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„Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!“ (Brief an die Philipper 2, 12)
   

Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Liebt einander! 1/2012 → In dieser Ausgabe



Unsere Zeit auf dieser Erde ist kurz und entscheidend für unsere Ewigkeit: Entweder wählen wir das unvorstellbare Glück der ewigen Liebe in Christus oder das schreckliche Leiden im ewigen Hass. Diese Wahrheit führt uns Gott durch übernatürliche Zeichen und Wunder im Leben großer Mystiker vor Augen.  Natuzza Evolo aus Kalabrien in Italien, die am 01. November 2009 verstarb, war eine solche Mystikerin.

An der Begräbnisfeier von Natuzza, die am 05. November 2009 stattfand, nahmen 50.000 Gläubige, 5 Bischöfe und einige Hundert Priester teil. Die versammelten Menschen riefen spontan: „Santa subito!“. Bischof Luigi Renzo kündete während seiner Predigt die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses der Verstorbenen an und stellte fest, dass die Anwesenheit solch einer großen Anzahl von Bischöfen und Priestern ein Zeichen für die Anerkennung des heiligmäßigen Lebens und der übernatürlichen Charismen der Natuzza Evolo, einer der größten Mystikerinnen unserer Zeiten, durch die Kirche sei. Jesus hat diese schlichte Analphabetin aus Kalabrien zu einer besonderen Mission in Seiner Kirche erwählt. Sie litt mit Christus durch die Gabe der Stigmata im Geheimnis Seines Leidens und Sterbens für die Erlösung aller Menschen und erinnerte uns durch einen unmittelbaren Kontakt mit den Verstorbenen an das Leben nach dem Tod, an den Himmel, das Fegefeuer und die Hölle.

Kindheit

Am 23. August 1924 brachte Filomena Angela Evolo in dem Städtchen Paravati in Kalabrien ihr erstgeborenes Kind, ein Mädchen, zur Welt, welches man Natuzza nannte. Einen Monat vor der Geburt wanderte der Vater des Kindes, Fortunato Evolo, auf der Suche nach Arbeit nach Argentinien aus und brach den Kontakt zu seiner Familie ab. In den folgenden sieben Jahren brachte die Mutter Natuzzas noch fünf Söhne auf die Welt: Domenico, Antonio, Francesco, Vincente und Pasquale. Man wusste nicht, wer ihr Vater war, aber alle erhielten den Familiennamen Evolo. Die Einwohner von Paravati nahmen dies zum Anlass, um über Maria Angela und ihre Kinder, die sie Bastarde nannten, zu lästern und zu spotten.

Natuzza wuchs unter sehr schwierigen Bedingungen und in großem Elend auf. Schon als fünfjähriges Kind ging sie in die Bäckerei und wartete dort schweigend. Und weil sie Mitleid erregte, bekam sie dann einige Brötchen, die sie eilig ihren hungrigen Brüdern brachte.

Weil es an Geld mangelte, konnte Natuzza keine Schule besuchen und so blieb sie ihr Leben lang Analphabetin. Trotz des entsetzlichen Elends war sie ein fröhliches Kind, das sich um seine Brüder und andere Gleichaltrige in Paravati sorgte. Angesichts verschiedener Schwierigkeiten und Probleme gab sie jedoch niemals auf und ließ sich nicht entmutigen, sondern überwand diese mit noch größerer Energie, indem sie offen für andere war und ihnen half. Sie war ein fröhliches Kind, obwohl die große Armut und die moralischen Probleme ihrer Mutter sie nicht unbeeindruckt ließen. Natuzza bat die Muttergottes eifrig um die Bekehrung ihrer Mutter.

Schon im Alter von sechs Jahren erhielt sie die außergewöhnliche Gabe, die Muttergottes, die Engel und Heiligen und unseren Herrn Jesus Christus schauen zu können. Als ihr zum ersten Mal die Muttergottes erschien, wusste Natuzza nicht, um wen es sich handelte. Sie behielt dies alles für sich, denn so hatte es ihr der Ortspfarrer angeraten. 

