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Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Eheliche Reinheit
   

Autor: Jan Bilewicz,
Liebt einander! 2/2011 → Familie



Eine unserer Leserinnen schrieb an unsere Redaktion: „Ich bin seit acht Jahren verheiratet. In all diesen Jahren habe ich noch nie gehört, dass ein Priester in der Sonntagsmesse das Thema der ehelichen Reinheit angesprochen hätte, dass er die Eheleute an die zentralen Prinzipien eines angemessenen Sexuallebens erinnert hätte. Bitte lasst ein so heikles Thema nicht ruhen. Kommt so oft wie möglich darauf zurück.“ Wir bedanken uns für diesen Ansporn. Schon früher haben wir das Thema der ehelichen Reinheit in „Liebt einander!“ aufgegriffen, heute nun ein weiterer Artikel zu diesem Thema.

2.Teil

Wir wissen, was der Begriff „voreheliche Reinheit“ bedeutet. Und was ist nun „eheliche Reinheit“? Wenn wir von der ehelichen Reinheit sprechen, fragen wir, was dem Willen Gottes in der sexuellen Beziehung zwischen den Eheleuten entspricht (Reinheit), und was ihm widerspricht (Unreinheit). Mit anderen Worten, wir fragen, was gut, und was sündhaft ist. Denn nicht jedes Verhalten in der ehelichen Beziehung muss gut sein, entgegen der ziemlich weit verbreiteten Meinung, in der Ehe sei nun wirklich alles erlaubt.

Natürlich beruht die voreheliche Reinheit auf etwas anderem (nämlich auf vollständiger, sogar gedanklicher Enthaltsamkeit) als die eheliche Reinheit (sexuelle Handlungen können gut und von Gott gesegnet sein). Ein solcher „heiliger“ ehelicher Akt ist jener, welcher die von Gott vorgesehenen Ziele erfüllt. Was sind diese Ziele des ehelichen Intimverkehrs? Es gibt zwei unauflöslich miteinander verbundene Ziele: Den Ausdruck der Liebe und Einheit zwischen den Eheleuten und die Fortpflanzung (der eheliche Akt sollte immer für die Weitergabe des Lebens offen sein). Wenn nicht diese beiden Ziele verwirklicht sind, begehen die Eheleute eine Sünde.

Väterliche Belehrung

Und hier ein Abschnitt aus einem anderen Brief an die Redaktion: „Mein Mann und ich haben niemals Verhütungsmittel benutzt, und meine fruchtbaren Tage bestimme ich schon seit Jahren mit der symptothermalen Methode. Aber während der fruchtbaren Tage haben wir keine vollständige Enthaltsamkeit geübt. Wir liebkosten uns gegenseitig bis zur vollständigen Befriedigung. Wir wurden immer als besonders gelungenes Ehepaar betrachtet und fanden wirklich, dass wir uns sehr liebten, und dass jeder unserer körperlichen Kontakte aus Liebe geschieht (…). Mein Mann sieht keine logische Erklärung dafür, während meiner fruchtbaren Tage vollkommen enthaltsam zu leben. Er meint, eben weil er mich liebt, will er mich umarmen, meinen Körper spüren, mir nahe sein und mich berühren. Und seine wachsende sexuelle Erregung sei die Folge dieser Nähe. Er sieht nichts Schlechtes darin, sich durch Liebkosungen zu befriedigen, da dies aus Liebe und Hingabe geschieht und gleichzeitig uns einander näher bringt, unsere Liebe und gegenseitige Treue immer mehr stärkt.“

Das Übel einiger Sünden ist für uns offensichtlich, das Übel anderer Sünden weniger, bei manchen anderen Sünden wiederum bleibt es uns ganz verborgen. Gut und Böse werden nicht immer und von allen klar gesehen. Unsere Natur ist durch die Erbsünde verunstaltet. Deswegen irren wir oft. Selbst die größten Verbrechen kann man geradezu als ein Gut betrachten! Heute bezeichnet man die Vernichtung der ungeborenen Kinder als „Menschenrecht“. In diesen Fällen sind die Irrenden nicht Teil irgendwelcher sozialer Randgruppen, sondern intelligente, gebildete und der Regierung angehörende Menschen …

Gott selbst kommt uns bei der Unterscheidung von Gut und Böse zu Hilfe. Der Dekalog ist hier unser Licht. Der liebende und zugleich vollkommen allwissende Vater unterweist seine Kinder. Gottes Gebote sind uns gegeben worden, um uns selbst und andere vor Leiden, Entwürdigungen, Verletzungen und Tod zu bewahren – Dinge, die untrennbar zur Natur des Bösen gehören. Die Sünde zerstört den Menschen. Die Heilige Schrift sagt:

„Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, sie rauben den Menschen das Leben“ (Sir 21, 1).

