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Es gibt eine andere Welt
   

Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Liebt einander! 1/2010 → Katholische Kirche



In dem Augenblick, als er sich in der Gegenwart des Allerheiligsten Sakramentes befand, wurde er von dem strahlenden Licht der Lebensfreude und der Liebe berührt, das sich im Geheimnis des Dreifaltigen Gottes verbirgt. Da wurde es ihm bewusst, dass die ganze Wahrheit, die Gott der Menschheit offenbart hat, nur in der katholischen Kirche zu finden ist...

André Frossard (geboren am 14. Januar 1915, verstorben am 02. Februar 1995), Journalist, Schriftsteller und Philosoph, war ein Freund von Papst Johannes Paul II., Mitglied der Académie française und seit 1962 Chefredakteur des berühmten europäischen Magazins „Le Figaro“. Frossard gehörte zu den berühmtesten und einflussreichsten Schriftstellern und Journalisten Europas. Im Juni des Jahres 1935 erlebte er eine gewaltsame Bekehrung, die in einem einzigen Augenblick aus einem fanatischen Atheisten einen eifrigen Katholiken und einen außerordentlich wirksamen Verkünder des Christentums machte.

In den Banden des Atheismus

André Frossard wurde von Kindesbeinen an in einer vom Atheismus geprägten Atmosphäre erzogen, in der alle religiösen Erscheinungsformen, insbesondere die katholische Kirche, aufs Strengste bekämpft wurden. Sein Vater, Ludwig Oskar Frossard, war ein berühmter französischer Politiker und Atheist. Er war es, der im Jahre 1920 die Französische Kommunistische Partei gründete und ihr erster Vorsitzender wurde. Die Mutter Frossards war eine nicht praktizierende Protestantin und seine Großmutter war Jüdin. Für den jungen Frossard war die katholische Kirche eine rückständige und im Mittelalter befangene Institution. Seit seinem 13. Lebensjahr las er die Werke Voltaires und Rousseaus und sein Herz und Verstand wurden von dem in diesen Büchern enthaltenen Gift der Lüge und Feindseligkeit gegenüber der katholischen Kirche und dem Christentum durchdrungen.

„Der Atheismus hat viele Gesichter“, schrieb André Frossard. „Es gibt einen philosophischen Atheismus, der Gott in die Natur einverleibt und Ihm damit ein eigenes Sein abspricht. Alle Dinge sind somit durch die menschliche Intelligenz erfassbar: Nichts ist Gott, aber alles ist göttlich. Dieser Atheismus führt zum Pantheismus unter der Gestalt einer Ideologie. Der wissenschaftliche Atheismus verwirft die Annahme der Existenz Gottes als ungeeignet für Untersuchungen und versucht, die Existenz der Welt einzig und allein durch die Materie zu erklären, ohne zu hinterfragen, woher diese eigentlich stammt. Der noch radikalere marxistische Atheismus negiert nicht nur Gott, sondern würde Ihn sogar dann in Urlaub schicken, wenn Er existierte. Gottes aufdringliche Anwesenheit würde nämlich das freie Spiel des menschlichen Willens behindern. Es gibt auch noch eine Form des Atheismus, die besonders weit verbreitet ist: Es handelt sich um den idiotischen Atheismus. Dies war auch meine Form des Atheismus. Der idiotische Atheismus stellt keine Fragen. Er hält es für die natürlichste Sache der Welt, dass der Mensch sich auf einem Feuerball aufhält, der mit einer dünnen Schicht Schlamm bedeckt ist und sich mit Überschallgeschwindigkeit um die eigene Achse und die Sonne dreht – so eine Art Wasserstoffbombe, getragen durch Milliarden von Laternen (Sternen), mit einer rätselhaften Herkunft und einer unbekannten Bestimmung.“

