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Der selige Marcel Callo (1921-1945) – Märtyrer aus Mauthausen
   

Autor: Lilla Danilecka,
Liebt einander! 3/2010 → Katholische Kirche



„Herr Callo ist zu katholisch“ – so lautete die Anklage vom 19. März 1944, die den 23-jährigen Arbeiter aus Rennes in das Konzentrationslager Mauthausen brachte. Dieser Junge, der so sehr seine Verlobte liebte, starb dort ein Jahr später an Auszehrung. In seiner Heimat wird er mit dem heiligen Maximilian Kolbe verglichen. Er traf ähnliche Entscheidungen wie dieser, für die er genauso mit seinem Leben bezahlte.

Um in einem so jungen Alter ein derartiges Urteil zu bekommen, musste man schon viel früher von seinem Glauben Zeugnis abgelegt haben. Marcel Callo wurde nämlich nicht für eine einzelne Sache, eine Aktion oder ein Werk verurteilt. Man verurteilte ihn für seine Haltung, und so etwas erreicht man nicht über Nacht. Obwohl er kein wichtiger Mann war und nichts „Großes“ getan hatte, verdiente er sich ein weiteres Urteil, das am 04. Oktober 1987 fiel, als der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. ihn in die Gemeinschaft der Seligen aufnahm.

Sohn und Bruder

Marcel Callo wurde am 06. Dezember 1921 in einer armen bretonischen Bauernfamilie geboren, die ihr Land verlassen hatte, um sich in Rennes niederzulassen. Sein Vater fand Arbeit in der dortigen Chemiefabrik. Marcel hatte einen älteren Bruder Jean, der später Priester wurde, und sieben jüngere Geschwister (eine der Schwestern war kurz nach der Geburt verstorben). Marcel war Pfadfinder und wurde im Alter von nur 12 Jahren Hilfsarbeiter in einer Druckerei, um seinen Eltern finanziell auszuhelfen. Bei den Pfadfindern lernte er, was es heißt, zu dienen und verantwortlich zu sein. Zuhause vermittelte ihm seine Mutter den Glauben, indem sie schon sehr früh sein Herz für Jesus öffnete. Als der junge Marcel von der Arbeit nach Hause zurückkehrte und mit Bitterkeit über die schmutzigen Witze und Gespräche berichtete, die seine älteren Kollegen führten, die versucht hatten, den Neuen „einzuweihen“, lehrte ihn seine Mutter ein kurzes Weihegebet zur Muttergottes: „Gute Mutter, denke daran, dass ich Dir gehöre. Sorge für mich und beschütze mich wie Dein Gut und Eigentum“. Schwerer als die bleiernen Druckvorlagen waren für Marcel die Sticheleien seiner Kollegen, die ihn angesichts seines Widerstands auslachten und „Jesulein“ nannten. Marcel übergab sich ganz in die Obhut der Unbefleckten, und Sie beschützte ihn von nun an. Derart bewaffnet ging er zur Arbeit und fürchtete und ärgerte sich nicht mehr.

In seiner Gemeinde schloss er sich der Eucharistischen Bewegung an. Er gehörte auch einer Kinder- und Jugendbewegung an, deren Motto lautete: „Bete, gehe zur Heiligen Kommunion, opfere Dich auf und sei ein Apostel“. Etwas später, als er 14 Jahre alt war, trat Marcel der von den Jesuiten geführten christlichen Arbeiterbewegung für Jugendliche (Jeunesse Ouvrière Chrétienne) bei. Er tat dies nicht ohne innere Kämpfe, denn das Engagement bei der JOC zog den Verzicht auf die Leitung des Pfadfinder-Vorstands nach sich, mit dem er sehr verbunden war und wo er sich sehr wohl fühlte. Marcel verstand jedoch, dass er vor allem ein Apostel im Umfeld der Arbeiter sein musste, und dazu benötigte er eine tiefere christliche Bildung. Deshalb studierte er abends die katholische Gesellschaftslehre und organisierte Treffen der JOC, wo er schnell zum geschätzten Anführer wurde. In der Druckerei bemerkte man, trotz der Widerstände und der Kritik, ebenfalls seine Fähigkeiten sowie seine Ehrlichkeit und Redlichkeit. Dabei war Marcel ein ganz normaler junger Mann – er organisierte gerne mit seinen Freunden sportliche Veranstaltungen, gemeinsame Ausflüge ins Kino sowie Tanzveranstaltungen im Haus der JOC. Einmal verärgerte er einige Gemeindemitglieder, als er seinen Freunden an Allerheiligen ein Treffen im Kino. Man fing an zu munkeln, die Jugend sollte an diesem Tag lieber in der Kirche sein und an der Vesper für die Verstorbenen teilnehmen. Die Jugendlichen gingen ins Kino und kamen dann mit der ganzen Gruppe kurz vor Beginn der Vesper in die Kirche, damit alle sehen konnten, dass sie sich nicht verspäteten.

