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„Ohne die sonntägliche Eucharistiefeier können wir nicht leben“
   

Autor: Sebastian Bednarowicz,
Liebt einander! 3/2012 → Christenverfolgung



Die Eucharistie, die die Kirche seit mehr als 2000 Jahren feiert, gibt den Christen Kraft, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Im Altertum hatte die Kirche von Anfang an mit blutigen Verfolgungen zu kämpfen. Man gab die Eucharistiefeier jedoch niemals auf, obwohl die Versammlung der Christen bei der heiligen Messfeier oft dazu führte, dass man sie denunzierte und manchmal sogar tötete.

Man könnte denken, dass solche Situationen der Vergangenheit angehören. Heutzutage haben wir es vorwiegend damit zu tun, dass viele Gläubige die Teilnahme an der Eucharistiefeier in der Gemeinschaft mit der Kirche vernachlässigen oder auf die leichte Schulter nehmen. Es gibt jedoch auf der Welt Länder, in denen die Feier des Opfers Christi oder die Teilnahme daran zum Märtyrertod führen kann. Auch der Irak gehört zu diesen Ländern. Seit Beginn des Krieges im Jahre 2003 wurden Bombenanschläge auf über 70 Kirchen verübt, und über 400 Christen haben ihr Leben für den Glauben hingegeben. Das Ziel der Terrorangriffe ist aber nicht nur das Töten von Christen. Man will sie vor allem daran hindern, an der Eucharistiefeier teilzunehmen. Viele irakische Priester und Bischöfe bekommen Drohbriefe, die sie zum Verlassen des Landes auffordern; einige von ihnen werden entführt, gefoltert und getötet. Pfarrer Raghid Ganni ist das beste Beispiel für einen ungebrochenen Glaubenszeugen, der trotz seiner dramatischen Situation seiner priesterlichen Berufung die Treue hielt und in gefährlichen Bezirken der Stadt Mosul arbeitete.

Raghid Ganni, geboren im Jahre 1972, gehörte zur Avantgarde der chaldäischen Geistlichkeit im Irak. Er war hervorragend ausgebildet, in den Jahren 1996 bis 2003 hatte er Theologie an der päpstlichen Universität in Rom studiert. Ganni sprach mehrere Fremdsprachen und war Korrespondent bei der Presseagentur Asia News. Trotzdem entschied er sich für die Seelsorgearbeit im kriegsgeschüttelten Irak.

Pfarrer Raghid Ganni kannte das Risiko. Oft wurde ihm gedroht; man forderte ihn auf, seine Gemeinde zu verlassen, und seine Kirche wurde ein paar Mal angegriffen.  Doch er selber sah es ganz anders: Was für ein Hirte wäre er, wenn er die ihm anvertraute Herde verlassen würde, sie ohne Sakramente den Wölfen auslieferte? „Jeden Tag rechnen wir mit dem endgültigen Angriff, doch wir hören nicht auf, die Heilige Messe zu feiern“, sagte Pfarrer Ganni. „Wir werden es im Untergrund tun, wo wir sicherer sind. Zu dieser Entscheidung wurde ich durch die Kraft meiner Gemeindemitglieder ermutigt. Wir sind im Krieg, wirklich im Krieg, aber wir hegen die Hoffnung, dieses Kreuz mit der Gnade Gottes bis zum Schluss tragen zu können.“ Für Pfarrer Ganni waren seine Pfarrkinder, oft einfache, ungebildete Menschen, Glaubenszeugen, wahre Bekenner, die das aufzeigten, was am Leben in der Nachfolge Christi am wichtigsten ist. „Die Christen in Mosul sind keine Theologen; einige von ihnen sind sogar Analphabeten. Ungeachtet dessen ist seit vielen Generationen die folgende Wahrheit tief in ihnen verwurzelt: Ohne die sonntägliche Eucharistiefeier können wir nicht leben“, sagte Pfarrer Ganni mit Bewunderung über sie.