Das Geheimnis der Bekehrung

Im Jahre 1935 arbeitete der 20 jährige André als angehender Journalist in Paris. Obwohl er Atheist war, freundete er sich mit dem praktizierenden Christ André Villemin an, der erfolglos versuchte, André zu bekehren. Am 08. Juni 1935 lud Villemin Frossard zum Mittagessen ein. Sie fuhren in einem klapprigen Wagen ins Zentrum von Paris und hielten in der Rue d’Ulm vor einer kleinen Kirche, in der gerade die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes stattfand, an. Villemin bat seinen Freund, einige Minuten auf ihn zu warten, weil er in der Kirche eine wichtige Sache zu erledigen hätte. Nach einiger Zeit trat der vom Warten gelangweilte Frossard in die Kirche ein. Er blieb hinten stehen und betrachtete die knienden Menschen, erfolglos nach seinem Freund Ausschau haltend.

Als er den Hauptaltar betrachtete, zog das ausgestellte Allerheiligste Sakrament seine Aufmerksamkeit auf sich. Frossard wusste nicht, was er da sah, denn zum ersten Mal in seinem Leben erblickte er eine Monstranz. Plötzlich fühlte er, wie eine geheimnisvolle Macht auf eine unerklärliche und von ihm selber völlig unabhängige Art und Weise in sein Inneres dringt, ihn von der geistigen Blindheit, die der Atheismus verursacht hatte, befreit und es ihm ermöglicht, die Existenz einer anderen Welt, die viel reeller ist als diejenige, die wir durch unsere Sinne erkennen, zu erfahren. „Vor allem bekomme ich Worte des geistigen Lebens“, schreibt Frossard, „(…) ich höre sie, als ob sie neben mir durch eine Person ausgesprochen würden, die etwas sieht, was ich noch nicht sehe“. Nach der Wahrnehmung dieser Worte wird Frossard in die übernatürliche Realität eingetaucht, die von dem Allerheiligsten Sakrament ausstrahlt. „Es ist ein unzerstörbarer Kristall von einer unendlichen Transparenz“, versucht Frossard später, diese Erfahrung zu beschreiben, „eine fast nicht zu ertragende Helligkeit von einem leicht bläulichen Licht (eine nur um ein Grad höhere Helligkeitsstufe hätte mich umgebracht). Es ist eine andere Welt von solch einem Glanz und so einer Realität, dass unsere Welt im Vergleich dazu vergehenden Schatten von Wunschträumen gleicht. Diese neue Realität und Wahrheit sehe ich von dem dunklen Ufer aus, an dem ich stehe. Das ist die Ordnung des Weltalls und an seiner Spitze steht die Evidenz Gottes, die Anwesenheit und Person zugleich ist. Noch vor einer Sekunde leugnete ich ihre Existenz. Die Christen nennen sie »unser Vater«. Ich erfahre ihre sanfte Güte und Gnade, mit der sich nichts anderes messen kann. Diese Sanftmut vermag es, jedes menschliche Herz umzugestalten – selbst ein Herz, das härter als der härteste Stein ist. Dieses Eindringen der göttlichen Realität wird von einer Freude begleitet, die dem Enthusiasmus eines vor dem Tode geretteten, im rechten Augenblick aus dem Ozean gefischten Schiffbrüchigen gleicht. Erst jetzt wird mir bewusst, in was für einem Dreck ich steckte und ich wundere mich, wie ich darin leben und atmen konnte. Gleichzeitig wurde ich mit einer neuen Familie beschenkt, der katholischen Kirche. Ihr fällt die Aufgabe zu, mich dahin zu führen, wohin ich gehen soll, denn ich habe noch einen sehr langen Weg vor mir (…). Die Kirche ist eine Gemeinschaft; in ihr ist der Einzige anwesend, dessen Namen ich niemals mehr ohne Frucht werde niederschreiben können aus Angst davor, Seine Liebe zu verletzen. Ich stehe vor Ihm wie ein Kind, welchem das Glück der Vergebung zuteilgeworden ist.“

