Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Das Fegefeuer: Dreizehnter Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Das Fegefeuer: Dreizehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


II. Kreis. Die Neidischen, Blindheit erduldend. Sapia.

Wir waren auf dem Gipfel jener Stiegen,

Wo sich des Berges zweiter Abschnitt zeigt,

Des Bergs, der läutert, die hinaufgestiegen.

Hier, wo man auf den zweiten Vorsprung steigt,

Der, gleich dem ersten, rings die Höh umwindet,

Nur daß ein Bogen noch sich schneller beugt,

Hier ist kein Bild, und jedes Zeichen schwindet,

Daher man glatt den Weg und das Gestad

Von des Gesteins schwarzgelber Farbe findet.

"Dafern wir harrten, bis der Führer naht,"

So sprach Virgil darauf, "hier säumig stehend,

So wählten wir zu spät wohl unsern Pfad."

Dann macht er, festen Blicks zur Sonne sehend,

Für die Bewegung seinen rechten Fuß

Zum Mittelpunkt, sich mit dem linken drehend.

"O süßes Licht, du flößest den Entschluß

Zum neuen Weg mir ein, du führ uns weiter,"

Begann er, "wie ein treuer Führer muß.

Du wärmst die Welt, du machst sie hell und heiter;

Nie wandle man, wenn sich dein Glanz verhehlt,

Drängt nicht die Not, und er sei unser Leiter."

Soviel man hier auf eine Miglie zählt,

So weit schon gingen wir auf jenen Pfaden

In wenig Zeit, vom regen Trieb beseelt.

Ein Geisterzug flog längs den Felsgestaden,

Gehört, doch nicht gesehn, herbei und schien

Zum Tisch der Lieb uns freundlich einzuladen.

Der erste Geist rief im Vorüberfliehn:

Sie haben keinen Wein! Die Worte klangen

Dann nochmals hinter uns im Weiterziehn.

Und eh sie, sich entfernend, ganz verklangen,

Da rief: Ich bin Orest!—ein zweiter Geist,

Und war im schnellen Flug vorbeigegangen.

"O", sprach ich, "Vater, sage, was dies heißt?"

Da klang die dritte Stimm in meine Frage

Und rief: Liebt den, der Böses euch erweist.

Und er: "Du findest hier des Neides Plage!

Gegeißelt wird er hier, doch Liebe schwingt

Der strengen Geißel Schnur zu jedem Schlage.

Doch wisse, daß der Zügel anders klingt.

Du wirst ihn hören, eh im Weitergehen

Dein Fuß zum Passe der Verzeihung dringt.

Versuch es jetzo, scharf dorthin zu spähen,

Und vor uns wirst du Leute, langgereiht,

An dieser Wand des Felsens sitzen sehen.

Da öffnet ich sogleich die Augen weit

Und sah die Schatten an der Felsenhalle,

An Farbe dem Gesteine gleich ihr Kleid.

Und näher hört ich sie mit lautem Schalle

"Bitte für uns, Maria!" brünstig schrein,

"Michael und Petrus und ihr Heilgen alle!"

Möcht einer noch so hart und grausam sein,

Vor Mitleid wäre doch sein Herz entglommen,

Hält er, wie ich, gesehn der Armen Pein.

Denn als ich nun so nahe hingekommen,

Daß ich Gebärd und Angesicht erkannt,

Da ward mein Herz durchs Auge schwer beklommen.

Ihr Anzug war ein schlechtes Bußgewand;

Sie lehnten sich an sich und ihren Rücken

Sie allesamt an jene Felsenwand;

Den Blinden gleich, die Not und Hunger drücken,

Und die an Ablaßtagen bettelnd stehn,

Und, Kopf an Kopf gedrängt, sich kläglich bücken,

Indem sie, um das Mitleid zu erhöhn,

Nicht minder mit den jämmerlichen Mienen,

Als mit den lauten Jammerworten flehn.

Und, gleich den armen Blinden, war auch ihnen

Den bangen Schatten, welchen ich genaht,

Der Glanz des Himmelslichts umsonst erschienen.

Gebohrt war durch die Augenlider Draht,

Ihr Auge, wie des Sperbers, ganz vernähen;

Der, wild, nicht nach des Jägers Willen tat.

Mir aber schien es unrecht, daß ich sehend,

Doch ungesehn dort ging, drum wandt ich mich

Zum weisen Rat, nach seiner Meinung spähend.

