Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Das Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Das Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


Das zweite P. verschwindet unmerklich. III. Kreis, Zornige, im Rauch. Vision der Sanftmuth. Abend.

So viel, als bis zum Schluß der dritten Stunde,

Vom Tagsbeginn des Wegs die Sphäre macht,

Die wie ein Kindlein tanzt im ewgen Runde,

So viel des Weges halt, eh noch vollbracht

Ihr Tageslauf, die Sonne zu vollbringen;

Dort war es Vesperzeit, hier Mitternacht.

Auf jenen Pfaden, die den Berg umringen,

Schien uns die Sonne mitten ins Gesicht,

Weil wir jetzt grade gegen Westen gingen.

Da fiel ein Glanz mit lastendem Gewicht

Mir auf die Stirn, mich mehr als erst zu blenden.

Ich staunt, und was es war, begriff ich nicht.

Schnell deckt ich mir die Augen mit den Händen

Als wie mit einem Schirm, daß vor der Glut

Die schwachen Blicke Schutz und Ruhe fänden.

Gleich wie der Strahl vom Spiegel, von der Flut

Nach jenseits hüpft, und dann beim Aufwärtssteigen,

So wie vorher beim Niedersteigen tut,

Weil er von Linien, die sich senkrecht neigen,

So hier wie dort abweicht in gleichem Zug,

Wie uns die Kunst und die Erfahrung zeigen;

So ward mein Auge jetzt in jähem Flug

Getroffen vom zurückgeworfnen Lichte,

Drob ichs in Eile schloß und niederschlug.

"Was, süßer Vater, ist dies? Dem Gesichte

Will, was ich tue, nicht zum Schutz gedeihn.

Es scheint, als ob der Glanz hierher sich richte!"

Drauf er: "Nicht staune, wenn in solchem Schein

Noch blendend dir des Himmels Diener nahen.

Ein Bote kommt und lädt zum Steigen ein.

Bald wird, was erst die Augen tränend sahen,

Dir so zur Lust, als du nur Fähigkeit,

Sie zu empfinden, von Natur empfahen."

Der Engel sprach zu uns voll Freudigkeit:

"Geht dorten ein auf minder schroffen Stiegen,

Als jene sind, die ihr gestiegen seid."

Indem wir nun zusammen aufwärts stiegen,

Sangs hinter uns: "Heil den Barmherzgen, Heil!"

Und wieder klangs: "Sei froh in deinen Siegen!"

Und da wir beid allein, und minder steil

Die Treppen waren, dacht ich: Noch im Gehen

Wird Lehre wohl vom Meister dir zuteil.

"Was mochte Guido bei dem Gut verstehen,

Das Ausschluß der Genossenschaft gebeut?"

Ich sprachs, gewandt, ihm ins Gesicht zu sehen.

"Weil stets sein Hauptfehl ihm den Schmerz erneut"

Sprach drauf Virgil, "will er dich weiser machen

Und tadelt drum, was er nun schwer bereut.

Denn euer Sehnen geht nach solchen Sachen,

Die Mitbesitz verringert, die durch Neid

In eurer Brust der Seufzer Glut entfachen.

Doch möchten in des Himmels Herrlichkeit

Des Menschen Wünsch ihr rechtes Ziel erkennen,

War eure Brust von solcher Angst befreit.

Je mehrere dies Gut ihr eigen nennen,

Je mehr besitzt des Guts ein jeder dort,

Je stärker fühlt er sich in Lieb entbrennen."

"Noch fass ich nichts," versetzt ich meinem Hort,

"Und mindre Zweifel hat vorher das Schweigen

In meiner Seel erweckt, als jetzt dein Wort.

Kann höher je der Reichtum vieler steigen,

Wenn man ein Gut verteilt, als wenn es nicht

Gemeinsam wäre. Sondern einem eigen?"

Und er: "Weil, nur auf Erdengut erpicht,

Dein Geist noch nicht den höhern Flug gewonnen,

Drum schöpfst du Finsternis aus wahrem Licht.

Des Himmels unaussprechlich große Wonnen,

Sie eilen so ins liebende Gemüt,

Wie nach dem Spiegel hin der Strahl der Sonnen

Sie geben sich je mehr, je mehr es glüht,

Und reicher strömt die ewge Kraft hernieder,

Je freudiger des Herzens Lieb erblüht.