Bei seiner Bekehrung entdeckte Frossard, dass die katholische Kirche schon vor langer Zeit das formuliert hat, was ihm auf eine andere Art und Weise offenbart worden war. Er schreibt: „Das war für mich eine sonderbare Situation, die sich in etwa damit vergleichen ließe, wie wenn die alten Kartenzeichner Königin Isabells, die niemals ihre Arbeitsstuben verlassen haben, Christopher Columbus bei dessen Rückkehr all seine Entdeckungen bis in die kleinsten Einzelheiten, sogar die Lage der Dörfer und Plantagen angebend, erläutern würden.“

Nur Gott existiert, alles andere ist lediglich eine Hypothese

Frossard beschrieb seine Erfahrung mit der übernatürlichen Realität viele Male, denn es war ihm bewusst, als wie armselig und unfähig die menschliche Sprache sich dabei immer wieder erweist. Es lohnt sich deshalb, eine weitere Beschreibung seiner Bekehrung zu betrachten, die andere Aspekte dieser übernatürlichen Erfahrung beleuchtet. In einem seiner Bücher lesen wir: „Ich betrat die Kapelle als Atheist und verließ sie einige Minuten später als Christ. Ich wurde Zeuge meiner eigenen Bekehrung, mit einem Erstaunen, das immer noch andauert“.

Frossard betonte, dass diese Erfahrung keine intellektuelle Entdeckung war, aber den Charakter einer physischen Erfahrung oder eines Laborversuchs hatte:

„Ich war Atheist, als ich durch die Tür der Kapelle trat, und blieb es auch noch drinnen. Die Menschen in der Kapelle, die ich gegen das Licht sah, warfen nur Schatten, zwischen denen ich meinen Freund nicht erkennen konnte, und etwas, das an die Sonne erinnerte, strahlte aus der Tiefe des Raumes. Ich wusste nicht, dass es das Allerheiligste Sakrament war. Ich hatte noch nie Liebeskummer erfahren, auch nicht Sorgen oder Neugierde. Die Religion war für mich eine alte Chimäre und die Christen eine verspätete Spezies auf dem Weg der geschichtlichen Evolution. (…) Noch heute sehe ich den zwanzigjährigen Jungen, der ich damals war. Auch vergesse ich seine Verblüffung nicht, als aus der Tiefe dieser einfachen Kapelle eine neue Welt vor ihm auftauchte, eine Welt – von einem nicht zu ertragenden Glanz, von einer ungeheuren Schlüssigkeit, deren Licht Gottes Gegenwart offenbarte und zugleich verbarg, desselben Gottes, von dem er einen Augenblick zuvor geschworen hätte, dass Er nur in der menschlichen Fantasie existiert. Gleichzeitig wurde er von einer Welle von Wonne gemischt mit Freude umfasst – mit einer Kraft, die es vermag, menschliche Herzen zu zerknirschen und deren Erinnerung niemals vergeht, selbst nicht in den schlimmsten Augenblicken des Lebens, die oftmals von Angst und Unglück durchtränkt sind. Von da an stellt sich für ihn keine andere Aufgabe mehr als die, von dieser Wonne und niederschmetternden Reinheit Gottes Zeugnis zu geben, Der ihm an jenem Tage kontrastreich zeigte, aus welchem Schlamm er erschaffen ward (…). Bei diesem Licht, welches ich nicht mit dem äußeren Auge schaute, handelte es sich nicht um jenes, das uns erhellt oder bräunt. Es war ein geistiges Licht, d. h. ein belehrendes Licht – wie die Glut der Wahrheit. Es veränderte definitiv die Ordnung der Dinge. Von dem Augenblick an, als ich es sah, existierte für mich nur noch Gott und alles andere wurde zur Hypothese (…). Was meinen freien Willen anbelangt, so kann ich sagen, dass ich ihn erst tatsächlich nach meiner Bekehrung benutzte, als ich verstanden hatte, dass nur Gott in der Lage ist, uns aus allen Zwängen zu befreien, denen wir unvermeidlich ohne Ihn verfallen. Ich möchte es nochmals betonen – dies war eine objektive Erfahrung, fast aus dem Bereich der Physik, und ich besitze nichts Wertvolleres als das, was ich dadurch vermitteln will: Jenseits der Welt, die uns umgibt und deren Bruchteil wir darstellen, gibt es eine andere Realität, unendlich konkreter als die, auf die wir gewöhnlich vertrauen. Es ist eine endgültige Realität, die keiner Fragen mehr bedarf.“