Im Jahre 1934 wurde Maria Angela, die Mutter Natuzzas, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sie hatte ein Huhn gestohlen, und es dann für ihre ausgehungerten Kinder gekocht. Während ihres Gefängnisaufenthaltes warf die Besitzerin der Wohnung die Geschwister kurzerhand hinaus, denn die Miete war nicht bezahlt worden. Natuzza und ihre Brüder fanden sich auf der Straße wieder und mussten unter Treppenaufgängen schlafen. Das waren sehr schmerzhafte Tage für Natuzza, die mit großem Vertrauen die Muttergottes um Hilfe anrief.

Da hörte sie einmal während des Gebetes eine Stimme: „Habt Mut, nun werde ich eine Wohnung für euch finden.“ Und tatsächlich, ein paar Tage später fand sich für die Waisen eine der neu fertiggestellten Gemeinschaftswohnungen. Als die Geschwister einzogen, erschien Natuzza der hl. Franziskus da Paola, der ihr sagte, dass ihre Mutter in Kürze wiederkäme, sie selber aber bald in der Lage sein würde, ihrer Familie zu helfen. Drei Tage nach dieser Erscheinung wurde Maria Angela tatsächlich aus dem Gefängnis entlassen und kehrte nach Hause zurück. Natuzza wurde eine Stelle als Dienstmädchen im Hause des Rechtsanwalts Colloco angeboten. Von da an konnte sie jeden Monat ihre Familie mit einem bescheidenen Gehalt unterstützen.

Begegnungen mit Verstorbenen

In dieser Zeit führte Natuzza oft Gespräche mit Jesus und Seiner Mutter und trug an ihrem Körper unsichtbare Stigmata, die ihr jeden Freitag und in der Fastenzeit starke Schmerzen bereiteten. Im Spätsommer des Jahres 1939 erhielt Natuzza von Gott die Gabe, sich mit Verstorbenen zu begegnen. Zunächst fiel es ihr schwer, diese von Lebenden zu unterscheiden, erst später gewöhnte sie sich an ihre Anwesenheit und fürchtete sie nicht mehr. Sie behandelte sie wie Bekannte und Freunde. Gott erlaubte es diesen Verstorbenen, durch Natuzza ihren Verwandten mitzuteilen, dass es ein Leben nach dem Tod, den Himmel, das Fegefeuer und die Hölle gibt. Sie riefen zur Bekehrung, zu einem Leben gemäß der Lehre der katholischen Kirche, zum täglichen, ausdauernden Gebet sowie zur regelmäßigen Beichte und Eucharistiefeier auf.

Die ersten Botschaften richteten sich an das Ehepaar Silvia und Alby Colloco, bei denen Natuzza arbeitete. Zunächst hatten beide ihre Zweifel und glaubten dem Mädchen nicht, denn sie hatte die geheimnisvollen Erscheinungen täglich. Letztendlich entschlossen sie sich dazu, die kirchlichen Vertreter darüber zu informieren. Dort entschied man zunächst, Natuzza zu einem Exorzisten zu bringen. Dies war für Natuzza eine schmerzhafte Demütigung, doch sie nahm diese ergeben an. Während der Exorzismen sagte sie zu den Priestern: „Ihr betet, dass Gott mich von Dämonen befreit, doch es gibt hier keine. Dafür gibt es hier sehr viele Engel“.

Die Exorzismen bewiesen zweifelsfrei, dass Natuzza sich nicht unter dem Einfluss unreiner Geister befand. Als sich das Mädchen nach dieser demütigenden Erfahrung auf dem Weg nach Hause befand, traf sie einen Dominikaner-Mönch, der sie segnete und sagte, er sei der hl. Thomas von Aquin. Er sagte ihr auch, dass sie von nun an Tag und Nacht Seelen aus dem Fegefeuer begegnen würde. Der Segen des hl. Thomas von Aquin überzeugte Natuzza davon, dass die Treffen mit den Verstorbenen auf den Willen Gottes zurückzuführen waren. In kurzer Zeit bestätigten die kirchlichen Behörden die Authentizität derselben.

