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Das Fegefeuer: Neunzehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


Vision der Weltlust und der Gnade. V. Kreis, Geizige und Verschwender, (22, 34), an der Erde, gefesselt. Fünfter Morgen der Reise. Das vierte P verschwindet. Papst Hadrian V.

Zur Stunde, da, vom Erdqualm überwunden,

Oft vom Saturn, den Nachtfrost zu durchlaun,

Der Tagesglut die Kraft dahingeschwunden,

Wenn in dem Osten vor des Frühlichts Grauen

Ihr größtes Glück die Geomanten sehen,

Wos kurze Zeit sich hält in nächtgem Braun,

Sah ich ein Weib im Traume vor mir stehen,

Kalkweiß, verstümmelt, stotternd, krummgebückt,

Und schielend sah ich sie die Augen drehen.

Ich schaut auf sie—wie der, den Nachtfrost drückt,

Gestärkt wird und belebt vom Blick der Sonnen,

So wurde sie von meinem Blick durchzückt.

Schnell sprang das Band, das ihre Zung umsponnen;

Sie richtete sich auf; ein roter Schein

Färbt ihr Gesicht, wie Hauch der Liebeswonnen.

Kaum fühlte sie die Zunge sich befrein,

Als sie ein Lied begann, so holden Sanges,

Daß ich auf nichts horcht, als auf sie allein.

"Ich, der Sirenen Süßeste," so klang es,

"Ich bins, durch die vom Weg der Schiffer schweift;

Denn wer mich hört, ist voll des Wonnedranges.

Mir folgt Ulyß, der lang umhergestreift,

Und wie Entzücken ihn und Wollust kirren,

Verläßt mich keiner, der mich ganz begreift."

Noch hört ich in der Luft die Töne schwirren,

Sieh, da erschien ein heilges Weib, mir nah,

Die Sängerin beschämend zu verwirren.

"Virgil! Virgil! sprich, wer ist diese da?"

Sie riefs mit Zorn, als sie dies Weib entdeckte

Indes er fest nur ihr ins Auge fah.

Sie aber riß das Kleid, das jene deckte,

Ihr vorn entzwei, daß mir der Bauch erschien,

Aus dem Gestank quoll, welcher mich erweckte.

Ich schlug die Augen auf und sah auf ihn.

"Schon dreimal rief ich dich," begann der Weise.

"Auf, laß uns jetzt zur Felsenöffnung ziehn."

Ich richtete mich auf, und alle Kreise

Des heilgen Bergs erfüllte Morgenpracht

Und leuchtet hinter uns zu unsrer Reise.

Ich folgt ihm nach und neigte, längst erwacht,

Die Stirn, wie einer, der in schweren Sinnen

Sich selbst zum halben Brückenbogen macht.

"Kommt, hier steigt auf!" So hört ichs nun beginnen,

Mit Tönen, wie sie nie im irdschen Land,

So huldvoll und so süß, das Herz gewinnen.

Die Flügel, wie des Schwanes, ausgespannt,

Winkt uns der Engel vor, und beide gingen

Wir durch des Felsens enge Doppelwand.

Er weht uns an mit den bewegten Schwingen

Und sprach: "Heil dem, der stark das Leid erträgt,

Denn reichen Trost wird seine Seel erringen."

"Was hast du, das dich immer noch erregt?

Was sinkt verworren noch dein Blick zur Erden?"

So sprach Virgil, als wir uns fortbewegt.

"Ein neu Gesicht—noch seh ich die Gebärden"—

Versetzt ich, "macht mich so in Zweifeln gehn!

Noch kann ich dieses Bilds nicht ledig werden."—

"Die alte Hexe—hast du sie gesehn,

Ob der man dorten klagt, wohin wir reisen,"

Sprach er, "und wie mans macht, ihr zu entgehn?

Doch weiter jetzt. Schau auf! In mächtgen Kreisen

Wird dort im klaren himmlischen Gebiet

Lockbilder dir der ewge König weisen!"

Wie erst der Falk auf seine Füße sieht,

Doch dann nicht säumt, sich nach dem Ruf zu wenden,

Sich streckt und fliegt, wohin die Beut ihn zieht.

So ich—so klomm ich zwischen Felsenwänden,

Soweit der Weg sich hebt im engen Schlund,

Bis wo die Stiegen auf dem Vorsprung enden.