Er, der sogleich erriet, weswegen ich

Noch stumm, auf ihn die Blicke fragend lenkte,

Sprach: "Rede jetzt, doch kurz und sinnig sprich."

An jener Seite, wo der Fels sich senkte,

Ging mir Virgil, wo leicht zu fallen war,

Weil kein Geländer dort den Rand verschränkte;

Zur andern Seite saß die fromme Schar,

Und durch die grause Naht gepreßte Zähren,

Die ihre Wangen netzten, nahm ich wahr.

"Ihr, sicher, euch im Lichte zu verklären,"

Begann ich nun, "das einzig euer Traum,

Das einzig euer Wunsch ist und Begehren,

Die Gnade lös euch des Gewissens Schaum

Und mache drin auf reinem lauterm Grunde

Der Seele klaren Fluß zum Strömen Raum.

Doch bitt ich euch, gebt mir gefällig Kunde:

Ist eine Seel aus Latium hier?—Ich bin

Für sie vielleicht dann hier zur guten Stunde."

"O Bruder, jede Seel ist Bürgerin

Von einer wahren Stadt—doch willst du fragen,

Ob ein in Welschland lebt als Pilgerin."

So schiens, von mir noch etwas fern, zu sagen,

Daher ich, weil ich fast das Wort verlor,

Sogleich beschloß, mich weiter vor zu wagen.

Und eine wartete, so kam mirs vor,

Auf Antwort, und, ums deutlicher zu zeigen,

Hob sie, dem Blinden gleich, das Kinn empor.

"Du," sprach ich, "die sich beugt, um aufzusteigen,

Warst dus, die Antwort gab, so magst du mir

Jetzt deinen Ort und Namen nicht verschweigen."

"Ich war von Siena, und mit diesen hier",

So sprach sie, "läutr ich mich vom Lasterleben,

Und weinend flehn um Gottes Gnade wir.

Sapia hieß ich, ob ich gleich ergeben

Der Torheit war, denn mir schien andrer Leid

Weit größre Lust, als eignes Glück zu geben.

Doch zweifelst du an meinem tollen Neid,

So höre nur!—Die Jugend war verflossen,

Und abwärts ging der Bogen meiner Zeit,

Als nah bei Colle meine Landsgenossen

Den kampfbereiten starken Feind erreicht;

Da bat ich Gott um das, was er beschlossen.

Drauf wird ihr Heer geschlagen und entweicht,

Und ich, erblickend, wie der Feind es jage,

Fühl eine Lust, der keine weiter gleicht,

So daß ich kühn den Blick gen Himmel schlage

Und rufe: Gott, nicht fürcht ich mehr dich jetzt!

Der Amsel gleich am ersten warmen Tage.

Nach Gottes Frieden sehnt ich mich zuletzt

Am Rand des Lebens, aber meine Schulden,

Durch Reue wären sie nicht ausgewetzt,

Wenn Pettinagno meiner nicht in Hulden

Gedacht in seinem heiligen Gebet;

Noch müßt ich vor dem Tore harrend dulden.

Doch wer bist du, der offnen Auges geht,

So scheints, um unsern Zustand zu erkunden,

Und dessen Atem noch beim Sprechen weht?"—

"Mit Draht wird einst mein Auge hier durchwunden,"

So sprach ich, "doch ich hoffe kurze Frist,

Weil mans nur selten scheel vor Neid gefunden.

Mehr als das Leid, ob des du traurig bist,

Hat Sorge mir die untre Qual bereitet.

Schon fühl ich, wie die Bürde drückend ist."

Und sie: "Wer also hat dich hergeleitet,

Daß du, um rückzukehren, hier erscheinst?"

"Er, der dort schweigend steht, hat mich begleitet.

Ich leb, erwählter Geist, und wenn ich einst

Jenseits als Sterblicher für dich bewegen

Die Füße soll, so fordre, was du meinst."

"So Neues sagtest du," sprach sie dagegen,

"Daß es dir sicher Gottes Huld bewährt.

Verwende drum dein Flehn zu meinem Segen.

Ich bitte dich, bei allem, was dir wert,

Wirst du dich je im Tuscierland befinden,

So sei zum Bessern dort mein Ruf gekehrt.

Beim eiteln Volk wirst du die Meinen finden,

Das Talamon verlockt zum Hoffnungswahn;

Und wie bei Dianas Quelle wird er schwinden,

Doch setzen mehr die Admirale dran."


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

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