Christlichen Bibliothek. Göttliche Komödie. Die Hölle: Sechzehnter Gesang. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus. Göttliche Komödie.
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
Deutsch VersionChristlichen Portal

Christian Resources

Vote!

 
Die Hölle: Sechzehnter Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


3. Ring, Forts. Guido Guerra. Rusticucci. Zum 8. Kreis.

Ich war am Ort, wos widerhallend brauste

Vom Wasser, das da stürzt ins nächste Tal,

Als ob ein Schwarm von Bienen summt und sauste;

Da rannten Schatten her, drei an der Zahl,

Und trennten sich von einer größern Bande,

Die hinlief durch des Feuerregens Qual,

Und schrien: "Halt du, wir sehn es am Gewande

Dir deutlich an, du bist hierher versetzt

Aus unserm eignen schnöden Vaterlande."

Ach, alt und neue Wunden, eingeätzt

Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische,

Und noch voll Mitleid denk ich ihrer jetzt.

Mein Meister horcht auf dieses Schmerzgekreische

Und sah mich an und sprach: "Hier harren wir!

Bedenke jetzt, was Höflichkeit erheische.

Denn wäre nicht der Feuerregen hier,

Nach der Natur des Orts, so würd ich sagen:

Die Eile zieme, mehr als ihnen, dir."

Ich stand und hörte neu ihr altes Klagen;

Zu uns gekommen waren alle nun,

Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen.

Wie nackende gesalbte Kämpfer tun,

Die Griff und Vorteil zu erforschen pflegen,

Indessen noch die Püff und Stöße ruhn;

So sah ich sie im Kreise sich bewegen,

Mir immerdar das Antlitz zugewandt,

Und Hals und Fuß an Richtung sich entgegen.

Und einer sprach: "Wenn dieser lockre Sand

Und unsre Not uns nicht verächtlich machte.

Und unsre Haut, so rußig und verbrannt,

Dann unser Flehn, ob unsers Rufs, beachte;

Sprich, wer bist du? Wie lebend hier erscheinst?

Und was dich sicher her zur Hölle brachte?

Der, welchem du mich folgen siehst, war einst,

Muß er auch nackt hier und geschunden rennen.

Von höherm Range wohl, als du vermeinst.

Wer hörte nicht Gualdradas Enkel nennen,

Den Guidoguerra, dessen Schwert und Geist

Wohl Puglia und Florenz als tüchtig kennen?

Der hinter mir den lockern Sand durchkreist,

Tegghiajo ists, des Rat man noch auf Erden,

Obwohl man ihm nicht folgt, als heilsam preist.

Ich, ihr Genoss in schrecklichen Beschwerden,

Bin Jakob Rusticucci, und mich ließ

Mein böses, wildes Weib so elend werden."—

Wenn irgend was vorm Feuer Schutz verhieß.

So stürzt ich gern mich unter sie hernieder,

Auch litt, so glaub ich, wohl mein Meister dies.

Allein verbrannt hätt ich auch meine Glieder,

Drum unterdrückte Furcht in mir die Lust,

Die Jammervollen zu umarmen, wieder.

"Nicht der Verachtung bin ich mir bewußt,"

Begann ich, "nur des Leids für euch Geplagte,

Und schwer verwinden wird es meine Brust.

Ich fühlt es, als mein Herr mir Worte sagte,

Durch welche mir es deutlich ward und klar,

Daß, wer hier komme, hoch auf Erden ragte.

Ich bin aus eurer Stadt, und nimmerdar

Wird eures Tuns ruhmvoll Gedächtnis schwinden,

Das immer mir auch lieb und teuer war.

Ich ließ die Gall, um süße Frucht zu finden,

Die mein wahrhafter Führer prophezeit,

Doch muß ich erst zum Mittelpunkt mich winden."

"Soll lang noch deine Seele das Geleit

Der Glieder sein," so sprach nun er dagegen,

"Soll leuchten noch dein Ruf nach deiner Zeit,

So sage mir, bewohnen, wie sie pflegen,

Wohl unsre Stadt noch Kraft und Edelmut?