Und als ich frei im fünften Kreise stund,

Da lagen Leute, die sich weinend plagten,

Das Auge ganz hinabgewandt, am Grund.

"Ach, meine Seele klebt am Staube!" klagten

Sie all, und ihrer Seufzer laut Getön,

Es ließ mich kaum vernehmen, was sie sagten.

"Ihr Gotterwählte, deren Angstgestöhn

Gerechtigkeit und Hoffnung mild versüßen,

O sprecht, wo ist die Stiege zu den Höhn?"

"Kommt ihr, gewiß, nicht liegend hier zu büßen,

So nehmt nur links den Felsen euren Lauf,

Dann liegt der Eingang bald vor euren Füßen."

So bat Virgil, und so versetzt es drauf

Nicht weit von uns, und, schnell erratend, klärte

Ich, was drin sonst verborgen war, mir auf.

Als ich den Blick nach dem des Führers kehrte, .

Stimmt er mit frohem Winke gern mir bei,

Ich möge tun, was mein Gesicht begehrte.

Kaum stand mir nun nach Wunsch zu handeln frei,

So sucht ich ihn, des Wort den Sinn verborgen:

Er wisse nicht, daß ich noch lebend sei.

Und sprach: "O Geist, für den des Heiles Morgen

Durch Tränen früher tagt, o laß für mich

Ein wenig ab von deinen größern Sorgen.

Wer warst du? Und was kehrt dein Rücken sich

Empor? Und dort, woher ich, noch im Leben,

Gekommen bin, dort bitt ich dann für dich."

"Wie wir hier liegen für verkehrtes Streben,

Bald hörst dus," sprach er, "doch vernimm zuvor:

Mir waren Petri Schlüssel übergeben.

Bei Siestri rollt aus einem Tal hervor

Ein schöner Fluß, den das Geschlecht der Meinen

Zu seinem ersten Titel sich erkor.

Ich fühlt als Papst fünf Wochen lang, daß einen,

Der rein die Stola hält, sie so beschwert,

Daß leicht, wie Flaum, all andre Bürden scheinen.

Und leider, ward ich nur zu spät bekehrt;

Doch als ich zu dem Heilgen Stuhl gelangte,

Da ward ich von des Lebens Trug belehrt.

Ich sah, daß dort das Herz nie Ruh erlangte,

Daß jenes Leben mir nichts Höhres bot,

Daher ich heiß nach diesem nur verlangte.

Bis dahin war ich arm, getrennt von Gott,

Und völlig machte mich der Geiz zum Sklaven,

Dafür sie mich bestraft mit dieser Not.

Die Läutrungsqualen, die mich hier betrafen,

Tun dir des Geizes Art und Wesen kund,

Und auf dem Berg gibts keine härtern Strafen.

Wie einst das Auge nicht nach oben stund,

Und nur gefesselt war von irdschen Dingen,

So drückts Gerechtigkeit hier an den Grund.

Und wie den Trieb, das Gute zu vollbringen,

Der Geiz erstickt und nimmer handeln läßt,

So hält Gerechtigkeit in festen Schlingen

Hier Hand und Fuß gebunden und gepreßt;

So liegen wir, bis uns der Herr die Glieder

Einst wieder löst, hier unbeweglich fest."

Antworten wollt ich ihm und kniete nieder,

Doch, da ich sprach und er durchs Ohr erkannt,

Daß Ehrfurcht mich gebeugt, begann er wieder:

"Was kniest du hier?" Und ich drauf: "Ich empfand

Ob deiner Würde Vorwürf im Gewissen,

Daß ich vor dir noch grad und aufrecht stand."

"Bruder, steh auf!"—so er—"du mußt ja wissen,

Dein Mitknecht bin ich nur von einer Macht,

Der du und ich und all uns beugen müssen.

Und hattest du des heilgen Spruches acht:

Sie freien nicht, so wirst du dir erklären,

Was ich bei meiner Rede mir gedacht.

Jetzt geh. Dein Weilen hemmt den Lauf der Zähren,

Die früher mir—denk an dein eignes Wort—

Das Morgenlicht des ewgen Heils gewähren.

Alagia, eine Nichte, hab ich dort,

Gut von Natur, reißt nicht zu schlechten Trieben

Sie der Verwandten übles Beispiel fort,

Und sie allein ist jenseits mir geblieben."


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

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