Erhebt die Seel erst aufwärts ihr Gefieder,

Dann liebt sie mehr, je mehr zu lieben ist,

Denn eine strahlt den Glanz der andern wieder—

Und gnügt mein Wort dir nicht, in kurzer Frist

Wird dort von dir Beatrix aufgefunden,

Durch welche du dann ganz befriedigt bist.

Jetzt sorge nur, daß bald von deinen Wunden

Die fünf sich schließen wie das erste Paar,

Das von der Stirn durch Reu und Leid geschwunden."

Schon wollt ich sagen: Deine Red ist klar!

Da war ich an des andern Kreises Saume,

Wo schnell mein Wort gehemmt durch Schaulust war.

In einen Tempel schien, von wachem Traume

Dahingerissen, meine Seel entflohn,

Und Leute sah ich viel in seinem Raume.

Am Eingang schien mit süßem Mutterton

Und zärtlicher Gebärd ein Weib zu sagen:

"Was hast du dies an uns getan, mein Sohn?

Wir suchten dich voll Angst seit dreien Tagen,

Ich und der Vater"—sprachs, und wundersam

Schien sie vom Wehn der Luft davongetragen.

Drauf vors Gesicht mir eine zweite kam,

Von Zähren naß, die—wohl wars zu erkennen—

Dem Aug entpreßte zornerzeugter Gram.

Sie rief: "Willst du den Herrn der Stadt dich nennen,

Ob deren Namen Götter sich gegrollt,

Wo Strahlen jeder Wissenschaft entbrennen,

Dann, Pisistrat, zahl ihm der Frechheit Sold,

Ders wagte, deine Tochter zu umfassen!"

Allein der Herr, der liebreich schien und hold,

Entgegnet ihr, die also rief, gelassen:

"Wird jener, der uns liebt, von uns verdammt,

Was tun wir dann an solchen, die uns hoffen?"—

Dann sah ich eine Schar, von Zorn entflammt,

Und einen Jüngling dort, von ihr gesteinigt,

Tod! Tod! so schrien sie wütend allesamt.

Er beugte sich, schon bis zum Tod gepeinigt,

Des Last ihn zu der Erde niederrang,

Doch seinen Blick dem Himmel stets vereinigt,

Und fleht empor zu Gott in solchem Drang:

"Vergib der Wut, die gegen mich entbrannte!"

Mit einem Blicke, der zum Mitleid zwang.

Als meine Seele sich von außen wandte

Zurück zu dem, was wahr ist außer ihr,

Und ich nun den nicht falschen Wahn erkannte,

Da sprach mein Führer, der, nicht weit von mir,

Mich gleich dem Schläfer, der erwacht, erblickte:

"Nicht halten kannst du dich! Was ist mit dir?

Bereits seit einer halben Stunde knickte

Dein Knie, du taumeltest, dein Auge brach,

Als ob dich Schlummer oder Wein bestrickte."

"O süßer Vater, hörst dus an"—dies sprach

Ich drauf zu ihm—"so will ich dir verkünden,

Was mir erschien, als mir die Kraft gebrach."

"Ob mir entgegen hundert Masken stünden,"

Entgegnet er, "und deckten dein Gesicht,

Doch würd ich, was du denkst, genau ergründen.

Das, was du sahst, du sahsts, damit du nicht

Dich ungemahnt verschlössest jenem Frieden,

Des Strom hervor aus ewger Quelle bricht.

Was ist dir? fragt ich nicht, wie der danieden

Zu fragen pflegt, des Auge nicht mehr schaut,

Sobald die Seel aus seinem Leib geschieden.

Die Füße dir zu kräftgen, fragt ich laut,

Denn treiben muß man so den wachen Trägen,

Den Tag zu nützen, eh der Abend graut."

Wir gingen beid in sinnigem Erwägen

Dem Abend zu und sahn, soweit man kann,

Der Sonne tiefem Strahlenglanz entgegen.

Und sieh, ein Rauch kam nach und nach heran,

Der, schwarz wie Nacht, sich bis zu uns erstreckte,

Und nirgends traf man Raum zum Weichen an,

Daher er bald uns Aug und Himmel deckte.


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

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