Erste Stigmata und Bilokationen

Im Jahre 1938 trat ein seltsames Phänomen auf: Aus den Stellen des Körpers, an denen sich die Wunden Jesu befinden, begann bei Natuzza täglich Blut zu fließen. Ärztliche Untersuchungen bestätigten, dass Natuzza gesund war und keinerlei Wunden hatte, ungeachtet dessen quoll Blut aus ihrer Haut hervor.Auf den Verbänden und Tüchern, mit denen man das Blut Natuzzas abwischte, erschienen die Bilder Jesu, Mariens, vieler Heiliger, aber auch Gebete in Latein, auf Französisch, Englisch, Deutsch, Griechisch und Aramäisch – also in Sprachen, die das Mädchen gar nicht kannte.

Diese seltsamen Phänomene wurden zum ersten Mal im Jahre 1939 ärztlich festgehalten. Dr. Domenico Naccari wurde zum Zeugen der Entstehung eines Gebetes zum Kinde Jesu auf einem Verband, der Natuzza aufgelegt worden war. Als er einen weiteren Verband auf die Wunde des Mädchens legte, erschien auf diesem die Fortsetzung des Gebetes. Das Erstaunen der Ärzte war immens, denn sie legten die Verbände selber an und achteten genau darauf, dass keiner etwas darauf schrieb. Die Bandagen mit den Texten und heiligen Symbolen sind bis heute erhalten. Natuzza wollte diese geheimnisvollen Blutungen um jeden Preis vor anderen verbergen. Dies war jedoch unmöglich, denn die Blutungen und Texte erschienen unabhängig von ihrem Willen.

Im Jahre 1939 begann man auch, über Fälle von Bilokation bei Natuzza zu sprechen. Durch die Bilokation besuchte das Mädchen verschiedene Personen, die geistige Hilfe benötigten; oft erschien sie in Begleitung von Engeln oder verstorbenen Menschen. Die Kunde von all diesen übernatürlichen Charismen Natuzzas verbreitete sich sehr schnell. Es besuchten sie nicht nur Laien, sondern auch Ordensleute, Priester und Bischöfe.

Die Kurie beobachtete Natuzza diskret. Zu diesem Zweck wurde P. F. Pittino aus Mileto zu Natuzza geschickt, der mit ihr sprach, verschiedene außergewöhnliche Ereignisse aus ihrem Leben notierte und die medizinische Dokumentation beifügte. Die ärztlichen Untersuchungen, die unter der Leitung von Dr. Giuseppe Naccari durchgeführt wurden, schlossen die Möglichkeit aus, dass die Blutungen Natuzzas auf Hysterie zurückzuführen seien. Auch Psychiater stellten fest, dass das Mädchen psychisch gesund war, und das alles bestätigte die Glaubwürdigkeit ihrer übernatürlichen Visionen, Extasen und Gespräche mit Verstorbenen. Die Kirche war ebenfalls geneigt zu glauben, dass all das, was mit Natuzza geschah, auf Gottes Einwirken, und nicht auf eine Einmischung der unreinen Geister zurückzuführen war.

Die Skepsis von Bischof Albera und Dr. Gemelli

Im Dezember des Jahres 1939 bat Paolo Albera, der Bischof der Diözese Mileto, den berühmten Konvertiten Dr. Agostino Gemelli, der Rektor der katholischen Universität von Mailand war, um dessen Meinung bezüglich Natuzza (Es handelte sich um denselben Arzt, der festzustellen glaubte, dass die Stigmata des hl. Pater Pio von psychopathologischer und hysterischer Natur seien). Dr. Gemelli stellte die bisher bei Natuzza durchgeführten medizinischen Untersuchungen infrage, kritisierte scharf Dr. Naccari und stellte letztendlich fest, dass seiner Meinung nach all diese übernatürlichen Phänomene hysterischen Ursprungs wären. Er riet dazu, sich nicht mehr darum zu kümmern, bis die ganze Sache von alleine zum Erliegen käme.