Vom Augenblick seiner Bekehrung an bestand für Frossard die erste, wichtigste und dringendste Aufgabe seines Lebens darin, Gott für Seine Liebe und Barmherzigkeit zu loben. Frossard war sich sicher, dass auf der Erde nur eine einzige wirkliche Hoffnung existiert, die uns Jesus Christus gibt – und deshalb muss man zu allen Menschen davon sprechen.

Ist das möglich?

„Wie ist das möglich“, fragte sich Frossard selber, „dass ein junger Mensch, der in einer Atmosphäre atheistischer Vorurteile gegenüber Gott, dem Christentum und der Kirche erzogen wurde, in einem einzigen Augenblick zu einem eifrigen Katholiken werden konnte? Er ging ganz unbekümmert und gedankenlos in die Kirche hinein, in der das Allerheiligste Sakrament ausgestellt war, und als er aus der Kirche hinauskam, war er erfüllt von einer unglaublichen Freude darüber, dass er die Wahrheit über die Existenz Gottes gefunden hatte und wollte enthusiastisch diese unglaubliche Entdeckung mit der ganzen Welt teilen. Das war eine Erfahrung der tatsächlichen Existenz des göttlichen Geheimnisses, des Dreieinigen Gottes, Der die einzige Quelle der Realität ist, Der das Universum in seiner Harmonie erhält und dem Menschen die Fähigkeit zum Denken und Empfinden spendet.“

André Frossard betont, dass es weder ein Traum noch eine Einbildung war, sondern vielmehr eine objektive Erfahrung ohne Einsatz von Fantasie oder irgendwelchen Bildern. Nach vielen Jahren schrieb er: „Die Freude ging wie eine Welle über mich hinweg mit einer ungeheuren, zugleich aber sanften Kraft (…). Ich begleitete meine eigene Bekehrung mit einer Verwunderung, die immer noch andauert“. Diese Verwunderung dauerte bis zu den letzten Augenblicken seines irdischen Lebens an.

Das Außergewöhnliche an der plötzlichen Bekehrung A. Frossards ist auch die Tatsache, dass dieser überhaupt nicht mit der Lehre der Kirche vertraut war; dieser Bereich war ihm vollkommen fremd. In dem Moment, als er sich vor dem Allerheiligsten Sakrament befand und von dem strahlenden Licht der Lebensfreude und Liebe des göttlichen Geheimnisses des Dreieinigen Gottes berührt wurde, war es für ihn klar, dass nur in der katholischen Kirche die ganze Wahrheit enthalten ist, die Gott den Menschen offenbart hat. Nach dieser übernatürlichen Erfahrung wusste Frossard, dass es eine andere Welt gibt, die wir nicht mit unseren Sinnen begreifen können, dass es den Dreieinigen Gott gibt, dass die katholische Kirche eine göttliche Institution ist und wir die Freiheit haben, zu wählen und die Erlösung, die Gott uns anbietet, entweder annehmen oder verwerfen können.