Wenn die Kirche offiziell in moralischen Fragen unterweist, so verkündet sie nicht irgendjemandes private Theorien, sondern die Unterweisungen des guten Vaters. Sie wurde von Christus unter anderem dazu gegründet, um mit der Hilfe des Heiligen Geistes zu lehren.

Es ist wichtig, dass wir (wenn wir uns als Gläubige bezeichnen) an die Liebe Gottes und Seiner Kirche zu uns auch dann glauben, wenn sie schwer zu verstehende oder zu befolgende Wahrheiten lehrt. Denn manche sagen, sie seien mit diesem oder jenem, was die Kirche in Dingen der Sexualethik lehrt, nicht einverstanden. Können sie es etwa besser wissen als Gott selbst? Vielleicht ist es der Hochmut, der sie dies sagen lässt? ... Wäre es nicht vernünftiger zu sagen: „Das verstehe ich nicht“ und nach dem fehlenden Verständnis zu suchen? Außerdem darf man mit der Erfüllung von Gottes Geboten nicht warten, bis man sie endlich einsieht, denn dies würde ein Leben in Sünde bedeuten. Man muss vertrauen – dann wird es auch leichter, zu verstehen.

Sex = Liebe?

Wenden wir uns nach dieser notwendigen Einführung nun dem Brief zu. Einige Fragen müssen geklärt werden: Sind die im Brief beschriebenen Verhaltensweisen sündhaft? Entspringt die „Befriedigung durch Liebkosungen“ bei den Eheleuten der Liebe und Hingabe und stärkt sie die gegenseitige Liebe und Treue? Warum sollten die Ehepartner an den fruchtbaren Tagen enthaltsam sein, wenn sie kein Kind zeugen wollen, und gibt es dafür eine logische Erklärung?

„Die Befriedigung durch gegenseitige Liebkosungen“ (also das sog. Petting) oder ganz einfach: Die gegenseitige Masturbation ist eine schwerwiegende Sünde. Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) sagt: „Tatsache ist, dass sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung, als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken“ (2352). Sie ist eine moralisch schwerwiegende Unordnung, gleichgültig, ob sie vor der Ehe oder in der Ehe, allein oder mit jemandes „Hilfe“ stattfindet … Aus wahrer Liebe kann keine Sünde hervorkommen. Aus wahrer Liebe kommt überhaupt nichts Böses hervor. Und umgekehrt: Aus einer Sünde kann nichts Positives entstehen. Sünde zerstört Liebe, sie baut sie nicht auf. „Die Todsünde zerstört die Liebe im Herzen des Menschen …“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1855).

Denken wir einmal logisch. Wenn jeder Sex die Liebe stärken würde, warum ist dann trotz einer zweifellosen Zunahme der sexuellen Aktivität in den letzten Jahrzehnten die Scheidungsrate um ein Vielfaches angestiegen? In den USA – der Heimat der „sexuellen Revolution“ - zerbrach im Jahre 1950 noch eine von 36 Ehen, heute ist es eine von zwei Ehen. Scheidungen sind schließlich das Ergebnis eines Defizits an Liebe. Man kann diese Schlussfolgerungen noch weiter fortführen. Wenn jeder Sex die Liebe stärkt, dann müsste man den vorehelichen Geschlechtsverkehr empfehlen, oder am besten gleich die sog. freie Liebe. Die Stars der Pornofilme und die leichten Mädchen müssten dementsprechend die meistliebenden Personen der Welt sein … Natürlich sind dies absurde Schlüsse. Nur sexuelle Handlungen in Übereinstimmung mit den von Gott gegebenen Prinzipien stärken die Liebe. Die Sünde tötet sie.