Bischof Albera hielt sich an diese Anweisung. Und trotzdem kam bei Natuzza nichts zum Erliegen und nichts hörte auf. Dr. Naccari beugte sich unter dem Druck der Kritik von Dr. Gemelli und änderte seine Meinung bezüglich Natuzza, indem er sich auf die Seite des berühmten Professors schlug und dessen Überzeugung über die hysterische Ursache für all die übernatürlichen Ereignisse nun teilte.

Am 29. Juni 1940 spendete Bischof Albera in Paravati das Firmsakrament. Als er die Stirn Natuzzas mit dem Chrisam benetzte, fühlte das Mädchen auf einmal einen durchdringenden Schmerz in ihrem Rücken. Nach einem Augenblick stellte es sich heraus, dass sich dort eine große blutende Wunde in Form eines Kreuzes zeigte, die sich vor den Augen aller versammelten Menschen auf dem weißen Hemd des Mädchens abzeichnete. So führte Jesus Natuzza schrittweise in das Geheimnis des Mitleidens für die Erlösung aller Menschen ein.

Im Jahre 1967 sagte Jesus zu Natuzza: „Ich habe dich im Jahre 1938 gefragt: »Kann ich mich mit einem Finger auf dich stützen?« Du hast geantwortet: »Ja«. Ein anderes Mal fragte ich 1944: »Kann ich mich mit einer Hand auf dich stützen?«. 1966 fragte ich: »Kann ich mich mit meinen Schultern auf dich stützen?« - und da hast du mit Freude geantwortet: »Ja, liebe mich und führe mich mit Deinen Kreuzen«“.

Einige Tage nach der Firmung erschien die Muttergottes bei Natuzza und teilte ihr mit, dass sie am 26. Juli eine Art Scheintod erleiden werde. Natuzza wusste nicht, was der Begriff „Scheintod“ zu bedeuten hatte und dachte, dass sie am 26. Juli sterben würde. Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile in ganz Italien und weckte besonders das Interesse der Journalisten. Am vermeintlichen Todestag versammelten sich Scharen von Menschen vor dem Haus der Familie Colloco; es kamen unter anderem Journalisten der größten Zeitungen und Ärzte, die Hilfe leisten wollten.

Am Abend des 26. Juli verfiel Natuzza in Erstarrung, verlor völlig den Kontakt zur Außenwelt und ihr Körper wurde steif. Es war eine Lethargie, die sieben Stunden lang dauerte. Die Ärzte gaben dem Mädchen verschiedene Spritzen, um sie aufzuwecken, aber nichts half. Nach sieben Stunden kam das Mädchen wieder ins Leben zurück, so als wäre nichts geschehen. In diesen sieben Stunden des Scheintodes sah Natuzza in Visionen unter anderem eine Kirche und andere Objekte, die in Paravati einst entstehen sollten. Die versammelten Menschen waren enttäuscht, weil die Vorhersage nicht eingetreten war, und fingen an, alles in Zweifel zu ziehen, was Natuzza jemals gesagt hatte.

Nach diesem Ereignis riet der Bischof Natuzza zu einem sofortigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt in Reggio di Calabria. Und so erinnerte sich im Sommer 2009 Natuzza an ihren dortigen Aufenthalt: „Sie schickten mich in ein Irrenhaus, sie sagten, ich wäre eine umnachtete, hysterische Person, die behandelt werden müsste. Ich fuhr erhobenen Hauptes dorthin, erkannte es als Gottes Willen an, denn auch dort konnte ich allen helfen, die Hilfe nötig hatten, indem ich ihnen an diesem Ort diente“.

Während ihres Aufenthaltes in der Anstalt waren die Erscheinungen der Muttergottes, die ihren Schmerz linderte, Natuzzas einzige Freude. Maria sagte ihr, sie wäre ein Kind Gottes und bat sie, sie möge mit dem Weinen aufhören, denn sie hatte den Gehorsam Gott gegenüber gewählt, als sie die Entscheidung des Bischofs annahm.

