergewöhnliches Unternehmen, denn man schöpft aus der nie versiegenden Quelle der Liebe, die zu unserem geistigen Wachstum, für unsere und anderer Menschen Erlösung, absolut notwendig ist. Es wäre auch eine hervorragende Antwort auf die Zeichen der Zeit. In der Welt geschieht nämlich sehr viel Böses, aber wir besitzen andererseits sichere Beweise dafür, dass Gott sich um uns kümmert.

Einer dieser Beweise ist eben die Erneuerung des eucharistischen Kultes, vor allem in diesen Ländern, die sich aufgrund eines tief reichenden und schon lange Zeit dauernden Verweltlichungsprozesses von dem größten Schatz – der Eucharistie – entfernt haben. Die Rückkehr zur Ausstellung des Allerheiligsten Sakramentes in den Herzen der Städte, im Zentrum unserer Zivilisation, ist Tatsache geworden: Man braucht nur nachzuzählen, wie viele Anbetungsorte in Paris und in anderen großen Städten Frankreichs in den letzten Jahren entstanden sind. Und hat nicht gerade dieses Land die längste und „hervorragendste“ Tradition in Europa, wenn es darum geht, den Glauben aus dem gesellschaftlichen Leben zu entwurzeln? Umso großartiger ist es, dass wir gerade dort eine wahre Explosion von Gemeinschaften beobachten können, die sich um das Geheimnis Emanuels, des „Gottes, der mit uns ist“, versammeln.

P. Andrzej Trojanowski

 

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Veröffentlicht im Februar 2012.


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