Sind sie verbannt und völlig unterlegen?

Denn Borsiere, welcher diese Glut

Seit kurzem teilt, und dort mit andern schreitet,

Erzählt uns manches, was uns wehe tut!—"

"Neu Volk und schleuniger Gewinn verleitet

Zu Unmaß dich und Stolz, der dich betört,

Florenz, und dir viel Leiden schon bereitet!"

Ich riefs, das Aug emporgewandt, verstört.

Starr sahn die drei sich an bei meinen Reden,

Wie man sich anstarrt, wenn man Wahrheit hört.

"Wir wünschen Glück, wenn du so wohlfeil jeden

Abfertgen kannst," war aller Gegenwort,

"Und dirs bekommt, nach Herzenslust zu reden.

Entkommst du einst aus diesem dunkeln Ort

Und siehst den Sternenglanz, den schönen, süßen,

Und sagst dann froh und heiter: Ich war dort,

Vergiß dann nicht, die Welt von uns zu grüßen!"—

Hier aber brachen sie den Kreis und flohn

Voll Eil und wie mit Flügeln an den Füßen.

Eh man ein Amen ausspricht, waren schon

Sie alle drei aus meinem Blick verschwunden.

Drum ging sogleich mein Meister auch davon.

Ich folgt ihm nach, um Weitres zu erkunden,

Worauf uns bald des Stroms Gebraus erklang,

So nah, daß wir uns sprechend kaum verstunden.

Gleich jenem Flusse mit dem eignen Gang,

Des Fluten ostwärts vom Berg Veso toben.

Vom Apennin an seinem linken Hang;

Das stille Wasser heißt er erst dort oben,

Dann senkt er sich und wird bei Forli bald

Des ersten Namens wiederum enthoben—

Des Sturz dort ob Sankt Benedikt erschallt.

Wo seine Wellen in den Abhang brausen,

Der groß für Tausend ist zum Aufenthalt:

So brach von einem Felsenhang voll Grausen

Der rotgefärbte Fluß sich brüllend Bahn,

Und kaum ertrug das Ohr sein wildes Sausen.

Mit einem Stricke war ich umgetan,

Und manches Mal mit diesem Gurte dachte

Ich das gefleckte Panthertier zu sehn.

Nachdem ich los von mir den Gürtel machte,

Wie ich vom Führer mir geboten fand,

Macht ich ein Knäuel draus, das ich ihm brachte.

Er aber kehrte dann sich rechter Hand

Und schleuderte zum tiefen Felsenschlunde

Das Knäul hinunter ziemlich weit vom Rand.

"Entsprechend", dacht ich, "muß die neue Kunde

Dem neuen Wink und diesem Blicke sein,

Womit mein Meister schaut zum tiefen Grunde."

Stets präge doch der Mensch sich Vorsicht ein

Mit solchen, die des Herzens Sinn erspähen,

Und nicht sich halten an die Tat allein.

Er sprach: "Bald werden wir auftauchen sehen,

Was ich erwart; und das, was du gedacht,

Wird deutlich bald vor deinen Blicken stehen."

Bei Wahrheit, die der Lüge gleicht, habt acht,

Soviel ihr könnt, euch nimmer auszusprechen,

Sonst werdet ihr ohn eure Schuld verlacht.

Doch kann ich mich zu reden nicht entbrechen

Und schwör, o Leser, dir, bei dem Gedicht,

Dem nimmer möge Huld und Gunst gebrechen:

Ich sah durch jene Lüfte schwarz und dicht

Ein Bild, nach oben schwimmend, sich erheben,

Dem Kühnsten wohl ein wunderbar Gesicht—

Wie jemand kehrt, der sich hinabbegeben.

Den Anker, der im Felsenrisse steckt,

Zu lösen, wenn er sich beim Aufwärtsstreben

Von unten einzieht und nach oben streckt.




Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

Read also in English: The Divine Comedy

Читайте також: Данте Аліг'єрі. Божественна комедія.

Читайте также: Данте Алигьери. Божественная комедия.


Top

Empfehlen Sie diese Seite einem Freund!

Siehe auch