In den zwei Monaten ihres Aufenthalts in der psychiatrischen Anstalt sprach Natuzza mit den Kranken, betete mit ihnen und für sie, munterte sie auf, indem sie zu ihnen über Gott und Seine unendliche Barmherzigkeit sprach. Sie sagte: „In jedem Kranken muss man Jesus sehen und ihn so lieben, als würde es sich wirklich um Jesus handeln“.

Im Krankenhaus hatte Natuzza oft Besuch von den Armen Seelen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie erlebte auch mystische Extasen.  Die Ärzte waren sehr erstaunt über die Blutungen aus gesunder Haut. Als man ihr die Haut mit Tüchern und Verbänden abwischte, erschienen heilige Symbole, Schriften oder Gebetstexte. Der Direktor der Anstalt führte bei Natuzza den Rorschachtest durch, der psychische Anomalien aufdeckt. Die Ergebnisse des Testes ließen keinen Zweifel daran übrig, dass Natuzza psychisch vollkommen gesund war. Man stellte fest, dass Autosuggestion ausgeschlossen werden konnte und die Erscheinungen, die man an dem Mädchen beobachtete, nach dem derzeitigen Wissensstand unerklärbar waren; man drückte lediglich die Hoffnung aus, dass vielleicht die Parapsychologie eine Erklärung finden könnte.

Der Direktor des psychiatrischen Krankenhauses, Professor Puca, war der festen Überzeugung, dass die Ehe und das Gebären und Erziehen von Kindern die besten Heilmittel für Natuzza wären. Natuzza war jedoch so sehr in Jesus verliebt, dass sie gar nicht an eine Ehe dachte. Im Jahre 2001 sagte sie zu Pater Cordiana: „Als ich Jesus zum ersten Mal erblickte, war ich sehr klein, und ich verliebte mich in Ihm, deshalb sagte ich: »Ich werde niemals heiraten, ich möchte eine Ordensschwester werden.« Heute bin ich noch stärker in Ihn verliebt“. Natuzza wandte sich an die Ordensschwestern, die im Spital arbeiteten, um in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Schwestern wollten jedoch keine Analphabetin bei sich aufnehmen.

In den zwei Monaten ihres Aufenthaltes in der Anstalt wurden bei Natuzza alle erdenklichen Untersuchungen durchgeführt, und man fand keinen weiteren Anhaltspunkt mehr, sie weiter dazubehalten. Das Mädchen kehrte noch vor Weihnachten nach Hause zurück.

Die Anfänge der Ehe

Die wichtigste ärztliche Anweisung lautete, man solle Natuzza so schnell wie möglich verheiraten.

Nach ihrer Entlassung aus der Anstalt wurde Natuzza von ihren Großeltern mütterlicherseits liebevoll in deren Haus aufgenommen. Natuzza war eines der hübschesten Mädchen in Paravati, und die jungen Männer aus dem Ort begannen sich für sie zu interessieren, ganz besonders Pasquale Nicolace. Alle, auch der Pfarrer, versuchten sie davon zu überzeugen, den jungen Mann zu heiraten. Das Mädchen hätte sich sicher nicht dazu überreden lassen, wenn sie nicht einen Hinweis von Jesus und Maria erhalten hätte, das Ehesakrament anzunehmen und zu lernen, eine liebevolle Ehefrau und Mutter zu werden.

Die Verlobung zwischen Natuzza und Pasquale fand in Anwesenheit des Pfarrers statt. Weil der II. Weltkrieg andauerte, wurde Pasquale eingezogen und an die Front geschickt. Die kirchlichen Behörden entschieden sich dazu, die Hochzeit vorzuverlegen, die dann am 14. August 1943 in der Kathedrale von Mileto stattfand, und zwar „per procura“, d.h. in Abwesenheit des Bräutigams. Als Pasquale am 14. Januar 1944 nach Hause zurückkehrte, erhielt er gemeinsam mit Natuzza den Ehesegen vom Pfarrer und sie bezogen eine ärmliche Wohnung im Stadtzentrum von Paravati. Pasquale war Zimmermann.