„An diesem Tag wurde ich Katholik von Kopf bis Fuß, zweifelsohne ein Katholik – und nicht Protestant oder Moslem, auch kein Jude“, schreibt Frossard. „Ich war so überrascht, als ich mich selber beim Hinausgehen aus der Kirche als Katholik erlebte, dass ich nicht hätte mehr überrascht sein können, wenn ich mich selber beim Verlassen eines Zoos als Giraffe erlebt hätte. Keine andere Institution war mir fremder als die katholische Kirche, ich könnte sogar sagen: Keine andere war mir weniger sympathisch (…). Sie war für mich so weit entfernt wie der Mond oder der Mars. Voltaire hat mir nichts Positives über sie erzählt und ich hatte seit meinem 13. Lebensjahr praktisch nichts anderes als die Werke Voltaires und Rousseaus gelesen. Und plötzlich wurde ich der Kirche übergeben, anvertraut, wie einer neuen Familie, mit der Empfehlung, das weitere Leben auf ihre Rechnung zu führen.“ Nach seiner Bekehrung betrachtete Frossard die ihn umgebende Wirklichkeit, alle Ereignisse und Menschen, als Gottes Art der Offenbarung und Mitteilung.

Nach der Bekehrung

Nachdem er an jenem denkwürdigen 08. Juni 1935 aus der Kirche hinausgetreten war, traf Frossard auf Villemin und berichtete ihm mit großer Ergriffenheit von der außergewöhnlichen Erfahrung, die er vor wenigen Augenblicken gemacht hatte. Der erfreute Villemin dachte lange nach und brachte seinen Freund dann zu Anita und Stanislaus Fumet, in deren Haus sich eine Gruppe junger Leute, die sich frisch zum Katholizismus bekehrt hatten und hauptsächlich jüdischer Abstammung waren, zum Gebet traf. Sie alle hatten in einem bestimmten Moment ihres Lebens entdeckt, dass das Christentum nicht ein System von irgendwelchen Ideen oder moralischen Vorstellungen ist, sondern die Person des auferstandenen Jesus Christus, Der in seiner Kirche lebt und wirkt. All diese Konvertiten hatten Jesus entdeckt und Ihn persönlich getroffen, sie hatten Seine Liebe wie die Jünger aus Emmaus erfahren (vgl. Lukas 24, 13-31). Bei ihren gemeinsamen Treffen sprachen sie nur über Jesus, da jedes andere Thema ihnen langweilig und bedeutungslos schien. Im Sommer begaben sie sich gemeinsam nach La Salette, wo im Jahre 1846 die weinende Muttergottes erschienen war, um dort einige Tage im Schweigen zuzubringen.

Nach seiner Bekehrung arbeitete Frossard weiterhin als Journalist, doch die Welt interessierte ihn nicht mehr wirklich. „Das Wunder hielt einen ganzen Monat lang an“, schrieb er. „Jeden Morgen fand ich mit Begeisterung dasselbe Licht wieder, bei dem das Tageslicht verblasste, dieselbe unvergessliche Erfahrung sanfter Güte, die mein ganzes theologisches Wissen ordnete“. Die Erfahrung des intensiven göttlichen Lichts wurde im Verlauf der Zeit immer schwächer, bis sie ganz aufhörte, doch André blieb nicht allein. Ihm wurde die Wahrheit auf eine andere Art und Weise geschenkt: Als er Gott gefunden hatte, sollte er Ihn unaufhörlich auf dem Weg des Glaubens kennenlernen.

Nach der Taufe befand sich Frossard in dem glücklichen Zustand kindlicher Unschuld. Anita Fumet wurde seine Taufpatin. Die Gnade der Bekehrung sowie das Taufsakrament bewirkten, dass er geistig zu einem Kind wurde, welches er, wie er selber bekannte, vorher niemals gewesen war. Genauso wie es Jesus gesagt hat: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Matthäus 18,3). Die Fähigkeit zur Begeisterung und Bewunderung gehört zu den Eigenschaften, die die geistige Kindschaft kennzeichnen. Für A. Frossard war es selbstverständlich, dass man Gott nicht finden kann, wenn man von vornherein die Existenz einer unaussprechlichen Schönheit, die man nur geistig entdecken und erfahren kann, leugnet.