Der Verlobte

Es kam der Krieg, und die Bretagne ereilte das gleiche Schicksal wie alle Länder, die vom Dritten Reich überfallen wurden. Marcel war immer noch für die JOC tätig, wenn auch nun im Untergrund. Die jungen Menschen fühlten sich ein wenig wie die ersten Christen in den Katakomben. In dieser Zeit verliebte sich der 20-jährige Marcel in seine Kollegin Margueritte Derniaux. Nach einigen Monaten verlobten sich die beiden. Sie versprachen sich gegenseitig, die ganze Verlobungszeit über für ihre künftige Familie zu beten, täglich an der Messfeier teilzunehmen und die Heilige Kommunion so häufig wie möglich zu empfangen. Marcel bekannte später, dass er bis zu seinem 20. Geburtstag gewartet hatte, bevor er Margueritte seine Liebe gestand, weil es sich seiner Meinung nach um solch ein wichtiges Ereignis im Leben eines Menschen handelte, dass er warten wollte, bis er reif genug und gut vorbereitet darauf war. „Ich wusste, dass ich auf die wahre Liebe warten musste. Man muss sein Herz vervollkommnen, bevor man es demjenigen schenkt, den Jesus selber für uns ausgesucht hat“, vertraute er einem Kollegen an.

Im März des Jahres 1943 wurde während der Bombardierung eine Schwester Marcels getötet. Er erkannte sie anhand ihres Schuhs, der aus den Trümmern hervorragte. Kurz danach erlebte die Familie Marcels eine weitere Tragödie: Marcel wurde zu Zwangsarbeiten nach Deutschland abberufen. Er sollte sich in die Ortschaft Zella-Mehlis begeben, in eine Fabrik, die Raketen herstellte. Marcel überlegte acht Tage lang. Er kämpfte mit dem Gedanken, zu fliehen und sich irgendwo zu verstecken. Schließlich beschloss er jedoch, seine Familie nicht in Gefahr zu bringen. „Ich fahre dort nicht als Arbeiter, sondern als Missionar hin“, verkündete er seinen Angehörigen. Obwohl die Trennung von seiner geliebten Margueritte Marcel schreckliches Leid verursachte, entschied er sich mutig dazu, zu gehen, denn er wusste, dass sein Apostolat im Umfeld der Zwangsarbeiter im Dritten Reich sehr nötig sein würde. Als er sich am Bahnhof von Rennes von seiner Verlobten verabschiedete, sagte sie ihm, er würde ein Märtyrer werden. Er wollte jedoch nicht daran glauben und entgegnete: „Das verdiene ich nicht“. Beide ahnten, dass sie sich niemals mehr wiedersehen würden. Margueritte blieb ihrem Verlobten treu. Sie setzte ihr Engagement bei der JOC fort und arbeitete später als Postbeamtin. Sie starb im Jahre 1997.

Deportation und Gefängnis

Das Arbeitslager für Zwangsarbeiter in Zella-Mehlis in Thüringen unterschied sich nur wenig von einem Gefängnis. Die deportierten Arbeiter wohnten dort in überfüllten Baracken, arbeiteten fast den ganzen Tag und bekamen nur Hunger-rationen zu essen. Sie hatten jedoch ein wenig mehr Freiheiten als die Menschen in den Konzentrationslagern. Sie konnten sich nach der Arbeit treffen und ihre Freizeit nach Belieben gestalten.

Die ersten zwei Monate lang hatte Marcel eine schwere Krise. Er wurde depressiv, schrieb bittere Briefe an seine Verlobte, konnte nicht essen und wurde immer schwächer. Nach dieser Zeit des Zusammenbruchs traf er einen Priester, der sich einverstanden erklärte, die Heilige Messe in der Baracke der jungen Franzosen zu feiern. Marcel schöpfte wieder Hoffnung und schrieb an seine Margueritte: „Eines Tages reagierte Christus und machte mir bewusst, dass ich nicht verzweifeln darf. Er zeigte mir, dass ich mich um meine Kollegen kümmern sollte, und da kam die Freude wieder“. Die Bewohner der Baracke wurden schnell zu einer kleinen Gemeinschaft; sie aßen ihre kargen Mahlzeiten an einem gemeinsamen Tisch, beteten gemeinsam und nahmen zusammen an der monatlichen Messfeier teil. Marcel wurde wieder zum Anführer, wie in den Zeiten der JOC. Sogar Kardinal Suhard, der Erzbischof von Paris, schickte ihnen einen Brief: „Ich danke Euch für all das Gute, was Ihr für Eure Freunde tut. Ich segne Eure Mühe und bete für Euch“. Die Jungen bemühten sich, sich vorsichtig zu verhalten, um nicht unnötig aufzufallen. Doch man kann das Licht nicht lange unter dem Scheffel halten … Am 19. März 1944 wurde Marcel Callo verhaftet und wegen katholischer Agitation, die dem Dritten Reich schaden würde, angeklagt. Das Zeugnis eines jungen, schwächlichen Mannes erwies sich als zu gefährlich für ein gewaltiges, totalitäres Regime …

Man brachte ihn zunächst ins Gefängnis nach Gotha und danach in die Konzentrationslager in Flossenburg und Mauthausen.