Entgegen den Vorhersagen der Ärzte hörten die mystischen Zustände nach der Hochzeit bei Natuzza nicht auf; es kam weiterhin zu den rätselhaften Blutungen, es erschienen Stigmata, sie hatte weiterhin Erscheinungen der Muttergottes und des Heilands sowie Begegnungen mit den Seelen aus dem Fegefeuer. Es suchten sie die ganze Zeit Menschen in ihrer Wohnung auf, die sie um Gebet baten.

Und so erinnerte sich Natuzza im Jahre 1989 an diesen Abschnitt ihres Lebens: „Jesus kommt mir immer zu Hilfe. Ich schaffe es immer, das, was ich für die Familie tun muss, mit dem, was ich den Menschen schuldig bin, zu vereinbaren. Ich stehe jeden Tag früh auf und gehe spät schlafen, ich erledige alle Aufgaben im Haushalt. Niemals habe ich meine Kinder ohne Essen oder ein gebügeltes Hemd gelassen“.

„Als ich geheiratet habe, wohnte ich in einem ärmlichen und hässlichen Haus. Die Nachbarn sagten zu mir: »Natuzza, brauchst Du Möbel?« Und ich antwortete: „Mein Konto ist voll“. Dabei hatten wir nur drei Bettlaken. Ich war zufrieden und dankte dem Herrn. Ich dachte: Ich habe wenigstens drei Bettlaken und es gibt doch Menschen, die nicht einmal ein Bett haben. Man muss immer zufrieden sein, denn alles ist Gnade und Gabe“.

Nach drei Tagen des Ehelebens, am 17. Januar 1944, überkamen Natuzza Zweifel darüber, ob ihr eheliches Leben wirklich mit dem Willen Jesus übereinstimmte. In einem Augenblick wurde die ganze Stube vom himmlischen Licht erfüllt und die Muttergottes erschien. Natuzza bat weinend um Verzeihung, dass sie Sie in solch einer hässlichen Wohnung empfängt. Daraufhin sagte Maria zu ihr, sie solle sich nicht grämen, denn es wird ein neues Haus entstehen, welches „Unbeflecktes Herz Mariens Zuflucht der Seelen“ heißen wird. So prophezeite die Muttergottes der jungen Ehefrau die Entstehung einer neuen Kirche sowie eines Zentrums der Marienverehrung in Paravati, desselben, welches ihr detailgetreu in einer Vision während ihres „Scheintodes“ am 26. Juli 1940 gezeigt worden war. Dieses Heiligtum sollte eine Zuflucht für alle Sünder, aber auch für die Armen Seelen sein, denn die menschliche Seele stirbt niemals.

Die Muttergottes bat Natuzza, noch keinem Menschen etwas darüber zu sagen, bis sie eine genauere Anweisung bekommen würde. Dies geschah 40 Jahre später. Nach einem Gespräch Natuzzas mit dem Ortspfarrer entstand die Gesellschaft des Unbefleckten Herzens Mariens Zuflucht der Seelen, welche dann in eine Stiftung umgewandelt wurde.

Am 17. Januar 1944 erschien Natuzza auch Jesus mit dem Apostel Johannes, der nichts sagte und nur lächelte. Natuzza sagte mit Tränen in den Augen zu Jesus, dass sie sich seit ihrer Eheschließung nicht mehr würdig fühlte, von Ihm geliebt zu werden. „Ich liebe dich immer“, sagte Jesus,“ und noch mehr, wenn du eifrig deinen Pflichten als Ehefrau und Mutter nachgehst“. Am Ende fügte Jesus noch hinzu: „Ich gebe dir frische, duftende Blumen und wehe dir, wenn du nicht auf sie achtest“. Erst nach drei Tagen erläuterte die Muttergottes Natuzza, dass mit den Blumen, über die Jesus sprach, Menschen gemeint waren, die sie aufsuchen würden. Ihre Aufgabe war, sie zur Bekehrung zu führen. Während der Erscheinung am 17. Januar 1944 konnte man im Umkreis von 100 Metern einen so wunderschönen Chorgesang hören, dass alle Einwohner und Passanten mit Bewunderung und großer Sammlung zuhörten. Dies war ein deutliches Zeichen für alle Einwohner, dass Natuzza von Gott zu einer besonderen Mission erwählt worden war. Von da an hörten die Menschen, die in Natuzzas Wohnung versammelt waren, jedes Mal, wenn Natuzza im mystischen Zustand war, diesen wunderbaren Gesang, der der Brust der Mystikerin entquoll, während sie in Extase war.