Die Eucharistie gab Pfarrer Raghid Ganni und diesen Menschen, die sich nicht sicher waren, ob sie den nächsten Tag erleben würden, Kraft und Hoffnung. Pfarrer Ganni bekannte: „Es gibt Tage, an denen ich mich so zerbrechlich und voller Angst erlebe. Aber wenn ich das eucharistische Brot in der Hand halte und sage: »Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt«, dann fühle ich Seine Kraft in mir. Wenn ich die Hostie in meinen Händen halte, dann ist es in Wirklichkeit Er, der mich und uns alle hält. Dadurch fordert Er die Terroristen heraus und hält uns in Seiner unendlichen Liebe vereint.“

Trotz andauernder Angriffe blieben die irakischen Christen der Eucharistie treu. In einer Welt voller Gewalt, Tod und Angst war diese für sie eine wahre Quelle des Lebens: „Die Terroristen mögen denken, dass sie unsere Leiber töten oder unseren Geist durch Bedrohung brechen können“, sagte Pfarrer Ganni, „doch am Sonntag sind die Kirchen immer voll. Sie können versuchen, uns das Leben zu rauben, aber die Eucharistie gibt es uns wieder.“ Der chaldäische Priester stellte sogar fest, dass die terroristischen Anschläge paradoxerweise dazu geführt haben, dass die Christen in Mosul den Wert des eucharistischen Opfers voll zu schätzen wissen: „Wenn alles normal abläuft, dann erscheint uns alles ganz selbstverständlich und wir vergessen das größte Geschenk, das wir bekommen haben. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass wir durch den gewaltsamen Terror erkannt haben, dass gerade die Eucharistie, der getötete und auferstandene Christus, uns das Leben gibt. Und dies lässt und ausharren und hoffen.“

Die Angriffe richteten sich auch unmittelbar auf die Familie von Pfarrer Ganni. Als seine Schwester im Juni 2004 Wasser trug, um gemeinsam mit anderen Frauen die Kirche für die sonntägliche Messfeier aufzuräumen, warf jemand in ihrer Nähe eine Granate. „Sie wurde verletzt, aber sie überlebte. Und am Sonntag zelebrierten wir wieder den Gottesdienst. Meine erschütterten Eltern nahmen auch daran teil.“ Das Opfer der Schwester war nicht umsonst. „Für mich und unsere Gemeinde wurden die Wunden meiner Schwester zu einer Quelle, die uns stärkte, damit auch wir unser Kreuz tragen konnten“, sagte Pfarrer Ganni.

Am 03. Juni 2007 erreichte die Treue Pfarrer Gannis zu seiner Berufung, sowie seine hingebungsvolle Teilnahme am Kreuzweg der irakischen Kirche ihren Höhepunkt. Kurz nachdem er die sonntägliche Messfeier zelebriert hatte, wurde er mitsamt den ihn begleitenden Diakonen von Terroristen angegriffen. Einer der Terroristen schrie ihm zu: „Ich hab dir doch gesagt, du sollst die Kirche schließen. Warum hast du das nicht getan? Warum bist du immer noch hier?“ Pfarrer Raghid Ganni antwortete ihm darauf nur ruhig: „Wie kann ich ein Haus schließen, das Gott gehört?“ Auf diese Worte antwortete der Angreifer mit einer Serie von Schüssen, die alle töteten, außer der Ehefrau eines Diakons, die fliehen konnte.

Pfarrer Ganni hatte bis zum Schluss ausgeharrt. Sein Blut, das vergossen wurde, nachdem er die Gläubigen mit dem Leib und Blut Christi gestärkt hatte, ist wie eine Besiegelung und Bestätigung all seiner Worte und seines unerschütterlichen Glaubens an die Macht der Eucharistie. Sein Zeugnis beinhaltet all das, wofür Tausende verfolgter irakischer Christen Zeugnis ablegen: In der Eucharistie gibt uns der getötete und auferstandene Christus das Leben.

Sebastian Bednarowicz

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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