Der letzte Blick

Aus dem Gefängnis in Gotha schrieb Marcel an seinen Bruder, der soeben zum Priester geweiht worden war*: „Zum Glück ist Er ein Freund, der mich keinen Augenblick lang verlässt, der mich unterstützt und aufmuntert. Mit Ihm kann man alles ertragen, selbst die schrecklichen Stunden der Qual. Wie dankbar bin ich Christus dafür, dass Er mir den Weg gewiesen hat, den ich jetzt gehe“. Dort brachte ihm auch jemand im Geheimen nach über hundert Tagen Haft die letzte Heilige Kommunion seines Lebens. Marcel notierte in seinem Tagebuch: „16. Juli … Kommunion … große Freude“. Die Muttergottes, der er in seiner Kindheit sein Leben anvertraut hatte, kam vom Berge Karmel, um noch einmal ihr Kind mit dem höchsten Gut zu stärken.

Nach der Ankunft in Mauthausen erkrankte Marcel immer mehr am Magen. Er litt auch an Niedergeschlagenheit. Doch seine Mitinsassen bezeugten, dass er alles sehr geduldig ertrug, anderen Mut machte und zum vertrauensvollen Gebet ermunterte.

Am 19. März 1945 war der an der Ruhr erkrankte Marcel nicht mehr in der Lage, alleine die Latrine zu benutzen, die extra so konstruiert worden war, dass schwächere Häftlinge hineinfiel-en. Marcel passierte dies auch. Oberst Tibodo half Marcel und trug den Sterbenden zurück auf die Pritsche. Er erinnerte sich später: „Er hatte den Blick eines Heiligen. Niemals zuvor hatte ich jemanden gesehen, der so einen Blick hatte“. Marcel Callo wurde am Fest des Heiligen Josef verhaftet, und an demselben Tag ein Jahr darauf verschied er – vom Schmutz der Erde ging er direkt in den Himmel hinein. An diesem Tag wird auch in der Liturgie seiner gedacht.

Das Urteil der Kongregation

Das Urteil der Kongregation fiel ganz anders aus, als das vor 40 Jahren durch die Nazis gefällte Urteil. Am 04. Oktober 1987 sprach der Diener Gottes Johannes Paul II. Marcel Callo auf dem Petersplatz im Vatikan selig. Marcels „zu katholische“ Haltung wurde diesmal nicht verdammt, im Gegenteil: Nun diente sie als Beispiel für junge Menschen, die oft zweifeln und befürchten, ihre Entscheidung für Christus würde von ihrer Umgebung verlacht werden, einer Umgebung, die in geistiger Hinsicht so oft jener Druckerei in Rennes gleicht, wo der junge Marcel gearbeitet hatte.

„An uns alle, an die Laien, die Ordensleute, Priester und Bischöfe richtet Marcel Callo einen allgemeinen Aufruf zur Heiligkeit: zur Heiligkeit und Jugendlichkeit des Geistes, die unsere alte westliche Welt so sehr benötigt, um das Evangelium weiterhin zu verkünden, »ob man es hören will oder nicht« (2.Timotheus 4, 2)“, sagte der Heilige Vater während der Messfeier anlässlich der Seligsprechung, als außer Marcel Callo noch zwei italienische Mädchen, Pierina Morosini und Antonia Mesini, zu Märtyrerinnen erklärt wurden. Der Papst fügte hinzu: „Marcel erreichte nicht sofort die evangelische Vollkommenheit. Talentiert und voll guten Willens musste er zunächst einen langen Kampf mit dem Geist dieser Welt, mit sich selber, mit der Last der Dinge und der Menschen führen. Er öffnete sich jedoch ganz für die Gnade Gottes und ließ zu, dass der Herr ihn schrittweise bis zum Martyrium führte. Seine Liebe zu Christus reifte durch Proben. (…) Durch das Erlangen der ewigen Freude im Himmel bezeugt Marcel Callo, dass der christliche Glaube die Erde nicht vom Himmel trennt. Den Himmel bereitet man bereits hier auf Erden in Gerechtigkeit und Liebe vor. Wenn wir lieben, sind wir »selig«“.

Marcel Callo war ein Zeuge Christi bis zum Ende; bis zum letzten Blick, der so rein und schön war wie seine Liebe zu Margueritte und zu Jesus.

Lilla Danilecka

*Pfarrer Jean Callo ist heute 88 Jahre alt und Seelsorger bei den Soeurs du Christ Redempteur in Fougères, Frankreich (www. Soeurs-christredempteur35.cef.fr).

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Januar 2016.



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