Die ersten Jahre im Dienst Gottes

Scharen von Menschen begannen, die Wohnung Natuzzas aufzusuchen. Sie baten um Rat, Gebet, Nachricht über verstorbene, gefallene oder verschollene Soldaten. Natuzza nahm die Ankömmlinge auf und beantwortete ihre Fragen, indem sie dabei eine übernatürliche Kenntnis aller Sachlagen an den Tag legte. Sie sagte dabei ganz aufrichtig, dass sie nichts anderes übermittele als das, was ihr die Engel der betreffenden Personen sagten. Natuzza sah auch Verstorbene, die die Menschen begleiteten. Am Anfang unterschied sie noch nicht zwischen Verstorbenen und Lebenden und fragte jeden, ob er lebe oder tot sei.

Gott schenkte Natuzza die Gabe der Schauung der Engel, die sie in einem wunderschönen, strahlenden, wie menschlichen Leib sah. Engel sind rein geistige Wesen, deren Aufgabe es ist, jedes menschliche Wesen zu begleiten, ihm im Kampf gegen die Versuchungen zu helfen und in den Leiden des Fegefeuers beizustehen. Der Engel verlässt nach dem Tod nur diejenigen Menschen, die durch ihre Sünden der Hölle anheimfallen.

Während eines Treffens mit ihrem eigenen Schutzengel bedauerte Natuzza, dass sie nicht in der Lage war, die Armen materiell zu unterstützen, denn sie selbst lebte ja in großer Armut. Als Antwort bekam sie folgende Worte zu hören: „Es ist besser, an materiellen Dingen arm zu sein, als arm im Glauben und in der Seele zu sein. Die größte Hilfe wirst du den Menschen erweisen, wenn du für sie betest. Das Gebet für andere drückt die Liebe am besten aus“.

Der Schutzengel hat uns durch Natuzza eine wichtige Botschaft übermittelt: „Es gibt nichts Schöneres auf dieser Erde, als Gott von ganzem Herzen zu lieben. Im Augenblick des Todes wird man die größten Gewissensbisse aufgrund der Tatsache empfinden, dass man nicht heilig geworden ist. Tut jede Minute alles für die Liebe und werdet Heilige“.

Alle, die Natuzza getroffen haben, auch diejenigen, die sie nur aus reiner Neugier aufsuchten, fühlten einen starken Aufruf dazu, mit einem kompromisslosen Glauben zu leben, der sich in beharrlichem, täglichem Gebet äußern sollte.

Im Verlauf der Zeit lockerte die Kirche ihre Einstellung zu Natuzza. Der neue Bischof, Enrico Nicodemo, war der Meinung, man müsste geduldig abwarten und keine voreiligen, definitiven Schlüsse ziehen und verkünden. Viele Priester änderten radikal ihre Meinung über Natuzza und waren nicht mehr skeptisch, sondern voller Bewunderung für ihre Demut, die Tiefe und Einfachheit ihres Glaubens, und akzeptierten ihre übernatürlichen Gaben.

An der Seite eines jeden sie aufsuchenden Menschen sah Natuzza einen Engel in der Gestalt eines wunderschönen Kindes. Dieses Kind war bei Laien auf der rechten Seite und bei Geistlichen auf der linken Seite. Auf diese Art und Weise erkannte Natuzza sofort die Priester, die sich vor ihr verbergen wollten und sie deshalb in weltlicher Kleidung aufsuchten.