Der Vater Andrés konnte sich erst nach längerer Zeit mit der Tatsache anfreunden, dass sein Sohn Katholik geworden war, und schlug ihm vor, eine Kolumne in seiner neuesten Zeitung zu übernehmen.

Frossard suchte seinen Platz im Leben und seine Berufung. Nach einem kurzen Aufenthalt im Trappistenkloster von Citeaux stellte er fest, dass er keine Klosterberufung hatte.

Am 01.09.1936 begann er den Dienst in der Marine. Er wurde zum Sekretär ernannt und man wies ihm eine Stelle im Marineministerium in Paris zu. Er führte das Leben eines Mönchs in der Welt. Jeden Tag nahm er früh morgens an der Heiligen Messfeier in der Kirche der hl. Magdalena teil. Im Ministerium betete er in freien Augenblicken aus dem Brevier für Laien. Mittags betete er eine Stunde vor dem Allerheiligsten Sakrament und begab sich dann in ein kleines Restaurant. Nachmittags betete er in der Arbeitspause den Rosenkranz, der ihm immer zu kurz schien. Nach der Arbeit las er in der Bibel und in den Werken der hl. Theresa von Avila. Dieser junge Mensch betete jeden Tag sechs Stunden und widmete den Rest seiner Zeit geistiger Lektüre. Alles, was mit Gott und dem geistigen Leben verbunden war, wurde zu seinem natürlichen Umfeld. „Beschwert sich denn ein Fisch darüber, dass er zu viel Wasser geschluckt hat?“ - so antwortete er allen, die sagten, dass er es mit dem Beten übertreibe.

Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Frossard zum Dienst auf dem Postschiff „Cuba“ abberufen, das zwischen Marseille und den Antillen unterwegs war. Nach der Kapitulation Frankreichs im Januar 1941 kehrte Frossard aus Porte-de-France nach Marseille zurück. Sein Vater besorgte ihm eine Stelle als Abteilungsdirektor bei einem Transportunternehmen in Lyon. André engagierte sich auch in der Widerstandsbewegung gegen Nazi-Deutschland. In derselben Zeit traf er in Lyon ein Mädchen, in das er sich verliebte und das er heiratete. Ein Jahr nach seiner Heirat, als sein erstes Kind drei Monate alt war, wurde Frossard der Verschwörung angeklagt, durch die Gestapo verhaftet und in das deutsche Gefängnis in Fort Montluc gebracht. Während der albtraumhaften Monate hinter Gittern verstand Frossard, dass niemand in der Lage ist, dem Menschen seine geistige Freiheit zu rauben. Er überlebte als einer von wenigen. Im Frühjahr 1945 wurde er befreit.

Die Wahrheit existiert und diese Wahrheit ist eine Person

Als A. Frossard an jenem denkwürdigen Juni des Jahres 1935 zufällig in die Kapelle trat, war er ein unbekümmerter junger Mann und ein selbstbewusster Marxist und Atheist. Er kannte keine metaphysischen Ängste und keinen Liebeskummer. In einem einzigen Augenblick kam es zu einer vollkommenen geistigen Umwandlung. Frossard schreibt, dass er die Freude „eines vom Tode erretteten, genau im richtigen Augenblick aus dem Wasser gefischten Schiffbrüchigen“ erfahren hatte. Als er das Allerheiligste Sakrament betrachtete, machte er die Erfahrung der Anwesenheit des persönlichen Gottes, dessen Existenz er noch vor Sekunden geleugnet hatte. Das Licht der blendenden Reinheit und Liebe Gottes deckte sein ganzes Elend auf. Erst da wurde es ihm bewusst, in welchem Dreck der Sünden und in welch schamloser und überheblicher Ignoranz er versunken gewesen war. Frossard wunderte sich, wie er in solch einem Zustand hatte leben können. Im Licht des geheimnisvollen göttlichen Glanzes, der von der Hostie ausstrahlte, konnte er sein ganzes Elend erkennen und sich mit aufrichtiger Reue der göttlichen Barmherzigkeit anvertrauen. Er verstand, dass von allen Gaben Gottes die barmherzige Liebe die größte und erstaunlichste ist, denn sie umfasst alle Menschen, besonders aber die größten Sünder.