Was aber heißt eigentlich: „Seinen Ehepartner lieben“? Worin besteht diese oben erwähnte „echte Liebe“? Heute spricht man immer öfter davon, „Liebe zu machen“ anstatt davon, „jemanden zu lieben“. Wie wir wissen, bedeutet der erste Ausdruck, Sex miteinander zu haben. Ist also Liebe = Sex und Sex = Liebe? Ich fürchte, viele Leute, darunter auch Ehepaare, setzen dieses Gleichheitszeichen. Die Tatsache, dass mir meine Frau (mein Mann) gefällt, dass ich mich von ihr (ihm) körperlich angezogen fühle, dass wir uns „miteinander so gut fühlen“, dass „die Liebe“, also das Sexualleben, uns so viel Vergnügen bereitet – all dies zeugt noch nicht unbedingt davon, dass wir uns wirklich lieben. Liebe ist nicht gleichzusetzen mit körperlicher Attraktivität, mit Begehren, mit Verliebtheit oder Vergnügen. Geben wir uns mit einem solchen Konzept von Liebe, wie es unaufhörlich von den weltlichen Medien verbreitet wird, nicht zufrieden. Eine solche „Liebe“ kann man haben, indem man seine Ehefrau mit einer Geliebten oder einer Prostituierten betrügt. Echte Liebe ist viel, viel mehr als das – oder sogar etwas völlig anderes.

Stellen wir uns die nachfolgende Situation vor. Ein junges Ehepaar. Sie lieben sich „bis zum Wahnsinn“. Das erste „rosarote“ Jahr hindurch geht alles wie am Schnürchen. Aber eines Tages kommt es zu einer Tragödie: Durch einen Autounfall wird die Ehefrau schwer verletzt. Mit kaputter Wirbelsäule liegt sie lange Monate im Krankenhaus. Die Prognose der Ärzte ist grausam: Sie wird bis zum Ende ihres Lebens gelähmt bleiben. Ein junges Ehepaar! Haben sie sich wirklich „bis zum Wahnsinn“ geliebt, oder war das nur egoistische Verliebtheit, körperliche Faszination, Begehren? Wird der Ehemann zu dem Schluss kommen, er habe ein Recht auf ein normales Leben, auch auf ein normales Sexualleben, und wird er sich dann jemand anderen suchen?

„Die Liebe hört niemals auf“, schreibt der hl. Paulus (1.Korinther 13, 8). Lieben heißt vor allem, dem anderen Gutes zu wollen und ihm Gutes zu tun. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was wir selbst in der oben beschriebenen Situation tun würden. Eine ehrliche Antwort darauf könnte Aufschluss darüber geben, ob wir wirklich lieben … Ohne das Vorbild der Liebe, das uns Christus hinterlassen hat (und an welche uns die in unseren Häusern hängenden Kreuze erinnern), ohne die Perspektive des ewigen Lebens und ohne Einheit mit Gott – der einzigen Quelle der Liebe - kann man nicht lieben. „Die Liebe zum Nächsten lässt sich von der Liebe zu Gott nicht trennen“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1878).

Die eheliche Treue

Stärkt Petting die gegenseitige Treue der Eheleute? ... Hier höre ich den Widerhall eines populären Mythos, nämlich, dass der Ehemann ständig sexuell befriedigt werden muss, weil er sich andernfalls „eine andere sucht“. Dies ist eine für Ehemänner sehr erniedrigende Theorie, da sie zugrunde legt, dass der Mann sexuell wie ein Tier reagiert, d.h., er hat keine andere Wahl, als jedem sexuellen Impuls zu folgen, sogar, indem er die Gott und seiner Ehefrau gegebenen Versprechen bricht. Der Mensch ist kein Tier! Er hat einen freien Willen und kann dadurch seinen sexuellen Trieb steuern. Wenn er dies nur wollte!