Dem Körper Natuzzas entströmte ein wundervoller Blumenduft, so wie es auch bei Pater Pio der Fall war. Dieser Duft strömte ebenfalls aus Rosenkränzen, Kreuzen und Heiligenbildchen, die Natuzza berührte.

Tausende von Menschen spürten diesen Duft selbst in weit entlegenen Gegenden; dies war für sie das Zeichen der geistigen Gegenwart Natuzzas. Dieser wunderbare Duft war ein besonderes Zeichen, welches ihr Gott verliehen hatte und das ihr Heiligkeit bezeugte. Die Muttergottes sagte in einer ihrer Erscheinungen zu Natuzza: „Der Erlöser hat dir eine sehr wichtige, schmerzhafte und schwierige Aufgabe anvertraut, lass dich nicht entmutigen. Er selbst hilft dir und begleitet dich … Durch deine Leiden wirst du viele Seelen erlösen“.

An ihrem Körper trug Natuzza Stigmata – die Wunden, die man Jesus während Seines Leidens zugefügt hat. Ihr ganzes Leben stand unter dem Zeichen des Kreuzes. Dank ihres Gebetes erfuhren Hunderttausende von Menschen besondere Gnaden, geistige Erneuerung, Bekehrung, Heilung von unheilbaren Krankheiten. Die Worte und Taten Natuzzas legen Zeugnis über ihre große Demut ab: „Ich bin ein Nichts, ein Erdenwurm. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich bin weder eine Hellseherin, noch bewirke ich Wunder. Ich bete lediglich und Jesus wirkt Wunder. Jesus und die Muttergottes geben mir Kraft, damit ich den Menschen Freude weitergebe, sowohl den höher gestellten als auch den einfachen – allen ohne Ausnahme“.

Ein anderes Mal sagte Natuzza: „Ich bin an den Umgang mit Verstorbenen seit meiner Kindheit gewöhnt. Das erste Mal geschah es, als ich 10 Jahre alt war. Für mich ist dieser Anblick genauso selbstverständlich wie der Anblick von Lebenden. Und noch mehr, ich bin mit den Verstorbenen vertrauter als mit den Lebendigen. Nur an Freitagen und in der Fastenzeit sehe ich sie nicht, an anderen Tagen treffe ich sie immer. Die Heiligen sehe ich manchmal, nicht immer. Die Muttergottes und Jesus erscheinen mir in der Fastenzeit, am Gründonnerstag und Karfreitag. Jesus und Maria sagen mir, wir sollten gut, demütig und barmherzig sein, und dass die Welt nicht hell, sondern finster ist! Jesus leidet, denn die ganze Welt erneuert Seine Kreuzigung. Die Muttergottes sagt uns, wir sollten viel beten, vor allem den Rosenkranz. Ich erkenne verschiedene Sachverhalte durch meine Informanten, die Engel. Ich sehe sie so, als wären sie zehnjährige Kinder, ohne Flügel – also nicht so, wie sie auf Bildern dargestellt werden, sondern als wunderschöne, strahlende Kinder, die immer einen guten Rat erteilen. Jeder von uns hat an seiner Seite einen Schutzengel. Ich sehe sie an der Seite von Lebenden, nicht von Toten. Die Engel geben den auf der Erde lebenden Menschen viele Dinge ein. Ich sehe, wie die Engel auf der rechten Seite der Laien stehen und auf der linken Seite bei Geistlichen. Manchmal geschieht es, dass mich ein Priester in weltlicher Kleidung aufsucht. Ich weiß sofort, dass es sich um einen Priester handelt, denn ich sehe ja seinen Schutzengel auf der linken Seite. Ich küsse seine Hand und er sagt zu mir: »Woher wussten Sie es?« Und ich antworte: »Ich sehe an Eurer linken Seite den Schutzengel«“.

Fortsetzung folgt!

Pater M. Piotrowski S. Chr.

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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