Über diese ungewöhnliche Erfahrung der Existenz einer anderen Welt und seine damit zusammenhängende Bekehrung schwieg Frossard bis zum Jahre 1969. Erst nach 34 Jahren intensiver Arbeit, als er bereits ein berühmter Journalist und Schriftsteller war, wagte er es zum ersten Mal, seine Bekehrung in dem Buch „Dieux existe, je l’ai rencotré“ (Gott existiert. Ich bin Ihm begegnet) zu beschreiben. Er hatte die wohlüberlegte Überzeugung, dass dank seines Ansehens die Beschreibung seiner Bekehrung nicht als das Erlebnis eines Spinners gewertet würde. Und so geschah es auch. Sein Buch wurde in kurzer Zeit zu einem Welt-Bestseller. Nachdem er das Buch gelesen hatte, traf sich Kardinal Wojtyla (der spätere Papst Johannes Paul II.) mit André Frossard und sie wurden zu engen Freunden. Am Anfang seines Pontifikats bat Papst Johannes Paul II. Frossard darum, ein Interview mit ihm zu führen. Es war das erste Interview des Papstes überhaupt. So entstand das Buch „N’ayez pas peur“, der zweite Bestseller. 

Nach der Veröffentlichung des Buches „Dieux existe, je l’ai rencontré“ schrieb A. Frossard ein Buch über das Leben nach dem Tod „Il y a un autre monde“ sowie ein Buch über die Existenz des Teufels „36 preuves que le diable existe“.

„Was kann ich denn tun, da Gott existiert, da das Christentum wahr ist, da es ein Leben nach dem Tode gibt?“, sagte er in einem Interview mit V. Messori. „Was kann ich hier tun, da doch eine Wahrheit existiert und diese Wahrheit eine Person ist, die gekannt werden möchte, die uns liebt und die Jesus Christus heißt? Ich sage das nicht auf der Grundlage von Hypothesen oder als logische Schlussfolgerung dessen, was ich gehört habe. Ich spreche davon aufgrund einer Erfahrung. Ich weiß nicht, weshalb gerade ich ausgesucht worden bin, um Zeuge dessen zu sein, was sich hinter der Oberflächlichkeit dieser Welt verbirgt. Ich weiß nur, dass ich die Verpflichtung habe, davon zu berichten. Ich bin dazu verurteilt zu reden, sanft gedrängt, aber mit einem hartnäckigen Bedürfnis, die Lektion, die Gott mir in dieser erschütternden Begegnung im Sommer des Jahres 1935 in einer unbekannten Kapelle in der Nähe des Zentrums von Paris erteilt hat, zu rezitieren. Wenn man weiß, dass Gott existiert, dass Jesus Sein Sohn ist, dass wir nach dem Tod erwartet werden, dass es auf dieser Erde niemals eine andere Hoffnung als das Evangelium geben wird; wenn man das alles weiß, dann muss man davon reden. Ich habe es getan und werde es weiterhin tun, bis zu dem Augenblick, in dem ich für immer heimgehe, um das zu betrachten, was ich während dieser Minuten schauen durfte, als die Zeit für mich angehalten wurde.“

André Frossard berichtete mutig von seiner Erfahrung mit Gott bis zu seinem Tod am 02.Februar 1995. In diesem Augenblick trat er für immer in jene Wirklichkeit ein, deren Existenz er schon früher erfahren hatte, und über die wir in der Bibel lesen: „(…) was kein Auge und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1.Korinther 2, 9).

P. M. Piotrowski

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Dezember 2015.



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