Leider kommt es (immer häufiger) vor, dass sich im oben genannten Mythos ein Körnchen Wahrheit findet. Manche Männer sind nämlich vom Sex abhängig geworden und verhalten sich, wenn sie nicht die ihnen zustehende „Portion“ erhalten, wie ein Kettenraucher, den man des Zugangs zu Zigaretten beraubt hat, oder gar wie ein Drogensüchtiger, dem man seine Droge weggenommen hat. Zu dieser Abhängigkeit ist es entweder schon vor der Ehe gekommen (infolge der Nichtbeachtung der vorehelichen Reinheit), oder aber in der Ehe, eben dadurch, dass die Ehefrau ihrem Mann jeden sexuellen Wunsch erfüllt hat, ohne sich um die moralischen Grundsätze zu kümmern (d.h. infolge der Nichtbeachtung der ehelichen Reinheit). Ganz klar: „Wenn sich der Mensch vom sittlichen Gesetz entfernt, beeinträchtigt er seine Freiheit, [er] kettet sich an sich selbst, ...“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1740).

Was der Katechismus zum Thema Reinheit sagt, betrifft auch die Eheleute: „Die Keuschheit erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung, (…). Die Alternative ist klar: Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird ihr Knecht und somit unglücklich“ (Katechismus der Katholischen Kirche 2339). Die zeitweilige Enthaltsamkeit (und überhaupt die Mäßigung) erlaubt es, die innere Freiheit zu bewahren. Das eheliche Intimleben ist wie Wein: In Maßen genossen ist es angenehm und gesund, im Übermaß genossen schadet es und macht abhängig. Eine vom Sex versklavte Person wird nicht in der Lage sein, die eheliche Treue einzuhalten.

Sagen wir es mit anderen Worten. Der hl. Paulus schreibt: „Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden, …“ (Kolosser 3, 5); „Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Galater 5, 24). Wann soll dies geschehen, wenn man niemals Enthaltsamkeit übt? Eine vorübergehende Enthaltsamkeit ist daher notwendig, eben eine Zeit der Kreuzigung der Leidenschaften, der Zügelung des Leibes, damit die Eheleute Herr darüber werden und nicht andersherum. Ist das nicht logisch? Die Begierde macht abhängig und tötet die Liebe, sie ist unersättlich, sie sucht ständig Neues und führt häufig zum Ehebruch. Sie darf in der Beziehung von Mann und Frau nicht dominieren. Dominieren muss die Liebe.

Warum vorübergehende Enthaltsamkeit?

Über die Notwendigkeit und die Früchte der zeitweiligen Enthaltsamkeit schreibt Papst Paul VI. in seiner Enzyklika Humanae Vitae: „(…) Solche Selbstzucht, Ausdruck ehelicher Keuschheit, braucht keineswegs der Gattenliebe zu schaden; sie erfüllt sie vielmehr mit einem höheren Sinn für Menschlichkeit. Solche Selbstzucht verlangt zwar beständiges Sich-Mühen; ihre heilsame Kraft aber führt die Gatten zu einer volleren Entfaltung ihrer selbst und macht sie reich an geistlichen Gütern. Sie schenkt der Familie wahren Frieden und hilft, auch sonstige Schwierigkeiten zu meistern. Sie fördert bei den Gatten gegenseitige Achtung und Besorgtsein füreinander; sie hilft den Eheleuten, ungezügelte Selbstsucht, die der wahren Liebe widerspricht, zu überwinden, sie hebt bei ihnen das Verantwortungsbewusstsein für die Erfüllung ihrer Aufgaben. Sie verleiht den Eltern bei der Erziehung der Kinder eine innerlich begründete, wirkungsvollere Autorität …“ (21).

Wie wichtig ist diese „väterliche Belehrung“ des Stellvertreters Christi. Die letzten Jahrzehnte, die seit der Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae vergangen sind, zeigen, dass viele Christen, besonders im Westen, an ein Kind erinnern, das gekränkt mit den Füßen aufstampft und schreit, dass „niemand das Recht habe, seine Freiheit zu beschneiden“, weil der Vater ihm verboten hat, mit Streichhölzern zu spielen und es statt dessen dazu angehalten hat, seine Hausaufgaben zu machen … Aber vielleicht erinnert die ganze Situation doch eher an einen verärgerten Abhängigen, dem man klarzumachen versucht hat, dass das Leben ohne Süchte viel schöner ist?

Jan Bilewicz

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Februar 2016.



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